Buntes

Faszination Vierertisch: Tolle Alternative für den Sommer

Ein tolles Match lieferten sich Weltmeister Bries de Vries (links) und Thomas Becker in der Vorrunde (©YouTube)

28.07.2015 - Viele Spieler legen in den Sommermonaten gerne den Schläger aus der Hand. Eine interessante Alternative für diese Zeit bietet dabei die Sportart Vierertisch, bei der man an vier zusammengestellen TT-Tischen spielt. Wir sprachen mit wohl besten Vierertisch-Spieler Deutschlands, dem TT-Oberliga-Spieler Andreas Greb, über die positiven Trainingseffekte der Sportart und die Vierertisch-WM, die am Wochenende in Altenkirchen stattfand.

"Der Vierertischsport eignet sich gut, um die Sommerpause zu überbrücken. Viele haben in der Zeit nach der Saison keine Lust mehr und legen dann den Schläger beiseite“, erläutert Andreas Greb und gibt zu: „Ich selbst kann es mir, alleine schon wegen der sozialen Kontakten zu Leuten aus dem Tischtennis-Bereich, nicht vorstellen, einige Monate die Halle nicht zu betreten. Manchmal habe ich nach Saisonende aber auch nicht mehr die größte Motivation, Tischtennis zu spielen und wähle Vierertisch dann neben Tennis als Alternative.“ Auch anderen Spielern empfehle er, den Sport durchaus einmal auszuprobieren: “Im Jugendbereich z.B. habe ich es erlebt, dass acht von zehn Kindern den Vierertisch gut annehmen und noch einmal spielen wollen.“ Vereine könnten mittlerweile ein spezielles Netz für den Vierertischsport für rund 170 Euro kaufen.

Techniken lassen sich gut am großen Tisch erlernen
Neben dem Spaß, der beim Vierertisch aufkomme, sei der Sport auch gut geeignet, um bestimmte Voraussetzungen für die Tischtennisfähigkeiten schaffen. Während im Tischtennis viele feinmotorische Bewegungsabläufe, darunter im Bereich der Beinarbeit, unter hohem zeitlichen Druck zu bewältigen seien und das vor allem Anfängern schwerfalle, habe man beim Vierertisch eine größere Reaktionszeit. „Techniken können so zuerst am ‚großen’ Tisch erlernt und später auf den ‚kleinen’ Tischtennis-Tisch übertragen und verfeinert werden“, erklärt der 33-Jährige, der sogar schon Einzelstunden im Vierertisch gegeben und sich Gedanken über spezielle Übungen für diese Sportart gemacht hat.

„Durch die hohe und lange Flugkurve bekommt der Spieler eine direkte Rückmeldung, was mit seinem Ball passiert." Deshalb und aufgrund der größeren Winkel z.B. lasse sich die Erzeugung von Spin, insbesondere Sidespin, ganz gut üben. „Gerade jungen Spielern und Anfängern kann man beim Vierertisch leicht eine Basis für das Ball- und Rotationsgefühl vermitteln“, so der Oberligaspieler des TuS Weitefeld-Langenbach. Die Kopplungsfähigkeit, mit der man die Bewegungen einzelner Körperteile zu einer gesamten verbinde, werde auch geschult, so dass die Bewegungen insgesamt ‚runder’ und länger würden. Darüber hinaus käme natürlich auch das Konditionstraining bei der Variante am großen Tisch nicht zu kurz. „Zwar sind die Anforderungen im konditionellen Bereich in beiden Sportarten ähnlich, doch gerade die Grundlagenausdauer, Schnelligkeitsdauer und Schnelligkeitskraft kann man durch das Spielen am Vierertisch enorm verbessern“, erläutert Greb, der allerdings auch einräumt: „Die längeren Ausholbewegungen, die beim Vierertisch zwanghaft sind, können sich auf das Spiel im Tischtennis auswirken, wenn man die Sportarten dauerhaft parallel betreibt.“ Im Anfängerbereich solle man nach ersten Übungen am ‚großen’ auf den ‚kleinen’ Tisch wechseln. Für fortgeschrittene Spieler, die verhindern wollten, dass sich die Schlagtechniken der Sportarten vermischten, könnte daher gelten, Vierertisch hauptsächlich in der Sommerpause zu betreiben. „Die Kernzeit des Vierertisch-Sports ist bei uns daher der Zeitraum zwischen April und September“, meint Greb. Vierertisch solle grundsätzlich als Erweiterung zu Tischtennis gesehen werden.

