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Sabines Blog: In Lissabon eine gute Woche gehabt

Konnte den EM-Titel mit der Damen-Mannschaft verteidigen: Sabine Winter (©Stosik)

07.10.2014 - Vor etwas mehr als einer Woche konnte sie mit der deutschen Damen-Mannschaft den Titel bei der Europameisterschaft verteidigen: Nationalspielerin Sabine Winter, die regelmäßig in ihren Blogs über ihre Karriere und ihren Alltag als Tischtennisprofi berichtet. Heute schildert uns die 22-Jährige, wie sie die EM erlebt hat und welche Erfahrungen sie mit den in Lissabon verwendeten Plastikbällen gemacht hat.

In Portugal bei der EM hatte ich eine gute Woche. Nach Lissabon ist das deutsche Team (Han Ying, Shan Xiaona, Irene Ivancan und Petrissa Solja und ich) als Titelverteidiger angereist. Auch die eigenen Ansprüche waren, den Titel zu verteidigen, von daher lastete durchaus Einiges an Druck auf dem Team.

Die Anreise war eigentlich für Montag geplant gewesen, doch der Flieger konnte aufgrund einiger Probleme an der Maschine nicht abheben und musste über Nacht repariert werden. Ein Blitz hatte beim Landeanflug in Düsseldorf in die Maschine eingeschlagen und ein Vogel auch etwas Schaden in der Turbine angerichtet. Leider wusste man das erst endgültig, als wir bereits acht Stunden am Flughafen auf den Abflug gewartet hatten. Es hieß also, ab zur Gepäckausgabe und wieder heim. Manche, darunter auch ich, gingen für die Nacht in ein von der Fluggesellschaft bereitgestelltes Hotel, da es am nächsten Morgen schon etwas früher losging und einige auch nur einen leeren Kühlschrank zu Hause aufgefunden hätten.

Bescheidene Plastikball-Qualität
Dienstag verlief dann glücklicherweise alles nach Plan. Wir konnten nachmittags auch noch in der Haupthalle trainieren und uns darauf einstellen, dass in diesem Turnier wohl einige Bälle kaputtgehen würden. Es wurde mit einem neuen Nittaku-Ball gespielt, der leider manchmal so kaputtging, dass es unmöglich war, den Ballwechsel überhaupt zu Ende zu spielen, da er quasi fast in zwei Hälften zersprang. Deshalb auch die neue Regelung in Lissabon, dass der Schiedsrichter bestimmt, ob der Ballwechsel wiederholt wird, weil er sich noch offen gestaltet hätte, oder ob der Punkt gegeben wird, weil der Gegner den Ball sowieso nicht mehr hätte erreichen können. Einmal schafften Irene und ich es, in den  ersten 15 Minuten Einspielen vier Bälle kaputt zu machen. Glücklicherweise lief es nicht immer so schlecht mit den Bällen, denn jede Mannschaft bekam anfangs nur zwölf dieser Bälle für das gesamte Turnier, weil die Bälle des Veranstalters ja auch nur für die Matches reichen mussten. ;) Am Ende hatten sie noch einige übrig, so dass wir noch mal Bälle bekamen.

Ärgerliche Niederlage gegen Hu Melek

Tag eins ging mit einem erwarteten 3:0 gegen Frankreich los und einem nicht ganz so klar erwarteten Sieg gegen Österreich. Allerdings muss man gestehen, dass das 3:0 klarer wirkt, als es tatsächlich war. Shan gewann in der Auftaktpartie 3:2 gegen Amelie Solja. Ying überließ ihrer Gegnerin Liu Jia beim 3:0 einmal mehr keine Chance und Peti musste nach einem 7:1 im Entscheidungssatz gegen Li Qianbing doch noch ein 8:9 in ein 11:9 umwandeln.


Im letzten Gruppenspiel gegen die Türkei konnte uns schon nichts mehr passieren. Irene gewann ihr erstes Spiel 3:0. Ich verlor danach leider gegen Hu Melek mit 0:3. Ganz so klar verlief das Spiel dann aber eigentlich auch nicht. Nach einem 9:11 konnte ich im 2. Satz 10:5 führen. Bei 10:9 kam leider auch noch etwas Pech dazu und ich verlor den Satz noch. Auch im letzten beim 9:11 war ich nicht chancenlos. Hu Melek ist eine Top Spielerin, die gegen mich auch favorisiert war, doch weil ich weiß, dass ich besser spielen kann, war ich direkt im Anschluss schon etwas enttäuscht. Danach hatte Peti keine Probleme an Position 3 und auch ich konnte ohne große Probleme den Siegpunkt zum 3:1 beisteuern.


