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Zukünftiges Weltranglistensystem: Boll derzeit nur auf Platz 44

Timo Boll hätte nach aktuellem Stand nur vier Ergebnisse vorzuweisen und würde nur auf Platz 44 liegen (©Flickr/ITTFWorld)

24.03.2017 - Zwar wird das neue Berechnungssystem für die Weltrangliste erst im Januar 2018 in Kraft treten, ein erster Blick auf die Platzierungen nach neuer Methode lässt sich seit kurzem allerdings schon werfen. In der Test-Weltrangliste für den Monat März ist Timo Boll statt auf Rang 12 lediglich auf Rang 44 zu finden und damit gerade einmal sechstbester Deutscher. Kritik am zukünftigen System äußerte umgehend Dimitrij Ovtcharov auf Instagram.

Der größte Unterschied zum bisherigen System liegt darin, dass Spieler bei Niederlagen keine Punkte mehr verlieren können. Das neue Berechnungssystem basiert lediglich auf den Abschlussplatzierungen bei Turnieren und nicht auf Siegen oder Niederlagen gegen einzelne Spieler unterschiedlicher Spielstärke. Je nach Bedeutung eines Turniers und je nach Erreichen einer bestimmten Runde gibt es unterschiedlich viele Punkte zu gewinnen. Gewertet werden in einem Kalenderjahr lediglich die acht besten Resultate bei Turnieren, einschließlich eines kontinentalen Events. Bei der kurzfristigen Absage eine Spielers fließt dieses Turnier als eines der acht Turniere in die Berechnung ein, gewertet wird es dann mit null Punkten. Die zu vergebenen Punkte für die meisten Events haben eine Gültigkeit von 12 Monaten, länger gültig sind die bei den Weltmeisterschaften (24 Monate) und Olympischen Spielen (48 Monate) gewonnenen Punkte.

Im Fall von Timo Boll floss das Erreichen des Viertelfinals beim Europe Top 16-Turnier im Februar 2017 in die Bewertung mit ein (840 Punkte), zudem weitere Ergebnisse aus dem Jahr 2016, wie das Erreichen des EM-Halbfinals (960 Punkte), des Olympia-Achtelfinals (1500 Punkte) sowie der Runde der letzten 32 bei den Korea Open im Juni (840 Punkte). Der Rekordeuoropameister bringt es damit auf eine Gesamtausbeute von 4.100 Ranglistenpunkten, was gerade einmal Platz 44 in der März-Weltrangliste entspräche, wenn das neue System bereits zum Tragen kommen würde.  Zum Vergleich: Ma Long steht mit 17.100 Punkten in der Test-Weltrangliste an der Spitze, bei ihm flossen vier Turniersiege – darunter der bei den Olympischen Spielen und der bei den Grand Finals im letzten Jahr – sowie drei zweite Plätze und ein Halbfinaleinzug ins Ranking mit ein.

Mit 13.080 Punkten hinter Fan Zhendong und Xu Xin einen guten vierten Platz in der Test-Weltrangliste belegt Vladimir Samsonov. Der Altmeister landete durch seinen Halbfinal-Einzug in Rio sowie mehrmaliges Erreichen des Viertelfinals bei großen World Tour-Turnieren im letzten Jahr so weit vorne im Test-Ranking, während er in der aktuell noch gültigen Weltrangliste im März 'nur' auf Platz 11 gelistet ist.

Nur vier gewertete Resultate im Falle Bolls
Auch bei manch anderem deutschen Spieler ergaben sich Differenzen zwischen der aktuell gültigen Weltrangliste und der Test-Weltrangliste – meist aber im positiven Sinne. Um 20 Positionen auf Platz 28 klettern würde Benedikt Duda. Ricardo Walther würde ebenfalls 20 Positionen gutmachen und wäre demnach die Nummer 33 der Welt, Steffen Mengel dürfte sich statt über Platz 60 über Platz 39 freuen. Warum die drei Bergneustädter vor Boll stehen? Sie haben innerhalb der letzten zwölf Monate wesentlich mehr Turniere bestritten, dementsprechend floss die Maximalzahl von acht Ergebnissen mit in ihre Weltranglistenpositonen ein, während Boll – wie oben erwähnt – nur vier für die Weltrangliste relevante Ergebnisse zu verzeichnen hat.

Auch bei den Damen würde die Weltrangliste nach dem neuen System etwas durcheinandergewirbelt werden. Hinter Ding Ning würden zunächst die beiden Nicht-Chinesinnen Chen I-Ching (Taiwan) und Feng Tianwei (Singapur) folgen, ehe mit Zhu Yuling eine Chinesin auf Rang vier kommen würde. Han Ying ist in der Test-Rangliste auf Platz fünf gelistet, einen Rang höher als in der derzeit gültigen März-Rangliste, Shan Xiaona käme auf Platz elf, Petrissa Solja auf 19 und Sabine Winter auf 33. Einen großen Sprung würden Chantal Mantz und Yuan Wan machen, Mantz wäre die Nummer 76 statt 111, Wan die Nummer 96 statt 157 der Welt. Einbußen müsste Nina Mittelham hinnehmen, die statt auf Position 103 nur auf 150 zu finden wäre.

Kritik am neuen Berechnungssystem äußerte Dimitrij Ovtcharov, der nach dem neuen System von Platz fünf auf Platz sieben abrutschen würde, am Donnerstag auf Instagram. "Was haltet ihr vom neuen Weltranglisten-System, das 2018 eingeführt wird? Z.B. wäre Timo Boll nur die Nummer sechs in Deutschland und die Nummer 44 in der Welt... Dem kann ich natürlich in keinster Weise zustimmen", schrieb der 28-Jährige.

Gründe für das neue System
In einem ITTF-Artikel begründete Marketing Director Steve Dainton das neue System so: „Eines unserer Hauptziele ist es, das Preisgeld zu erhöhen, um sicherzustellen, dass die besten Spieler auch die Stars der Szene sind. Gleichzeitig wollen wir die Qualität der Turniere verbessern."

Um das zu erreichen, müsse die ITTF den Partnern (Medien und Sponsoren) und Fans vor Augen führen, dass die Turniere die besten und wichtigsten seien. Es müssten die besten Spieler mitspielen und die Mittel der ITTF müssten das gewährleisten.

„Momentan führt eines unserer wichtigsten Mittel, die Weltrangliste, nicht dazu, deshalb mussten wir an diesem Punkt ansetzen. Natürlich sind Veränderungen immer schwierig, aber wenn wir wollen, dass unser Produkt professioneller wird, dann ist es wichtig, etwas daran zu verändern“, so Dainton weiter.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Bis zur Einführung des neuen Systems im Januar 2018 bleibt noch viel Zeit, um Turniere zu bestreiten und Punkte zu sammeln. Erste Hinweise, wo der Weg für manche Spieler nach der neuen Berechnungsmethode bei zu wenigen Turnierteilnahmen hinführen könnte, lassen sich aber schon jetzt ablesen.

Zu den aktuell gültigen Weltranglisten

Zur Test-Weltrangliste auf der ITTF-Seite

(DK)

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