NDM 2015

Einzel: Boll schreibt Geschichte, Solja holt erstmals Gold

Was für ein Tag für Petrissa Solja: Sie ist zum ersten Mal Deutsche Einzelmeisterin (©Fabig)

08.03.2015 - Es ist vollbracht: Timo Boll hat sich den historischen zehnten Titel geangelt. Gegen einen kämpferischen Ruwen Filus, der zeitweise mit 2:1 in Führung gehen konnte, erreichte er, was vor ihm noch kein deutscher Spieler geschafft hat, und krönte sich an seinem Geburtstag zum zehnten Mal zum Meister. Petrissa Solja erfüllte sich im Spiel gegen ihre Doppelkameradin Sabine Winter den Traum, zum ersten Mal Gold im Einzel zu gewinnen.

Sechs Jahre lang hatte sich Timo Boll den ersten Platz der ‚Ewigen Bestenliste‘ mit Eberhard Schöler und Conny Freundorfer teilen müssen. Jetzt ist er der alleinige Spitzenreiter der Statistik. Timo Boll krönte sich in Chemnitz ausgerechnet an seinem Geburtstag zum zehnten Mal zum Deutschen Einzelmeister, was vor ihm noch kein Spieler geschafft hat, und machte sich so selbst das größte Geschenk.

Filus vergibt kleine Chance gegen Boll

Ungeachtet dessen, wie das Finale gegen Timo Boll ausgehen sollte, konnte Ruwen Filus mit seinem Turnier hochzufrieden sein. Der Abwehrspieler begeisterte nicht nur das Chemnitzer Publikum mit spektakulären Ballwechseln, sondern zeigte auch eine großartige Leistung, die ihn sowohl ins Doppel- als auch ins Einzelendspiel befördern sollte. Dass er dem Rekord-Europameister, der im Gegensatz zu Filus heute nur das Einzelhalbfinale und -endspiel auf dem Programm hatte, dann aber doch noch Probleme bereiten könnte, hatte er im Vorfeld selbst nicht geglaubt.

Zumal Timo Boll sich in Chemnitz in einer absoluten Spitzenform präsentierte und Nationalspieler wie Patrick Franziska und Benedikt Duda förmlich aus der Box gefegt hatte. Filus war der erste Gegner, der ihm einen Satz abnahm und sogar mit 2:1 in Führung gehen konnte. Dies war die große Chance des Abwehrspielers für eine ähnliche Sensation zu sorgen, wie sie Steffen Mengel in Bamberg 2013 verursacht hatte. Doch Timo Boll war nicht gewillt, sich ein weiteres Mal von seinem zehnten Titel abhalten zu lassen und legte in der Folge einen Gang zu. In den folgenden drei Sätzen demonstrierte er wahrlich meisterlich seine Stärke und ließ Filus kaum noch zum Zug kommen. Mit 4:2 ging der Titel schließlich an Boll. 

„Ruwen hat es mir verdammt schwer gemacht. Aber jetzt bin ich natürlich sehr glücklich, mir so ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht zu haben“, freute sich Timo Boll. „Ich war zwischendurch etwas ungeduldig geworden, aber mit 34 sollte einen das nicht mehr aus der Ruhe bringen, wenn man mal zurückliegt.“ Bei Ruwen Filus überwog die Freude über sein gutes Turnier: „Ich hab sensationell gut gespielt im Halbfinale und auch im Finale gut angefangen. Zum Schluss musste ich der Tatsache Tribut zollen, dass ich hier sehr viele Spiele mache. Im vierten Satz hat Timo wieder aggressiver gespielt und bei mir fehlte dann etwas die Frische für die langen Ballwechsel.“ Eine Chance auf Gold bleibt Filus ja noch: Im letzten Endspiel des Tages versucht er, Doppelmeister zu werden.

Solja ist zum ersten Mal Deutsche Einzelmeisterin

Etwa eine Stunde vor Anpfiff des Einzelfinals hatten sich Petrissa Solja und Sabine Winter noch gemeinsam über ihren zweiten Doppeltitel gefreut. Jetzt mussten sie gegeneinander in die Box, um jeder für sich um den großen Traum zu kämpfen, auch einmal Deutsche Einzelmeisterin zu werden. Das Privileg, gleich zwei Goldmedaillen mit nach Hause zu nehmen, wurde Petrissa Solja zuteil, die im Duell der beiden Doppelpartnerinnen von Beginn an das Ruder übernahm. Zwar schaffte es Winter, die ersten Sätze noch eng zu gestalten und den dritten Durchgang nach zwei Satzbällen für Solja sogar noch zu ‚klauen‘, dann ließ Solja aber nichts mehr zu und spielte sich mit 11:4 und 11:3 zum Sieg. Für Winter ist dies die zweite Silbermedaille, Solja steht zum ersten Mal in ihrer Karriere ganz oben auf dem Treppchen. Damit legte die kurz zuvor zur ‚Spielerin des Jahres‘ gekürte Solja schon einmal den Grundstein für ein weiteres erfolgreiches Jahr. 

„Das ist einer der größten Erfolge für mich - vor allem auch emotional“, sagte Solja den Tränen nahe. „Jeder will mal Deutscher Meister werden. Dass ich das mit 20 geschafft habe, macht mich schon auch ein bisschen stolz.“ Zwischen dem Doppel- und Einzelfinale hatten sich die beiden Partnerinnen „ein bisschen Abstand gegönnt“, wie Winter es ausdrückte, und jede für sich auf das Finale vorbereitet. Dass es nachher ihre Doppelpartnerin und nicht sie selbst war, die jubeln durfte, machte Winter schon etwas traurig. Aber natürlich gönnte sie Solja den Titel. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, aber trotzdem etwas enttäuscht, weil es natürlich etwas schöner ist, zu gewinnen als Vizemeisterin zu werden“, erklärte Winter nach dem Spiel. So oder so bleibt den beiden der gemeinsame Doppeltitel. 

Hier finden Sie die Highlights des Tages in Bildern!
Hier können Sie nachlesen, wie das Halbfinale lief!

Die Spiele im Überblick:

Damen

Halbfinale
Wu Jiaduo - Sabine Winter 3:4 (8,-9,15,-9,-11,6,-11)
Petrissa Solja - Kristin Silbereisen  4:1 (-5,12,10,11.8)

Finale
Sabine Winter - Petrissa Solja 1:4 (-8,-12,10,-4,-3)

Herren

Halbfinale
Timo Boll - Patrick Franziska 4:0 (6,7,8,6)
Ruwen Filus - Steffen Mengel 4:3 (12,-7,9,-5,7,-7,10)

Finale
Timo Boll - Ruwen Filus 4:2 (3,-5,-9,3,5,1)

(JS)

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