Livestream, internationales Flair, 270 Starter
Gerade erst am Wochenende war der 33-Jährige bei der Vierertisch-WM in Altenkirchen im Einsatz, die in diversen Klassen ausgetragen wurde. Dort musste sich der Rekordweltmeister (insgesamt acht Titel) im Entscheidungssatz des Halbfinals dem Franzosen Alexandre Brigault geschlagen geben, der später im Finale dem Niederländer Bries de Vries unterliegen sollte. „Die Veranstaltung in diesem Jahr hat noch einmal alles übertroffen und war rundum gelungen“, resümiert Greb. Insgesamt gingen in Altenkirchen 270 Spieler an den Start, mit Akteuren aus Holland und Polen waren noch einmal zwei Nationen mehr vertreten als 2014. Über einen Livestream ließen sich in diesem Jahr ein Halbfinale und das Finale verfolgen. Tischtennisprofis wie der Deutsche Meister von 2013, Steffen Mengel, oder der Deutsche Vizemeister von 2015, Ruwen Filus, fehlten zwar beim Event, weil sie bei einem Lehrgang der Nationalmannschaft in Hinterzarten weilten. Das tat der Veranstaltung aber keinen Abbruch, wie Greb schildert: „Das Turnier hat von der Quantität – es waren wirklich viele Spieler auf Regionalliga-Niveau im Teilnehmerfeld zu finden – und vom internationalen Flair gelebt. Mit einem Augenzwinkern haben wir die Nationalhymnen gespielt. Bei vielen Spielen, gerade im Finale, herrschte eine Wahnsinns-Stimmung und Gänsehautatmosphäre.“

Was die Organisatoren der Vierertisch-WM, darunter Andreas Greb, in Zukunft noch vor haben? „Wir stehen mit dem Tischtennisverband Rheinland in Kontakt, es wird neben der ohnehin schon ausgetragenen Turnierserie mit Sicherheit einen Ligaspielbetrieb geben, der in etwas lockerer Form stattfinden könnte. Bei uns im Verband gibt es außerdem den sogenannten Rheinland Cup. Dieses Modell ist auch für den Vierertisch-Sport interessant und dürfte dann auch gutes Futter für unsere Rangliste bieten, die wir derzeit auch weiter ausarbeiten“, so der 33-Jährige.

Das Vierertisch-Regelwerk in Kürze (Auszug aus der Vierertisch-Website)
    •    Der Tisch ist viermal so groß wie die gewohnte Spielfläche.
    •    Das Netz ist 32 Zentimeter hoch und ragt an den Seiten 30 Zentimeter weit heraus.
    •    Der Ball darf zweimal aufspringen.
    •    Um den Ball zu erreichen, darf man sich auf dem Tisch abstützen bzw. auf den Tisch hechten, jedoch nicht darauf stehen. (Gewicht nicht auf den Füßen)
    •    Sollte der Gegner den Ball so ums Netz spielen, dass dieser auf die eigenen Seite rollt, gilt dies als Tischkontakt und der Ballwechsel wird fortgesetzt. Sollte der Ball nicht rollen, sondern mehrfach auftippen, greift die Regel, dass der Ball nur zweimal aufspringen darf.

Einzel
    •    Die Aufschlagregel ist ähnlich der im Tennis.
    •    Der erste wird von rechts nach links, der zweite von links nach rechts usw. ausgeführt.
    •    Man hat jeweils “zwei Versuche”.
    •    Der Aufschlag muss so ausgeführt werden, dass er das zweite Tischviertel erreicht oder zur Seite rausspringt.

Doppel
    •    Es wird immer von rechts nach links aufgeschlagen.
    •    Man hat auch im Doppel jeweils zwei Versuche.
    •    Die Rotation (wer schlägt auf wen?) erfolgt genau so wie im Tennis
    •    Es wird, wie beim Tischtennis, abwechselnd geschlagen!


Die Highlights eines WM-Vorrundenspiels, u.a. mit Weltmeister Bries de Vries (schwarzes T-Shirt, schwarze Hose), sehen Sie hier:



(DK)

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