World Tour

Polish Open: Fegerl schrammt an Sensation vorbei

Stefan Fegerl spielte in Warschau das Turnier seines Lebens (©Stosik)

25.10.2015 - Der Turniersieg ging zwar an Fan Zhendong, die Aufmerksamkeit bei den Polish Open gehörte aber voll und ganz dem Österreicher Stefan Fegerl, der beinahe Unglaubliches schaffte und als 42. der Welt fast zwei Topchinesen geschlagen hätte. Nach seinem Sieg über Zhang Jike im Halbfinale zwang er auch Fan Zhendong im Endspiel in den Entscheidungssatz, zog hier allerdings knapp den Kürzeren. Der Damentitel ging derweil an Liu Shiwen.

Wenn die Nummer 42 der Welt einen Topchinesen schlägt, ist dies schon eine Riesenüberraschung. Wenn dies der Nummer 42 mit zwei Topchinesen gelingt und das am selben Tag, wäre es eine absolute Sensation. Diese blieb zwar aus, dennoch wird sich Stefan Fegerl wohl sein Leben lang an diesen 25. Oktober erinnern, an dem er Zhang Jike schlug und fast Fan Zhendong in die Knie zwang. Am Ende gehörte der Jubel allerdings dem Chinesen, der sich mit 4:3 den Turniersieg angelte.

Fegerl hatte in den vergangenen Monaten schon des Öfteren aufhorchen lassen, vor allem bei der Europameisterschaften in Jekaterinburg, wo er unter anderem Tiago Apolonia und Patrick Baum schlug und am Ende gemeinsam mit dem österreichischen Team den ersten EM-Mannschaftstitel feiern durfte. Auch bei den Polish Open machte Fegerl eine gute Figur, besiegte Marcos Freitas und Tang Peng und hatte dann ein wenig Glück, dass im Viertelfinale nicht der verletzte Ma Long, sondern Mattias Karlsson aus Schweden wartete, den er in sieben Sätzen hinter sich ließ. Damit war der Österreicher als einziger Nicht-Chinese - sowohl in der Herren- als auch in der Damenkonkurrenz - in die Vorschlussrunde eingezogen.

Dass diese nicht die Endstation sein sollte, haben wohl die Wenigsten erwartet. Schließlich hieß der Gegner Zhang Jike, Weltmeister von 2013 und amtierender Olympiasieger. Bereits der erste Satz war hart umkämpft und ging mit 17:15 an den Außenseiter. Als Zhang mit zwei klar gewonnenen Durchgängen antwortete, schien der Chinese das Spiel übernommen zu haben. Doch Fegerl glich aus und setzte mit einem 11:3 ein Ausrufezeichen, das ihm die 3:2-Führung einbrachte. Zhang Jike wehrte sich im sechsten Satz noch gegen die drohende Niederlage, in der Verlängerung war es dann aber Fegerl, der den entscheidenden Punkt machte und sein Glück danach selbst kaum zu fassen schien. Es war erst das zweite Mal, dass er bis in ein Einzel-Halbfinale der World Tour vorgestoßen war - der Sieg gegen Zhang Jike setzte dem Ganzen noch die Sahnehaube auf.

Das Finale gegen Fan Zhendong begann dann, wie man es von einem Match zwischen der Nummer drei und 42 der Welt erwarten kann: Fan holte sich den ersten Satz mit 11:1. Doch die Unerschrockenheit, die Fegerl auch gegen Zhang Jike gezeigt hatte, packte er auch gegen Fan aus und holte sich die Führung. Auch wenn der Chinese in der Folge auf 3:2 davonzog und den Turniersieg schon auf dem Schläger hatte, machte es Fegerl noch einmal spannend und zwang ihn in den Entscheidungssatz. Hier lag die Sensation bereits in der Luft, denn der Österreicher ließ nicht locker. Bis 7:7 hielt er das Spiel offen, dann sicherte sich Fan allerdings drei Matchbälle, von denen er den ersten nutzte.

Bei den Damen trafen im Finale Ding Ning und Liu Shiwen aufeinander, die sich zuvor knapp gegen ihre Teamkameradinnen Li Xiaoxia und Zhu Yuling durchsetzen konnten. Das Endspiel war allerdings schnell entschieden: Nach zwei gespielten Sätzen gab Ding Ning verletzungsbedingt auf - ein Szenario, das man bei diesen Polish Open nicht zum ersten Mal erlebt hatte. Den Doppeltitel hatte sich die Weltmeisterin zuvor allerdings an der Seite von Zhu Yuling gesichert. Bei den Herren triumphierten Kristian und Mattias Karlsson aus Schweden.


Der Finaltag im Überblick:

Herren-Einzel

Halbfinale
Stefan Fegerl AUT - Zhang Jike CHN 4:2 (15,-6,-6,8,3,13)
Fan Zhendong CHN - Xu Xin CHN 4:2 (10,-4,-7,8,8,6)

Finale
Stefan Fegerl AUT - Fan Zhendong CHN 3:4 (-1,9,9,-3,-7,8,-7)

Damen-Einzel

Halbfinale
Ding Ning CHN - Li Xiaoxia CHN 4:3 (-8,10,9,-9,-2,7,4)
Zhu Yuling CHN - Liu Shiwen CHN 3:4 (-1,-8,11,-5,7,7,-12)

Finale
Ding Ning CHN - Liu Shiwen CHN 0:4 w.o.

Herren-Doppel

Finale
Kristian Karlsson/Mattias Karlsson SWE - Jakub Dyjas/Daniel Gorak POL 3:1 (9,-8,6,9)

Damen-Doppel

Finale
Feng Tianwei/Yu Mengyu SIN - Ding Ning/Zhu Yuling CHN 0:3 (-9,-3,-7)

(JS)

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