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Petrissa Solja: "Ich glaube, dann hätte ich sie gepackt"

Petrissa Solja spielte in Bremen das Turnier ihres Lebens (©Fabig)

23.03.2015 - Es war das Turnier der Petrissa Solja: Bei den German Open in Bremen gewann die 21-Jährige Gold im U21-Wettbewerb und im Doppel mit ihrer Berliner Mannschaftskameradin Shan Xiaona. Mit einer Goldmedaille im Damen-Einzel hätte sie Geschichte schreiben können, dieser Titel sollte Solja aber verwehrt bleiben. Einen Tag nach diesem ereignisreichen Turnier stand uns die Deutsche Meisterin im Interview Rede und Antwort.

myTischtennis.de: Petrissa, was überwiegt einen Tag nach dem Turnier, die Freude über die beiden Goldmedaillen oder immer noch die Enttäuschung darüber, dass es im Damen-Einzelfinale dann nicht ganz gereicht hat?

Petrissa Solja: Der Tag gestern war schon ganz schön hart für mich, weil ich mit drei Goldmedaillen ja auch hätte Geschichte schreiben können. Jetzt, einen Tag später, und nach den vielen Glückwunschen, die ich erhalten habe, geht es mir schon viel besser.  

myTischtennis.de: Bei welchen Spielen im Turnierverlauf hast du gedacht – das könnte eng werden?

Petrissa Solja: In der Qualifikation war ich gegen die Luxemburgerin, die ein sehr besonderes Spiel hat, schon gewarnt gewesen und musste mich anstrengen. Sayaka Hirano in der ersten Hauptrunde am Freitag war auch ein harter Brocken und an diesem Tag hatte ich insgesamt sieben Spiele. Da bin ich nur von Spiel zu Spiel gerannt und hatte gar keine Zeit, mir Gedanken zu machen und mich taktisch vorzubereiten, sondern musste mir nach den Ballwechseln überlegen, was ich verändern könnte. Die Chinesin in der zweiten Hauptrunde kannte ich nicht. Am Anfang des Spiels habe ich gedacht, das wird verdammt schwer. Nach einer Zeit habe ich aber rausbekommen, wie ich zu spielen hatte. Gegen Kasumi Ishikawa hatte ich vorher schon einmal gespielt und einen Matchball gegen sie gehabt. Daher wusste, dass ich Chancen gegen sie habe. Aber ich habe natürlich nicht gedacht, dass es so deutlich werden würde.  

myTischtennis.de: Als es ins Einzel-Finale ging, hattest du schon ein langes Turnier hinter dir. Hat da vielleicht auch ein bisschen die Kraft gefehlt am Ende? 

Petrissa Solja: Ja, definitv. Nach dem Einzel-Halbfinale habe ich nachher schon gemerkt, dass mir die Kraft ausgeht. Im Doppel war ich dann schon ein bisschen wie in Trance und habe, für mich selbst überraschend, sehr gut gespielt. Für das Einzel-Finale im Anschluss habe ich noch einmal versucht, alles aus mir herauszukitzeln, aber am Ende hat es nicht gereicht. Mima Ito war mental einfach frischer und spritziger. Im Turnierverlauf nur ein Spiel weniger bestritten zu haben, hätte mir im Finale gegen sie sicherlich geholfen. Ich glaube, dann hätte ich sie gepackt.

myTischtennis.de: Das war das insgesamt dritte Spiel von dir gegen Mima Ito. Die letzten Male hast du im Februar und November 2013 gegen sie gespielt. Welche Fortschritte hat sie seitdem gemacht und was traust du ihr für die Zukunft zu?

Petrissa Solja: Wenn ich damals mit viel Schnitt oder Spin agiert habe, hatte sie mehr Probleme als heute. Sie kann das Spiel inzwischen auch besser lesen. Das ist so bei jungen Spielerinnen, die verbessern sich sehr schnell. Die trainieren in ihrer Heimat auch schon in frühen Jahren sehr hart. Bei manchen Japanerinnen reicht es dann aber später nicht für den Schritt in die absolute Weltspitze. Auch bei ihr weiß man das nicht, aber zuzutrauen wäre es ihr.  

myTischtennis.de: Was ist deine Meinung zum neuen Qualifikationsmodus bei Turnieren der Super Series, bei dem es direkt mit einer K.o.-Phase losgeht? 

