22.10.2016 - Der vorletzte Wettkampftag bei der EM in Budapest ist Geschichte, ein EM-Titel ist Deutschland bereits jetzt nicht mehr zu nehmen: Die beiden deutschen Damen-Doppel Shan/Solja und Winter/Silbereisen zogen am Samstag ins Finale. Im Damen-Einzel mussten sich dagegen alle fünf deutschen Vertreterinnen aus dem Wettbewerb verabschieden. Timo Boll erreichte im Herren-Einzel das Halbfinale, während Patrick Franziska mit dem Dänen Jonathan Groth im Doppel-Finale der Herren steht.

Ein Europameisterschafts-Titel ist Deutschland schon vor den letzten Spielen am Sonntag nicht mehr zu nehmen: der im Damen-Doppel. Einen in der Endabrechnung ausgezeichneten Tag erwischten heute die beiden DTTB-Duos. Die Kolbermoorerinnen Sabine Winter und Kristin Silbereisen schlugen zunächst im Viertelfinale Alex Galic/Rachel Moret, im Halbfinale dann Dora Madarasz/Szandra Pergel. "Im Doppel ist bisher für mich höchstens Bronze herausgesprungen, somit bin ich natürlich glücklich über den Finaleinzug" erklärte Silbereisen. Sabine Winter, die bereits 2013 mit Petrissa Solja im Doppel ganz oben auf dem Treppchen bei einer EM stand, ergänzte: "Für mich darf es auch gerne wieder Gold werden morgen."

Im Finale treffen Silbereisen und Winter auf das DTTB-Olympia-Doppel Shan Xiaona und Petrissa Solja. Die beiden Berlinerinnen konnten sich heute über zwei 4:3-Erfolge gegen Barbora Balazova/Hana Matelova und Elizabeta Samara/Daniela Monteiro Dodean freuen, drehten in der ersten Partie einen 1:3-, in der zweiten einen 2:3-Satzrückstand. "Wir haben in den entscheidenden Momenten die besseren Bälle gespielt als die Rumäninnen, das war heute ausschlaggebend", brachte es Petrissa Solja auf den Punkt nach der zweiten Partie. Gegen Winter und Silbereisen weisen die Berlinerinnen in der Bundesliga eine 1:1-Bilanz auf.

Im Herren-Doppel ist Patrick Franziska seit gestern Nachmittag das letzte deutsche Eisen im Feuer und auch am Finaltag noch vertreten. Zusammen mit dem Dänen Jonathan Groth schlug der Saarbrücker zunächst die Titelverteidiger Joao Monteiro und Stefan Fegerl, im Halbfinale dann Kristian Karlsson und Mattias Karlsson. "Wir haben uns gut bewegt, die Schweden nicht ins Spiel kommen lassen. Zum Glück haben sie nicht auf 2:3 verkürzt, sonst wären sie vielleicht noch einmal rangekommen", sagte Patrick Franziska über den 4:1-Erfolg im Halbfinale. Im 4:3-Erfolg im Viertelfinale gegen die Titelverteidiger sah der 24-Jährige eine starke kämpferische Leistung, bei der er und Jonathan Groth gut harmoniert hätten. Am Sonntag im Finale geht es nun gegen Jakub Dyjas, der im Einzel Dimitrij Ovtcharov gestern aus dem Turnier geworfen hat, und Daniel Gorak.

Alle fünf Damen am Samstag im Einzel gescheitert
Während es im Doppel also rund lief für die deutschen Damen, ist das Turnier im Einzel für die fünf Starterinnen beendet. Im Viertelfinale schieden als letzte deutsche Teilnehmerinnen wie im letzten Jahr die topgesetzte Han Ying und die an Position zwei gesetzte Petrissa Solja aus, sowie darüber hinaus Kristin Silbereisen. Mit am nächsten dran war Solja an den Medaillenrängen. Gegen die Portugiesin Fu Yu kämpfte sich die Spielerin des ttc berlin eastside nach einem 0:3-Rückstand in den Entscheidungsssatz, musste dort aber ihrer Gegnerin zum Sieg gratulieren. "Ich habe zum ersten Mal gegen sie gespielt. Sie hat einen guten Aufschlag, an den ich mich aber zum Schluss gewöhnt habe. Vier Sätze hintereinander zu gewinnen, ist aber natürlich schwer", sagte Solja, die auch mit dem Schiedsrichter haderte, da ihr ein Aufschlag abgezogen wurde.

Gegen die Titelverteidigerin Elizabeta Samara ging Kristin Silbereisen mit 2:0 nach Sätzen in Führung und hatte nach dem 2:2-Satzausgleich auch drei Satzbälle zur 3:2-Führung, die sie aber ungenutzt ließ und schließlich mit 2:4 verlor. "Ich bin nicht unzufrieden mit meiner Leistung. In den entscheidenden Situationen habe ich keine Punkte mit meinem Aufschlag gemacht, das war ein Faktor, warum es nicht geklappt hat, sie holt mit ihren Aufschlägen natürlich viel heraus", so die 31-Jährige, die zum dritten Mal in ihrer Karriere im EM-Viertelfinale ausschied, nachdem sie heute Nachmittag im Achtelfinale einen hart umkämpften 4:3-Erfolg gegen die Luxemburgerin Ni Xialian hatte feiern können. Für Han Ying war in der Runde der letzten Acht gegen die Türkin Hu Melek Schluss. Hans Fazit zum Spiel: "Ich war vom Kopf her nicht immer da. Sie war die erste gute Gegnerin im Turnier. Mir hat etwas die Kraft gefehlt. Ich hätte einen Tick schneller sein müssen. Sie hat gut gespielt, spielt generell nicht schlecht gegen Abwehr. Ich wollte kämpfen um jeden Ball, aber heute ging es irgendwie nicht."