"Bin kein Sushi-Fan"
Im Viertelfinale stand uns Holland gegenüber. Was uns den 3:0 Sieg sicherlich um Einiges erleichterte war, dass unsere Gegner ohne Li Jiao antraten. So brachte uns Nana einmal mehr mit einem 3:2-Sieg gegen Abwehrkünstlerin Li Jie in Führung, bevor Ying mal wieder ohne Satzverlust auf 2:0 erhöhte. Danach hatte auch keiner Zweifel daran, dass Irene den 3:0-Siegpunkt gegen Timina holen würde. Bronze war uns sicher, doch es sollte natürlich noch mehr werden. Im Halbfinale wartete Schweden auf uns, Irene, Ying und Peti verloren nicht mal einen Satz. Zur Feier des Tages gönnten wir uns ein Abendessen beim Japaner. Sushi – all you can eat – für die meisten. Um ehrlich zu sein, für alle außer mich. Ich bin kein Sushi-Fan, doch auch für mich gab es Einiges auf der Karte, zwischen dem ich wählen konnte. So ging es dann gut gelaunt ins Bettchen und man konzentrierte sich auf das letzte Match, wo uns wieder Österreich gegenüber stehen sollte.

Nervenaufreibendes Finale

Das Finale war wirklich eng und es war ziemlich nervenaufreibend, es von der Bank aus anzusehen. Nana fing gegen Polcanova an. Ich denke, es war ein für das Finale richtungsweisendes Spiel. Nachdem es ein alles anderere als guter Start für Deutschland war und Nana mit 0:2 ins Hintertreffen geriet, biss sie sich zurück ins Spiel. Bei 1:2 lag sie auch schon etwas hinten und es war dann auch ein wenig Glück auf unserer Seite, so dass Nana den Satz noch gewinnen konnte und das Spiel letztendlich drehte. Im 5. Satz hatte ich persönlich nicht mehr so viele Bedenken, weil Nana bisher alle ihre Spiele im 5. Satz gewonnen hatte und sich in den entscheidenden Momenten immer sehr stark präsentiert hatte. Danach dachte ich eigentlich, es würde relativ entspannt werden, zuzuschauen, doch Liu Jia wehrte sich nach allen Kräften gegen Ying. Nach einer 9:5-Führung sollte Ying ihren ersten Satz verlieren, auch den zweiten holte sich Liu Jia. Im dritten sah es so aus, als hätte Ying wieder alles unter Kontrolle. Doch nach einer 9:1-Führung und einer Aufholjagd zum 9:7 verlangte Ying uns alle Nerven ab. Mit 11:8 holte sie sich den Satz. Der nächste verlief auch relativ deutlich aber im Entscheidungssatz konnte es kaum spannender werden. Zwei Matchbälle beim 10:8 vergeben, am Ende aber den dritten verwandelt. Es war nicht nur Ying die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, sondern uns allen.

Danach machte Peti einen super Eindruck gegen Li Qianbing, ließ ihr in den ersten beiden Sätzen keine Chance und wir wollten alle, dass Peti den Sack mit einem 3:0 zumachte, denn wir waren etwas nervös, dass noch eine 2:0-Führung kippen könnte. Beim 10:9 verwandelte sie den zweiten Matchball und wir fielen uns alle in die Arme. Den Siegerstamm (der Pokal war ein großes Stück Holz) streckten wir kurz danach bei der Siegerehrung in die Höhe. Wenn es auch ein ungewöhnlicher Pokal ist, die Idee dahinter fand ich sehr gut, denn jeder von uns bekam noch ein kleineres Stück Holz, mit dem Namen versehen. Diese Einzelstücke haben ihren Platz in dem großen Pokal.


Bei den nächsten Turnieren möglichst in Topform auflaufen
Danach feuerten wir noch unsere Herren an. Die Portugiesen machten gute Stimmung in der Halle. Leider konnten die Herren ihren Titel nicht erneut verteidigen, aber dennoch ging es danach zum Feiern noch zum Delegationsessen in ein Restaurant in der Nähe der Halle. Es war ein schöner Abend!! Lissabon wird auch als die schönste Hauptstadt Europas betitelt, ich habe nicht viel gesehen, aber gute Erinnerungen werde ich an Lissabon sicherlich immer haben. ;)

Mittlerweile sind wir wieder voll im Training, mehr als zwei Tage frei war nicht möglich, denn wir sind ja schließlich mitten in der Saison.

Die nächsten und letzten internationalen Turniere in diesem Jahr sind erst im November in Russland und Schweden. Dort möchte ich möglichst in Topform auflaufen ;)
 

Zu Sabine Winters Homepage

 

(Sabine Winter)

 

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