WM 2024

Frankreichs Coach Molin: "Das ist erst der Anfang"

Nathanael Molin (2.v.r.) will gegen China auf große Emotionen setzen (©ITTF)

25.02.2024 - Frankreich geht als großer Gewinner aus der Team-Weltmeisterschaft in Busan. Die Damen holten die Bronzemedaille, die Herren zogen ins Endspiel ein und haben dort heute die Chance, Weltmeister zu werden. Im Interview erzählt Frankreichs Coach Nathanael Molin, was er aus dem Deutschland-Spiel gegen Taiwan Hilfreiches für sein Team mitgenommen hat, warum die Franzosen so stark sind und ob sie Deutschland inzwischen überholt haben.

myTischtennis.de: Frankreich steht im Finale der Team-WM in Busan. Was hattet ihr euch im Vorfeld vorgenommen und hast du diesen Erfolg erwartet?

Nathanael Molin: Wir wollten eine Medaille gewinnen. Das Finale zu erreichen, war mehr, als wir zuvor erwarten konnten. Aber wir haben ein sehr besonderes Team, das bereit ist und keine Grenzen im Spiel hat. Das ist etwas Neues und Spezielles für Frankreich.

myTischtennis.de: China hat im Halbfinale gegen Südkorea ein paar Nerven gezeigt. Was ist für Frankreich im Finale möglich?

Nathanael Molin: Es war zwar ein 3:2-Sieg, aber die drei Einzel, die China gewonnen hat, sind 3:0 ausgegangen. China ist in einem Teamwettbewerb schwieriger zu besiegen als im Einzel, denn sie haben drei Einser. Herzliche Glückwünsche an die Südkoreaner, die unglaublich gespielt haben. 2:2 gegen China zu stehen, erlebt man nicht oft. Wir werden Match für Match spielen, uns natürlich vorbereiten und im Kopf darauf einstellen. Der Kopf könnte am Ende den Unterschied ausmachen. Wir Franzosen haben sehr große Emotionen, die einen aufs höchste Level heben oder ins tiefste Loch fallen lassen können. Diesmal ging es für uns ganz nach oben und so müssen wir weitermachen, diese Emotionen hervorbringen und nutzen. 

myTischtennis.de: In den vergangenen Jahren haben wir stets das Duell China gegen Deutschland im WM-Finale gesehen, nun nimmt Frankreich Deutschlands Stelle dort ein. Glaubst du, dass die Franzosen die Deutschen langsam eingeholt oder sogar überholt haben?

Nathanael Molin: Das kann ich so nicht sagen, die Deutschen sind auch sehr, sehr stark. Es ist jetzt mal ein Wettbewerb, bei dem wir vorne liegen, aber ich bin mir sicher, dass Deutschland auch weiterhin an der Spitze bleiben wird und das nächste Mal wieder bereit ist. 

myTischtennis.de: Du hast dir vor eurem Halbfinale gegen Taiwan sicher auch das Duell der Taiwaner gegen Deutschland angeschaut. Welche Lehren hast du für euch daraus gezogen?

Nathanael Molin: Vor allem wollte ich mitbekommen, wie sie mit schwierigen Augenblicken umgehen. Bei Kao Cheng-Jui habe ich in einem bestimmten Moment ein bisschen Angst wahrgenommen. Patrick Franziska hat das nicht genutzt, aber ich habe zu Simon Gauzy gesagt: Vielleicht wirst du diesen Moment fühlen und kannst die Gelegenheit ergreifen. Und genau das hat er in seinem Spiel gegen ihn umgesetzt.

myTischtennis.de: Was ist das Erfolgsgeheimnis der Franzosen, warum sind sie so stark?

Nathanael Molin: Erstens haben wir einen perfekten Kampfgeist im Team und ein gutes Gleichgewicht zwischen jungen und erfahrenen Spielern. Zweitens haben wir herausragende Jungs und eine unglaubliche Nummer eins. Felix Lebrun hat im ganzen Turnier noch kein Match verloren. Ich habe ihn während des Wettbewerbs ein bisschen betreut, er war wegen der vielen Events im WTT-Kalender sehr müde, als er hier ankam. Daher habe ich ihn in ein paar Gruppenspielen geschont. Aber die Mannschaft hat das aufgefangen und ihn in diesen Spielen gut ersetzt. Das haben wir als Team gut gemeistert.

myTischtennis.de: Frankreich hat nun sogar zwei Medaillen hier in Busan gewonnen, was für die beiden Mannschaften in den Neunzigerjahren das letzte Mal der Fall war. Was bedeutet das - auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele?

Nathanael Molin: Es ist sogar das erste Mal, dass beide Teams im selben Jahr eine WM-Medaille mit nach Hause bringen. Es bedeutet, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Für die Olympischen Spiele, aber nicht nur. Mit diesem Team werden wir noch zehn, fünfzehn Jahre Spaß haben. Wir denken also nicht nur an die nächsten sechs Monate, sondern an die nächsten zehn Jahre. Wir werden sie auf solche Finals vorbereiten, im Einzel, Team, alles. Das ist erst der Anfang für uns - das hoffe ich. Die Spieler sind 17, 20, zwei sind 23 Jahre alt - nur Simon ist 29, aber er kann auch noch viele Jahre spielen, vielleicht ist er noch ein weiteres Mal bei den Olympischen Spielen dabei. Wir haben Zeit.

myTischtennis.de: Hat das französische Team schon entschieden, wer bei den Olympischen Spielen in Paris im Einzel und in der Mannschaft spielen wird?

Nathanael Molin: Nein, das entscheiden wir im Juni.

myTischtennis.de: Und wie wird es entschieden? Gibt es wie in anderen Nationen ein Auswahlturnier, ein internes Ranking oder ähnliches?

Nathanael Molin: Nein, das haben wir nicht. Wir entscheiden uns einfach.

(JS)

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