Im Achtelfinale hatten sich am Nachmittag Sabine Winter und die an Position drei gesetzte Shan Xiaona aus dem Wettbewerb verabschieden müssen. Winter unterlag Samara, Shan Matilda Ekholm."Ich war mit dem Kopf nicht dabei, habe wie in Trance gespielt, zu viele Fehler gemacht, zwei Spiele hintereinander waren zu viel für mich heute", erklärte die immer noch von einer Erkältung geschwächte Shan nach ihrem Achtelfinal-Aus.

Boll muss sich strecken
Einen durchaus harten Arbeitstag erlebte Timo Boll im Herren-Einzel. Im Achtelfinale musste der deutsche Rekordeuropameister einen 2:3-Satzrückstand gegen Franziskas Doppel-Partner Jonathan Groth drehen, im Viertelfinale gegen Benedek Olah einen 0:2-Rückstand. "Ich habe manchmal zu lange überlegt, es war ein anstrengendes Spiel, zumindest mit dem letzten Satz bin ich aber zufrieden", lautete Bolls Fazit nach dem Achtelfinale gegen Groth. Über den stark aufspielenden Finnen mit ungarischen Wurzeln, Benedek Olah, meinte der 35-Jährige: "Ich habe ihn in den ersten Sätzen etwas unterschätzt, er hat mit viel Risiko gespielt und seine Bälle getroffen. Nachher kam dann nicht mehr alles bei ihm und ich bin sicherer geworden." Am Sonntag wartet mit dem Franzosen Simon Gauzy um 13.30 Uhr nun eine noch größere Hürde. Im anderen Halbfinale treffen Lebesson und der Ovtcharov-Bezwinger Jakub Dyjas aufeinander.

Die Spiele und Ergebnisse der Deutschen:

Damen-Doppel

Viertelfinale
Kristin Silbereisen/Sabine Winter - Alex Galic SRB/Rachel Moret SUI 4:1 (1,9,9,-9,3)
Shan Xiaona/Petrissa Solja - Barbora Balazova SVK/Hana Matelova CZE 4:3 (-4,6,-9,-9,7,8,8)

Halbfinale
Kristin Silbereisen/Sabine Winter - Dora Madarasz/Szandra Pergel HUN 4:3 (-7,-8,8,-6,8,6,9)
Shan Xiaona/Petrissa Solja - Elizabeta Samara/Daniela Dodean Monteiro ROU 4:3 (12,-10,4,-3,-9,9,8)

Finale
Kristin Silbereisen/Sabine Winter - Shan Xiaona/Petrissa Solja, Sonntag 15.30 Uhr

Herren-Doppel

Viertelfinale
Patrick Franziska/Jonathan Groth DEN - Stefan Fegerl AUT/Joao Monteiro POR, 4:3 (6,10,-9,3,-14,-8,8)

Halbfinale
Patrick Franziska/Jonathan Groth DEN - Kristian Karlsson/Mattias Karlsson SWE, 4:1 (4,6,6,-11,11)
Jakub Dyjas/Daniel Gorak POL - Tiago Apolonia/Joao Geraldo POR 4:2 (9,10,-9,-7,6,9)

Finale
Patrick Franziska/Jonathan Groth DEN - Jakub Dyjas/Daniel Gorak POL, Sonntag 16.30 Uhr

Damen-Einzel

Achtelfinale
Han Ying - Daniela Monteiro Dodean ROU 4:1 (3,3,-7,12,10)
Shan Xiaona - Matilda Ekholm SWE 2:4 (-7,5,5,-8,-6,-5)
Kristin Silbereisen - Ni Xialian LUX 4:3 (-6,-7,8,-8,2,9,7)
Sabine Winter - Elizabeta Samara ROU 1:4 (10,-5,-9,-8,-9)
Petrissa Solja - Maria Dolgikh RUS 4:0 (3,4,7,1)

Viertelfinale
Han Ying - Hu Melek TUR 2:4 (-7,9,-9,-8,8,-9)
Li Jie NED - Matilda Ekholm SWE 4:3 (14,-14,-9,-4,11,7,6)
Kristin Silbereisen - Elizabeta Samara ROU 2:4 (5,11,-9,-7,-13,-11)
Petrissa Solja - Yu Fu POR 3:4 (-8,-9,-7,9,8,9,5)

Halbfinale
Hu Melek TUR - Li Jie NED, Sonntag 10.30 Uhr
Elizabeta Samara Rou - Yu Fu POR, Sonntag 11.30 Uhr

Herren-Einzel

Achtelfinale
Timo Boll - Jonathan Groth DEN 4:3 (-7,11,-1,4,-8,8,1)

Viertelfinale
Jakub Dyjas POL - Kou Lei UKR 4:1 (-6,4,9,6,7)
Emmanuel Lebesson FRA - Marcos Freitas POR 4:2 (-8,9,-11,6,7,9)
Timo Boll - Benedek Olah FIN 4:2 (-6,-8,8,3,5,8)
Simon Gauzy FRA - Robert Gardos AUT 4:2 (-5,8,8,-6,8,5)

Halbfinale
Jakub Dyjas POL - Emmanuel Lebesson FRA, Sonntag 12.30 Uhr
Timo Boll - Simon Gauzy FRA, Sonntag 13.30 Uhr

Zu allen Ergebnissen

(DK)