25.10.2016 - Sie ist die Nummer sechs der Welt und seit Jahren die große Leistungsträgerin in Singapurs Nationalmannschaft. Dennoch muss sie ihren Platz im Team räumen, wie am Dienstag überraschend von der lokalen Presse und der ITTF vermeldet wurde. Grund für diesen Schritt sei ein Verjüngungsprozess, der mit Blick auf Tokio 2020 angestoßen werden soll. Auch für den besten Herren Singapurs, Gao Ning, wird sich sein Tätigkeitsfeld künftig ändern.

Seit Jahren ist Feng Tianwei die beste Spielerin, die Singapur zu bieten hat. Von den Olympischen Spielen 2008 und 2012 brachte sie Medaillen mit zurück, bei der WM 2010 trug sie durch ihre Siege gegen Ding Ning und Liu Shiwen wesentlich dazu bei, dass China im Finale besiegt werden konnte. Und obwohl Feng mit ihren 30 Jahren auch noch nicht zum alten Eisen der Tischtennisszene gehört und noch immer den sechsten Platz der Weltrangliste einnimmt, hat sie in der Nationalmannschaft Singapurs keine Zukunft mehr. Ihr Vertrag mit der Singapore Table Tennis Association läuft am Monatsende aus und wird nicht verlängert, wie unter anderem die ITTF berichtet. Das bedeutet nicht, dass ihre Karriere damit beendet ist. Sie kann weiterhin an World Tour-Turnieren teilnehmen, muss sich nun aber selbst um die Finanzierung kümmern.  

Verjüngungskur geplant

Der Grund für diesen Schritt ist eine neue Strategie, die sich der Verband zurechtgelegt hat, nachdem aus Rio keine Medaillen mit nach Hause gebracht werden konnten. Singapur will sich künftig mehr auf Nachwuchskräfte konzentrieren - bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 wird die in China geborene Feng allerdings schon 34 Jahre alt sein. „Nach den Olympischen Spielen von Rio wird es für die STTA Zeit, ihre Teams zu entwickeln, verjüngen und aufzufrischen, um bereit für die Zukunft zu sein“, erklärt Verbandspräsidentin Ellen Lee. „Mutige Schritte sind nötig, wenn wir daran interessiert sind, die Top-Tischtennisnationen anzugreifen.“ Und neben China ist da nun vor allem auch Japan zu nennen, das sich mit großen Talenten an Singapur vorbeigeschoben hat. 

„Feng Tianwei war seit 2007 ein Eckpfeiler der Nationalmannschaft. Sie hat dem Sport viele goldene Momente beschert. Wir möchten ihr für alles danken, was sie für Tischtennis in Singapur getan hat, und wünschen ihr nur das Beste für ihre künftigen Pläne“, sagt Lee, die hofft, mehr in Singapur geborene Talente aufbauen zu können. Auch die Nummer zwei im Team, Yu Mengyu, kann sich ihrer Rolle bei den Olympischen Spielen 2020 nicht sicher sein. Über die Zukunft der 27-Jährigen in der Nationalmannschaft soll in Kürze entschieden werden. Damit sind Zhou Yihan, Lin Ye und Zeng Jian, die bislang immer in Fengs und Yus Schatten standen, künftig die Leistungsträger. 

Gao Ning geht unter die Trainer

Auch für den besten Herren in Singapur, Gao Ning, stehen Veränderungen an: Der 34-Jährige, von dem erwartet wird, dass er seine Karriere nach den Asian Games 2018 beendet, wird künftig Nationaltrainer Liu Jiayi unterstützen. „Ich wollte immer als Coach etwas zurückgeben, wenn meine aktive Zeit vorbei ist“, erklärte Gao. „Ich bin froh, dass mir die Chance gegeben wird und werde hart arbeiten und so viel wie möglich von Coach Liu lernen. Ich hoffe, dass ich möglichst vielen jungen Spielern aus Singapur helfen kann, ihr Potenzial auszuschöpfen und Medaillen für Singapur zu gewinnen.“ Wer wird also bei den Herren künftig das Zepter in der Hand halten? Wenn Gao Ning nicht mehr da ist, rücken Clarence Chew und Chen Feng in den Mittelpunkt, die beide erst Anfang 20 sind. 

(JS)