Petrissa Solja: Da darf man sich natürlich keinen Fehltritt erlauben. Und wenn man dann die erste Runde verlieren sollte, ist es schon blöd, dass man unter Umständen schon wieder abreisen kann. Ich hoffe, dass ich in der Weltrangliste in Zukunft so weit vorrücken kann, dass ich mir die Qualifikation bei den meisten Turnieren ersparen kann. 

myTischtennis.de: Was hat dir im März denn der Gewinn der Deutschen Meisterschaft bedeutet? 

Petrissa Solja: Das war einer der schönsten Momente meiner Karriere. Früher als kleines Mädchen habe ich schon immer gedacht, dass ich das mal erreichen möchte. Da die Nummer eins zu sein und den Wanderpokal mitzunehmen. Deshalb war das ein sehr emotionaler Moment für mich.

myTischtennis.de: In diesem Jahr hast du einen wirklichen Lauf, bist vor dem zweiten Platz bei den German Open und dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft schon Zweite beim Europe Top 16-Turnier in Baku geworden. Warum bist du in einer so guten Form?  

Petrissa Solja: In Baku ist es gut gelaufen für mich, dort habe ich nur gegen eine Spielerin verloren (Liu Jia, Anm. d. Red) und insgesamt super gegen Abwehr gespielt. Der Hauptgrund dafür war, dass ich in Düsseldorf jetzt immer regelmäßig gegen Abwehr trainiere. Generell bin ich schneller geworden, körperlich fitter, im Auf- und Rückschlag besser. In diesem Bereich bin ich gegen die guten Spielerinnen nicht mehr so anfällig. Durch das Turnier in Baku ist dann eben auch mein Selbstbewusstsein gestiegen.

myTischtennis.de: Was hast du dir nun für die WM im Einzel, im Doppel mit Nina Mittelham und im Mixed-Doppel mit Steffen Mengel vorgenommen?

Petrissa Solja: Bis dahin will ich noch fleißig trainieren. Ich hoffe auf eine gute Auslosung und dass ich eine genauso gute Leistung wie bei den German Open abrufen, vielleicht für eine Überraschung sorgen kann. Mit Nina habe ich schon bei zwei Jugend-Weltmeisterschaften gespielt, bei denen wir jeweils ins Viertelfinale gekommen sind. Ich hoffe, dass Nina fit und motiviert ist und wir ein gutes Turnier spielen werden. Mit Steffen habe ich noch nie zusammengespielt und bin gespannt, wie das ist, neben so einem Riesen zu stehen. (lacht)

myTischtennis.de: Wie kommt es, dass du nicht mit Sabine Winter im Doppel an den Start gehst, mit der du amtierende Doppel-Europameisterin bist und in Chemnitz zum zweiten Mal den Deutschen Meistertitel gewonnen hast?

Petrissa Solja: Das war die Entscheidung der Bundestrainerin, die mir auf Nachfrage in einem Gespräch erklärt hat, dass das so besser sei. 

myTischtennis.de: Und wie sehen jetzt die letzten Wochen vor der WM aus?

Petrissa Solja: Ich habe jetzt erst einmal zwei Tage frei, das wird mir guttun. Dann muss ich einen Tag zur Bundeswehr und dann geht’s schon voll los mit dem Training. Dazwischen stehen einige Bundesligaspiele auf dem Programm, die aber für unsere Mannschaft eigentlich kein größeres Problem sein sollten. Die ersten Wochen in der Vorbereitung auf die WM werden wir jetzt hart trainieren, vor allem im konditionellen Bereich, danach stehen eher kleinere Sachen im technischen Bereich an.

Die Highlights des Finals zwischen Petrissa Solja und Mima Ito sehen Sie hier: 



(DK)

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