Buntes

Hardbat-TT: Deutscher erklimmt Spitze der Weltrangliste

Michael Keller führt die Weltrangliste im Hardbat-Tischtennis an (©privat)

18.07.2016 - Von Sandpapier-Tischtennis – in Deutschland besser bekannt als Clickball – haben wohl die meisten Tischtennisspieler schon einmal gehört. Hardbat-Tischtennis ist hierzulande dagegen nicht so verbreitet. Nun hat es zum ersten Mal ein Deutscher an die Spitze der Hardbat-, der WUTTO-Weltrangliste geschafft: Michael Keller. Dabei kam der 52-Jährige erst vor zwei Jahren zum ersten Mal mit Hardbat-TT und Clickball in Berührung.

Den Unterschied zwischen den beiden Tischtennis-Alternativen erklärt der Hesse so: „Die Sandpapier-Schläger sind etwas größer und wesentlich schneller als Hardbat-Schläger. Mehr Schnitt, vor allem Unterschnitt, lässt sich allerdings mit Letzteren  erzeugen.“ Mit einem Preis von 7-9 Euro seien die Hardbat-Schläger, die mit einem Belag ohne Schwamm mit kurzen Noppen außen versehen seien, sehr günstig zu erwerben. Aufgrund des hohen Plastikanteils in den Belägen würden sich diese aber auch schnell abnutzen. Darüber hinaus sei – anders als beim Clickball – nicht jeder Schläger nahezu identisch. Das merke man nach jedem Satzwechsel, denn beim Clickball und Hardbat-Tischtennis lasse man den Schläger nach jedem Satz auf der einen Tischseite liegen und spiele im nächsten mit dem auf der anderen Seite liegenden Schläger. Um Betrugsversuche zu vermeiden, würden die Schläger von der Turnierleitung bereitgestellt und seien mit der Tischnummer codiert.

Auch im 'normalen' Spielbetrieb mit Hardbat-Schläger
Schon in seiner Jugend-Zeit, in der er zu den besten Spielern Hessens in seinem Alter gehörte, war Keller bei Lehrgängen in Osteuropa mit dem Hardbat-Tischtennis in Berührung gekommen. Denn dort trainierten Jugendliche oft mit älteren Spielern, die mit Hardbat-Schlägern am Tisch standen. Vor zwei Jahren nach einer Runde Clickball musste er sich daran zurückerinnern und stellte nach ausgiebiger Internet-Recherche fest, dass es in Deutschland gar keine Hardbat-Szene gab. Dennoch begann er fortan, Hardbat-Tischtennis am Balleimer zu trainieren. Darauf folgten drei, vier Turnierteilnahmen, nach denen der langjährige Oberliga- und ehemalige Bundesliga- und Zweitligaspieler beschloss, das Ganze etwas professioneller zu betreiben. Seinen gewöhnlichen Schläger, bestehend aus einem schnellen Offensiv-Holz, einem schnellen Vorhand-Belag und kurzen Noppen auf der Rückhand legte er nun ganz beseite: „Auch im regulären Spielbetrieb habe ich dann mit einem Hardbat-Schläger gespielt, der den ITTF-Statuten entspricht“, so Keller, der seit 2015 in der belgischen National B, der dritten belgischen Liga, für CTT Ecurie Mons aktiv ist, den Klub, bei dem auch vier der acht besten Hardbat-Spieler des Landes spielen. In der National B gelang Keller mit seinem Hardbat-Schläger eine starke 18:4-Bilanz. „Die Topspins mit viel Rotation kann ich am Tisch abstechen. Je mehr Rotation im Ball ist, desto eher bleibt der Ball stehen“, erklärt er eines seiner Erfolgsrezepte.

Waldner im Hardbat-WM-Halbfinale 2010
Das hätten viele Gegner nicht verstanden und so Niederlagen gegen den 52-Jährigen einstecken müssen. Er selbst versuche bei seinen eigenen Bewegungen im Vergleich zum Spiel mit einem ‚gewöhnlichen’ Schläger den Druckpunkt zu variieren. „Man kann mit dem Schläger alles machen, braucht aber entsprechende Fitness. Die Bewegung beim Topspin sieht zwar schnell aus, aber im Ball sind ca. 85-90 Prozent weniger Rotation.“ Gängig seien natürlich auch aktive Blocks am Tisch in verschiedene Seiten, um den Gegner laufen zu lassen.

Selbst mit einem Hardbat-Schläger zu spielen, falle vielen, selbst gestandenen Profis, im Übrigen nicht leicht, berichtet Michael Keller. Jan-Ove Waldner versuchte es vor ein paar Jahren bei der Hardbat-WM im niederländischen Hilversum auf dem ungewohnten Terrain und musste sich im Halbfinale dem Niederländer Marty Hendriksen geschlagen geben. Dabei machte die schwedische Tischtennis-Legende noch eine sehr gute Figur, im Vergleich zu Joo Se Hyuk z.B., der laut Keller mit dem Hardbat-Schläger kaum zurecht gekommen sei bei einem Versuch im Training. „Wenn man es nicht gewohnt ist, versucht man zu viel mit Schnitt zu arbeiten. Das klappt aber nur schlecht“, erklärt der Deutsche, der es im Juli innerhalb von gerade einmal zwei Jahren zum ersten Mal an die Spitze der einige Tausend Spieler umfassenden Weltrangliste der WUTTO geschafft hat.

Probleme bei Turnieren in den Niederlanden
Um die 30 Turniere –  mit einem Preisgeldpool von bis zu 1.000 Euro – spielt er dafür im Jahr. Der Weg an de Spitze sei für den Hessen kein leichter gewesen, zum einen durch ein laut eigener Aussage massives Eingreifen in die Weltrangliste durch den Weltverband, zum anderen durch „Schikane“ bei Turnieren in den Niederlanden. In unserem Nachbarland, das neben Belgien, Frankreich und Luxemburg im Hardbat-Tischtennis am besten aufgestellt ist und aus dem die größten Konkurrenten von Keller kommen, erlebte der Deutsche z.B., dass er in besonders starke Gruppen gelost wurde oder sich Spieler in der K.o.-Runde bei Duellen untereinander so absprachen, dass derjenige gewann, der gegen Keller die größeren Chancen hatte. Nach wiederholten Vorfällen schrieb der 52-Jährige vor wenigen Monaten einen offenen Brief an die Veranstalter und boykottiert seitdem Turniere in den Niederlanden. „Wenn man die Turniere dort nun abzieht, muss ich die anderen wohl schon alle gewinnen, um meinen ersten Platz zu halten“, glaubt der Hesse, der seinen Platz an der Spitze aber dennoch verteidigen will.

Zur Website des Weltverbands WUTTO

Zur Weltrangliste des Weltverbands WUTTO

(DK)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.