Buntes

Sandpapier-WM: Flemming scheitert knapp im Finale

Alexander Flemming war in London kurz vor dem Titelgewinn (©Matchroom)

27.01.2015 - Maxim Shmyrevs Serie ist gerissen. Der Russe konnte die 'World Championship of Ping Pong' dreimal in Folge für sich entscheiden, jetzt wurde er vom ehemaligen Plüderhausener Andrew Baggaley aus England abgelöst. Dabei wäre der Pokal fast an Deutschland gegangen: Alexander Flemming preschte bis ins Finale der 'Sandpapier-WM' vor und scheiterte dort nur hauchdünn mit 2:3. Dem Hilpoltsteiner bleibt zumindest ein Trostpflaster von 10.000 Dollar.

Manchmal lohnt es sich, nicht nur im modernen Tischtennis, sondern auch in der etwas ursprünglicheren Form, welche die jährlich stattfindende 'Sandpapier-WM' in London repräsentiert, fit zu sein. Das wird sich auch Alexander Flemming denken, der nicht nur zweifacher Deutscher Meister im Doppel ist, sondern sich seit gestern auch Vize-Weltmeister im Sandpapier-Tischtennis nennen darf. Im Finale unterlag der Hilpoltsteiner Drittligaspieler dem ehemaligen TTBL-Akteur Andrew Baggaley, der zuvor den bisher dominierenden Spieler dieser Sportart, Maxim Shmyrev, im Halbfinale ausgeschaltet hatte. Baggaley kassierte für den Turniersieg ein Preisgeld von 20.000 Dollar, Flemming durfte sich als Vizemeister über die Hälfte freuen. Insgesamt wurden bei der 'World Championship of Ping Pong', die jedes Jahr medienwirksam im Londoner Alexandra Palace ausgetragen wird, 100.000 Dollar verteilt.

Mit letztem Ticket bis ins Finale

Dabei haben nicht unbedingt diejenigen die besten Chancen, die auch im Tischtennis die Nase vorn haben. Denn im 'Ally Pally' wird nicht mit handelsüblichen Belägen, sondern mit Einheitsschlägern gespielt, die lediglich mit Sandpapier beklebt sind. Alexander Flemming hatte sich auch voriges Jahr schon für die 'World Championship of Ping Pong' qualifiziert und war damals als bester Deutscher bis ins Achtelfinale vorgestoßen. Diesmal lief es für den 27-Jährigen, der sich in der deutschen Qualifikationsrunde nur als Dritter das letzte WM-Ticket gesichert hatte, wie am Schnürchen. 

Vor 1000 Zuschauern und den TV-Übertragungskameras spazierte Flemming durch die Vorrunde, holte gegen den Schotten Gavin Rumgay im Viertelfinale einen 0:1-Rückstand wieder auf (bei zwei Gewinnsätzen) und zog unter ähnlich dramatischen Umständen gegen Lubomir Pistej aus Slowenien ins Endspiel ein. Das Finale war das einzige Match des Turniers, das bis drei Gewinnsätze gespielt wurde. Auch hier fiel Flemming erst 0:2 zurück, bevor er es noch einmal spannend machen sollte. Mit 15:12 und 15:10 saugte sich der Drittligaspieler wieder heran und bescherte den lautstarken Zuschauern einen Entscheidungssatz. "Am Ende habe ich noch ein paar letzte Reserven mobilisieren können", sagte Baggaley nach dem Spiel. "Ich sagte mir selbst, dass ich nicht aus Erschöpfung verlieren würde. Wenn er mich schlägt, schlägt er mich, aber ich würde es nicht geschehen lassen, weil ich erschöpft war." Mit drei Punkten Vorsprung beendete der Engländer das Spiel schließlich doch zu seinen Gunsten und holte sich so den Titel.

"Einer der besten Tage meines Lebens"

"Es ist großartig, Zweiter geworden zu sein", war Flemming nicht allzu enttäuscht über seine Niederlage. "Ich habe mir das Finale vom letzten Jahr angeschaut und hätte nicht gedacht, dass ich dieses Jahr darin spielen würde. Ich war in meiner Gruppe als Zweiter gesetzt, so dass ich nicht damit gerechnet habe, so weit zu kommen." Auch Jürgen Leu, der 2013 noch als einziger deutscher Teilnehmer bei der 'World Championship of Ping Pong' am Start war, sich seitdem für die nationale Verbreitung des Sandpapier-Tischtennis' stark macht und das deutsche Qualifikationsturnier 'Clickball-DM' organisiert, war vor Ort. "Dass sich Alex am Finaltag von Spiel zu Spiel so unfassbar steigert, war nicht zu erwarten. Aber wer ihn kennt, weiß, dass er für solche Momente und Turnierverläufe genau der Richtige ist. Er hat sich in einen absoluten Rausch gespielt und ist wirklich nur um Haaresbreite an der WM-Krone vorbeigeschrammt", war Leu begeistert und freut sich, durch die direkte Qualifikation des Vizemeisters nächstes Jahr noch einen weiteren WM-Startplatz vergeben zu können. Die anderen beiden deutschen Teilnehmer in diesem Jahr, Hao Mu und Sebastian Carl, überstanden zwar ebenfalls die Vorrunde, trafen dann aber in der Runde der besten 32 direkt aufeinander. Mu setzte sich hier zwar noch klar durch, musste im Achtelfinale allerdings ebenfalls Baggaley gratulieren.

"Wenn man ein Finale wie dieses spielen darf, kann man, denke ich, zufrieden sein, auch wenn man verliert", fand Flemming. "Ich bin glücklich, ein Teil davon gewesen zu sein, und habe schöne Erinnerungen mitgenommen, die ich mir wieder anschauen und meinen Kindern zeigen werde. Dies war einer der besten Tage meines Lebens."

Ein paar Eindrücke vom schönsten Tag seines Lebens finden Sie in dieser Galerie!

Das Finale in voller Länge:


Die Spiele der Deutschen im Überblick:

Vorrunde:

Alexander Flemming - Matts Kallberg SWE 2:0
Alexander Flemming - Kazeem Adeleke NGR 2:0

Hao Mu - Oriol Monzo ESP 2:0
Hao Mu - Ferenc Turei HUN 2:0

Sebastian Carl - Egle Adomelyte LTU 2:1
Sebastian Carl - Steve Bovenisty BEL 0:2
Sebastian Carl - Istvan Moldovan NOR 2:0

Runde der besten 32:
Sebastian Carl - Hao Mu 0:2
Alexander Flemming - Fabian Becker AUT 2:0

Achtelfinale:
Hao Mu - Andrew Baggaley ENG 1:2
Alexander Flemming - Ilija Lupulesku USA 2:1

Viertelfinale:
Alexander Flemming - Gavin Rumgay SCO 2:1

Halbfinale:
Alexander Flemming - Lubomir Pistej SVK 2:1

Finale:
Alexander Flemming - Andrew Baggaley ENG 2:3

(JS)

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