Trainingstipp

Trainingstipp: Spielumstellung auf Noppen - Teil 2

Wir zeigen Ihnen, wie Sie am besten mit den gefürchteten langen Noppen umgehen (©Fabig)

21.10.2014 - In der vergangenen Woche haben wir uns mit der Spielumstellung auf kurze Noppen beschäftigt. Diese Beläge werden zwar von vielen Spielern auch schon nicht gemocht, sie zählen aber nicht zu den gefürchteten ‚schlimmen’ Noppen, da sie im Spiel den Noppen-innen-Belägen sehr ähneln. ‚Schlimm’ oder gar verhasst sind zumeist die langen Noppen und ihre scheinbar unberechenbaren Spieleigenschaften, um die es diesmal gehen soll.

präsentiert vom Verband Deutscher Tischtennistrainer (VDTT)

„Der Ball flattert“…“taucht ab“…“bleibt stehen“…“fliegt eine Kurve“ sind nur ein paar von vielen Äußerungen über die Spieleigenschaften von langen Noppen. Aber können sich diese Beläge wirklich über die Grenzen der Physik hinwegsetzen? – Wohl kaum. Wie wir mit und gegen dieses Material spielen müssen, wollen wir in diesem Trainingstipp behandeln.


"Hier wird Ihnen geholfen" - Professionelle Tischtennisschulen im Überblick

 

Auch die langen Noppen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Ähnlich wie bei ihren kurzen ‚Kollegen’ können die Noppen weich, hart, dicker oder dünner sein. Sogar die Länge der Noppen kann variieren - und es gibt sogenannte halblange Noppen. Die Noppenköpfe können ebenfalls die unterschiedlichste Beschaffenheit haben. Nur eins darf die Noppe nicht sein: glatt!

 

Seit dem 01.08.2008 ist es nicht mehr gestattet, lange Noppen mit einer zu geringen Griffigkeit zu spielen. Der Reibungskoeffizient wurde auf 25 Millinewton festgelegt. Unterschreitet eine Noppe diesen Wert, so bekommt er keine Zulassung von der ITTF und ist für den Spielbetrieb nicht mehr zugelassen. Einen in der Praxis gut anzuwendenden Test gibt es jedoch nicht und so werden zugelassene Beläge im Nachhinein oft einfach glatt gemacht. Mit diesen Noppen wollen wir uns heute jedoch nicht beschäftigen.

 

Was bewirken lange Noppen und wie wird mit ihnen und gegen sie gespielt?

 

Lange Noppen leben vor allem von der ankommenden Rotation und ihrer - im Volksmund „Schnittumkehr“ genannten - Wirkung. Tatsächlich handelt es sich hierbei allerdings nicht um eine Schnittumkehr, sondern um eine Richtungsumkehr bei Rotationserhaltung. Bei einem Topspin erzeuge ich eine Vorwärtsrotation und die Schlagrichtung erfolgt ebenso nach vorne. Wird nun eine Unterschnittabwehr mit einem Noppenbelag gespielt, so wird meine Rotation beibehalten, jedoch die Bewegungsrichtung geändert. Dadurch hat der Ball, den ich zurückbekomme, Unterschnitt.

 

Wenn man dies verinnerlicht hat, sollte man es zumindest immer schaffen, den Ball sicher auf den Tisch zu spielen, und leichte Fehler vermeiden können. Das hilft natürlich nur bedingt, da man gegen einen Verteidiger eher selten durch seine eigene Ballsicherheit punktet. Zudem kommt es natürlich stark darauf an, wie der Noppenspieler mit seinem Material agiert. Hierzu wollen wir die Langnoppen-Spieler grob in zwei Kategorien aufteilen.

 

Es gibt Spieler, die tischnah agieren, und solche, die aus der Halbdistanz abwehren.

 

In der Regel sind lange Noppen mit einem etwas dickeren Schwamm besser für das Abwehrspiel aus der Halbdistanz geeignet. Je dünner der Schwamm, umso leichter gelingen Schläge vorne am Tisch. So gibt es auch Noppen ohne Schwamm, sogenannte „OX“-Noppen, welche für die verschiedenen tischnahen Block- und Angriffstechniken optimiert wurden. 

