World Cup

Timo Boll fügt Ovtcharov bittere Niederlage zu

Diesmal war es Timo Boll, der sich in den Fokus spielte (©Fabig)

25.10.2014 - Dimitrij Ovtcharov hatte es erwartet, die Zuschauer drauf gehofft: Eigentlich sollte die Viertelfinalpartie zwischen den beiden besten deutschen Spielern ein enges Match auf Augenhöhe werden. Am Ende siegte Timo Boll klar und deutlich mit 4:0 und fügte seinem größten nationalen Konkurrenten eine bittere Niederlage zu. Das spannendere Spiel fand kurz zuvor statt: Hier rang der Nigerianer Quadri Aruna Zhang Jike zwei Sätze ab.

Wer hätte das gedacht? In den letzten fünf Begegnungen zwischen den beiden Freunden Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov hatte stets der Jüngere gewonnen, der damit seine Ansprüche auf den Thron endgültig untermauerte. Dass man Boll nie abschreiben sollte, bewies der Rekordeuropameister im Viertelfinale des Herren-World Cups, als er 'Dima' eine schmerzhafte 0:4-Niederlage zufügte.

 

Das Spiel begann ausgeglichen, vielleicht sogar mit leichten Vorteilen für Ovtcharov, doch es war Boll, der sich zwei Satzbälle erspielte und den ersten mit einem lupenreinen Ass verwandelte. Ovtcharov wirkte nun etwas verunsichert, Boll schaffte es immer wieder, seinen größten nationalen Konkurrenten mit seinen Schlägen zu überraschen. 2:0 für Boll - jetzt musste 'Dima' dringend etwas ändern. Doch das Gegenteil trat ein: Es war der Borusse, der weiterhin frisch aufspielte, immer wieder die Initiative ergriff und auch den dritten Satz für sich entschied. Danach war der Faden endgültig gerissen. Bei Ovtcharov war kein Kampfgeist mehr zu erkennen, Boll holte sich den Satz und Sieg mit 11:1. "Gegen 'Dima' besteht immer die Gefahr, dass er noch einmal zurückkommt, gerade, wenn er zurückliegt und locker aufspielt", sagte Boll nach dem Spiel. Die Sorge war diesmal unbegründet. "Ich bin momentan noch nicht so in Form", gab Ovtcharov eine Erklärung. "Ich bin ein bisschen durch meine Zahn-OP zurückgeworfen worden, das soll aber kein Grund für die Niederlage heute sein. Timo hat heute einfach besser gespielt." Für Boll steht im morgigen Halbfinale Zhang Jike auf dem Programm. "Er hat sicherlich das größte Potenzial von den Chinesen, aber auch schon mal einen schlechten Tag. Aber wenn die Chinesen wollen, dann wird es schwer für mich", sagte Boll.

 

Publikumsliebling verabschiedet sich mit Paukenschlag

 

Wer kannte Quadri Aruna vor dem World Cup? Wer sich nicht gerade intensiv mit dem Geschehen auf der ITTF World Tour oder den afrikanischen Meisterschaften beschäftigt, hatte von dem Nigerianer wahrscheinlich noch nichts gehört. Wie anders ist die Lage nach diesem World Cup der Herren! Der Afrikameister schaffte es bereits am ersten Tag, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen, aber als er dann auch noch Zhang Jike Probleme machte, feuerte ihn das deutsche Publikum geschlossen mit "Aruna"-Rufen an. Der Weltmeister staunte jedenfalls nicht schlecht, als Aruna im ersten Satz loslegte. Der Nigerianer preschte mit knallharten Angriffen, die Zhang nicht mehr auf den Tisch bekam, auf 10:3 voran und beendete den Durchgang sensationell mit 11:6 für sich. 

 

Wer jetzt glaubte, der Grand Slam-Sieger, der im ersten Satz noch überrascht wurde, würde dem Publikumsliebling nun keine Chance mehr lassen, täuschte sich. Aruna hielt weiterhin gut mit, auch wenn er Zhang auf 3:1 davonziehen lassen musste. "Ich hatte ziemlich viel Selbstvertrauen gewonnen, doch der chinesische Coach stellte Zhangs Taktik gut um", erklärte Aruna. Im fünften Durchgang fruchtete dies allerdings nicht mehr ganz so gut und der Nigerianer erspielte sich drei Satzbälle - und der zweite davon saß. Quadri Aruna hatte tatsächlich auch den fünften Satz gegen Zhang Jike gewonnen! Im sechsten machte der Nigerianer den Weltmeister noch einmal kurz nervös, dann beendete der Chinese das Spiel. "Dies ist das beste Turnier meines Lebens", sagte ein grinsender Aruna nach dem Spiel. "Ich wollte hier Spaß haben und den Stars beim Spielen zuschauen. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, selbst zu denen zu gehören, die hier im Viertelfinale stehen. Ich werde Düsseldorf immer in toller Erinnerung behalten."

 

Ma Long siegt, Apolonia hält gut mit

 

Auch wenn das Endergebnis von 4:0 als "wie erwartet deutlich" verbucht werden kann, tut man Tiago Apolonia unrecht, wenn man es dabei belässt. Der Portugiese präsentierte sich in der ersten Partie gegen Ma Long seiner Karriere sehr frisch und frech und bereitete dem Chinesen vor allem in den ersten beiden Sätzen mehr Kopfzerbrechen, als zu erwarten war. Als die akute Gefahr abgewandt war, lief das Spiel aber freilich wieder in 'normalen' Bahnen. Ma Long übernahm das Ruder, schenkte Apolonia im letzten Satz den Ehrenpunkt und legte noch einen Show-Ballwechsel ein. Sein Halbfinalgegner wird Jun Mizutani sein, der sich nach einem ersten schwachen Satz mit 4:1 gegen Chuang Chih-Yuan durchsetzte.

 

Die Ergebnisse im Überblick:

 

Viertelfinale 
Ma Long CHN - Tiago Apolonia POR 4:0 (10,8,6,1)
Chuang Chih-Yuan TPE - Jun Mizutani JPN 1:4 (5,-11,-6,-6,-13)
Quadri Aruna NGR - Zhang Jike CHN 2:4 (6,-7,-4,-7,8,-8)
Dimitrij Ovtcharov GER - Timo Boll GER 0:4 (-8,-8,-5,-1)

 

Halbfinale

Ma Long CHN - Jun Mizutani JPN

Zhang Jike CHN - Timo Boll GER

 

(JS)

 

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