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Road to Rio: „Was für ein Start in die neue Saison!"

Stark im EM-Teamwettbewerb, im Einzel allerdings das Aus in Runde eins: Simon Gauzy ©TTF Liebherr Ochsenhausen)

06.10.2015 - Bei der EM war er im Team-Wettbewerb einer der besten Spieler: Frankreichs Simon Gauzy. Im Einzel ereilte den 20-Jährigen dann allerdings das Aus in Runde eins gegen Lubomir Pistej. In seinem Blog erzählt der Franzose, der sich am Liebherr Masters College auf die Olympischen Spiele vorbereitet, von seinem Saisonstart mit den TTF Liebherr Ochsenhausen und von den Europameisterschaften in Russland.

In der ratiopharm Arena konnten wir den Vizemeister Fulda mit 3:1 schlagen und ich konnte sowohl gegen Ruwen Filus als auch gegen Wang Xi gewinnen – vorher war ich jahrelang gegen beide nahezu chancenlos gewesen und nun konnte ich beide gleich an einem Tag schlagen. Spätestens hier wusste ich dass sich das harte Training den Sommer hindurch gelohnt hatte und dass ich mich persönlich im Spiel gegen unangenehme Spieler nochmals verbessert habe.

Doch nach dem Hoch mit den Siegen gegen Filus, Wang Xi und Kirill Skachkov kam dann auch schneller als mir lieb war das erste Tief. Zunächst unterlagen wir Grenzau auswärts im Pokal – hier spielte ich eigentlich gut aber Yoshida war an diesem Abend einfach in einer überragenden Form. Diese Niederlage musste ich akzeptieren denn er war der bessere Mann am Tisch – viel schlimmer traf mich aber die schwere Verletzung meines Teamkollegen Hugo Calderano. Das merkte man mir dann auch im Spiel gegen Saarbrücken noch an – auch hier spielte ich zwar nicht schlecht, jedoch konnte ich auch nicht die negativen Erlebnisse aus meinem Kopf verdrängen und war leider nicht in der Lage, mich aus diesem kleinen Loch wieder herauszuziehen. Zudem kam dann auch eine gewisse Müdigkeit hinzu, so dass ich gerade am Anfang der Sätze unkonzentriert war.

Neustart bei den Europameisterschaften
Als der Verband im Vorfeld der EM entschieden hatte, Adrien Mattenet nicht zu nominieren, war mir schnell klar, dass ich das Team führen muss. In den letzten Team-Wettbewerben war ich dazu noch nicht in der Lage gewesen, weil ich mir oftmals noch selbst zu viel Druck gemacht habe. Dieses Mal versuchte ich entspannter zu sein und diese Entspannung und Lockerheit auch auf meine Teamkameraden zu übertragen. Wir waren ein recht junges Team und haben sehr von unserem Zusammenhalt und Teamspirit gelebt – jeder unterstützte jeden und so war es auch für mich einfacher, die Rolle des Leaders zu übernehmen. Der Rest ist dann schnell erzählt: Ich hatte einen guten Start gegen Serbien und dann war ich im Wettbewerb und verlor nur noch gegen die beiden Topspieler Marcos Freitas und Dima Ovtcharov. Rückblickend denke ich dass ich die Rolle des Leaders gut ausfüllen konnte. Ich hatte jederzeit einen guten Kopf und starke Nerven und war bereit, Verantwortung zu übernehmen und dem Erfolg des Teams alles unterzuordnen. Dazu konnte ich die Lockerheit, welche ich mir selbst vorgenommen hatte, gut auf die Mannschaft transportieren und wir hatten gemeinsam eine tolle Zeit. Ohne das Vertrauen meiner Mitspieler und des Trainers hätte ich auch sicher nicht solch gute Ergebnisse erzielen können. Ich bin stolz, ein Teil dieses Teams zu sein!

Weniger stolz war ich dann auf meinen ersten und gleichzeitig letzten Auftritt im Einzel. Die Niederlage gegen Pistej hat mich nach dem Gewinn der Bronzemedaille wieder schneller auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als mir lieb war. Es war im ersten Moment nicht einfach, damit klarzukommen und die Niederlage akzeptieren zu können. Mit ein bisschen Abstand verstehe ich, dass es in meinem Alter größere Schwankungen gibt als bei einem fertigen Spieler mit 28 Jahren. Dennoch möchte ich mich immer weiter verbessern und natürlich möchte man in meinem Alter immer alles gewinnen und das immer am besten jetzt und sofort – mit dieser Erwartungshaltung sind Rückschläge dann natürlich vorprogrammiert. Trotzdem habe ich diese Erwartungshaltung an mich selbst und werde diese auch nicht ändern. Erwartungshaltung hin oder her – ich war natürlich in diesem Moment sehr enttäuscht. Der Team-Wettbewerb hatte mir gezeigt, dass die Form eigentlich da war – aber so ist der Sport. Wenn man nur einmal nicht an sein Maximum kommt, ist man schneller aus dem Turnier raus, als man „Bonjour“ sagen kann.

Doch auch wenn ich im Einzel enttäuscht über meine Leistung war, so werde ich auch aus dieser Erfahrung lernen und stärker zurückkommen. Denn bei aller Enttäuschung, die das Leben als Tischtennisprofi manchmal mit sich bringen kann, weiß ich zu schätzen, dass ich das Privileg genieße, meinen Traum verwirklichen zu können. Ich möchte mich weiter verbessern und in jedem Spiel alles geben und mir jeden Erfolg verdienen, denn ich möchte in 15 Jahren keinen verpassten Chancen nachtrauern.

In diesem Sinne gehe ich meinen Weg weiter, denn das nächste ganz große Ziel sind meine ersten olympischen Spiele in Rio 2016!

(Simon Gauzy)

Die guten Bedingungen am Liebherr Masters College wären ohne die ‚LMC Stiftung zur Nachwuchsförderung im Tischtennis-Leistungssport‘ nicht möglich. Die Stiftung fördert Nachwuchssportler aus Baden-Württemberg, Deutschland und Europa durch die finanzielle Unterstützung neuer Initiativen und Projekte im Bereich des Trainings und der begleitenden, sehr persönlichen Betreuung der jungen Athleten. Hierbei stehen eine ganzheitliche Ausbildung und die fünf Erfolgsfaktoren Trainer, Management, Trainingsgruppe und -bedingungen sowie Standort im Fokus. Weitere Infos finden Sie auf der Homepage des Liebherr Masters College!

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