 

Natürlich gibt es hier in allen Bereichen Ausnahmen und man kommt nicht drum herum, seinen eigenen Favoriten zu suchen und zu finden. Eins sei aber vorab gesagt: Eine Wundernoppe, mit der alle Schläge gelingen, die einfach zu spielen ist und dennoch sehr gefährliche Schläge zulässt, gibt es nicht. Man muss immer Kompromisse eingehen.

 

Trifft man nun auf einen Abwehrspieler, so hat man häufig viel Zeit, sich gut zum Ball zu stellen, da der Ball eine längere Strecke zurücklegen muss. Dies kann man nutzen, um alle Bälle mit der starken Seite anzugreifen. Dies sollte man als Erstes umsetzen. Als Abwehrspieler sollte man es dem Angreifer hingegen natürlich nicht zu einfach machen und die Bälle schön über den Tisch verteilen. Gute Abwehrspieler schaffen es zudem, den Schnitt in den Schlägen zu variieren. Dies sollte wiederum vom Angreifer ebenso beachtet werden. 

 

Ein weiterer Schwachpunkt, nicht nur bei Noppenspielern, ist natürlich der Ellenbogen. Dieser sollte als taktisches Mittel nie unterschätzt werden. Und zu guter Letzt kann man mit ‚leeren’ Bällen arbeiten. Wenn dem Noppenspieler keine Rotation zur Verfügung gestellt wird, kann er kaum oder gar nicht mit Rotation spielen und muss ebenso einen ‚leeren’ Ball spielen. Diesen ‚leeren’ Ball kann man meistens gut für einen Endschlag nutzen. Für den Abwehrspieler bedeutet das natürlich, dass er diese Bälle möglichst vermeiden muss. Hier hilft oft nur der eigene Angriff.

 

Etwas anders verhält es sich bei einem Noppenspieler, der am Tisch agiert. Hier habe ich als Angreifer deutlich weniger Zeit und kann nicht alle Bälle mit der starken Seite spielen. Zudem kommen gerade ‚Halteblocks’ oder Noppen-Angriffsbälle mit sehr ungewohnten Flugbahnen auf einen zu. Hier gilt es, die Flugbahn gut zu beobachten, da man sich nicht mehr auf seine Erfahrung verlassen kann.

 

So ist es für den Noppenspieler möglich, auf einen Unterschnittball anzugreifen, auf einen Oberschnittball hingegen sehr schlecht bis gar nicht. Als Noppenspieler, der am Tisch agiert, sollte man vermeiden, auf einen Unterschnittball mit einer schupfähnlichen Schlagtechnik zu reagieren, da der Ball fast immer steigt. Besser ist es, solche Bälle anzugreifen, indem man einen konterähnlichen Schlag ausführt. Auch ‚leere’ Bälle sind immer sehr schwierig zu beantworten. Am besten werden diese Bälle umlaufen und mit der anderen Seite gespielt. Oftmals verlagert sich der Wechselpunkt bei solchen Spielern zudem. Hier sollte man genau beobachten, ab wann ein Spieler auf die Vorhand wechselt.

 

Das Spiel gegen Noppen ist eigentlich gar nicht so schwer, da diese Beläge in einigen Bereichen stark eingeschränkt sind. Oftmals wird eine Partie jedoch bereits vor dem ersten Ballwechsel im Kopf entschieden. Man hat ‚Angst’ vor der Noppe, da sie ‚anders’ ist. Man muss sich stärker auf seine Wahrnehmung verlassen und kann auf deutlich weniger Erfahrungswerte zurückgreifen.

 

Als Noppenspieler gilt es, dies natürlich stets auszunutzen. Man sollte sich aber nicht nur auf sein Material verlassen, sondern auch an seiner Technik mit der Noppe arbeiten. Nur ‚Hinhalten’ und Abwarten funktioniert nicht immer. Man lebt natürlich auch von einfachen Fehlern eines verunsicherten Gegners, sollte die Noppe aber vielmehr als Vorbereitung für einen Endschlag mit der Vorhand sehen. Das Spiel abwechslungsreich zu gestalten und den Gegner mit gezielten Angriffen zu verunsichern, ist der Weg zum Erfolg.

Zum pdf-Download des Trainingstipps!

 

(SF)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.