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Kilians Blog: Omikron ist allgegenwärtig

Kilian Ort ließ sich bisher noch nicht vom Virus ausbremsen (©TSV Bad Königshofen)

21.02.2022 - Kilian Ort wurde vom Coronavirus selbst zwar bisher verschont, nichtsdestotrotz bestimmt die hochansteckende Omikronvariante seinen Berufsalltag in vielerlei Hinsicht. In seinem Blog beschreibt der TTBL-Spieler des TSV Bad Königshofen, welche Auswirkungen das Virus auf den Profi-Spielbetrieb hat, warum so manche Partie zur Lotterie gerät und inwiefern auch die Impfung ein entscheidender Faktor werden kann.

An mir ist der Kelch bisher noch vorbeigegangen – zumindest offiziell. Im Gegensatz zu vielen meiner Trainingskollegen in Düsseldorf bin ich seit dem Beginn der Pandemie weder positiv auf Covid-19 getestet worden, noch litt ich an den typischen Symptomen der Krankheit. Während das Virus in den Jahren 2020 und 2021 größtenteils einen Bogen um das Deutsche Tischtennis-Zentrum gemacht hatte, zeigte Omikron auch bei uns im ersten Monat dieses Jahres seine schnelle Ausbreitungsgeschwindigkeit. 

Gefährliches Pizza-Pläuschchen

Kurz vor den Feeder-Turnieren, die im DTTZ stattfanden, war ich mit drei weiteren Spielern beim Italiener um die Ecke beim Abendessen. Da nicht nur der Gastgeber wie immer stets zuvorkommend war, sondern sich auch ein lustiges Pläuschchen unter uns Athleten entwickelte, sind wir nicht direkt nach dem letzten Bissen unserer Mahlzeit aufgestanden, so dass wir letztendlich nahezu zwei Stunden zusammensaßen. Nur blöd, dass der PCR-Test, der für die Teilnahme an der Turnier-Serie verpflichtend ist und dessen Ergebnis man in der Regel erst am nächsten Tag erhält, des mir gegenübersitzenden Kollegen positiv ausfiel. „Na bravo, jetzt können wir die Uhr danach stellen, bis auch bei unseren Schnelltests der zweite Strich auftaucht“, dachte ich mir. Nicht nur während der Wettkämpfe in der Staufenhalle, sondern bereits seit Ende Dezember sind wir verpflichtet, ein negatives Schnelltestresultat (nicht älter als 24h) griffbereit zu haben. Das System ist demnach sehr engmaschig und sollte daher zumindest die schwerwiegenderen Infektionen herausfiltern. 

Glücklicherweise schien unser Kollege kein Superspreader zu sein, weshalb wir alle verschont blieben. Selbst als kurz darauf einer meiner Gegner nach unserem Match positiv getestet wurde, blieb ich symptomfrei, was auch für das Hygienekonzept am Tisch spricht. Nichtsdestotrotz wurden fast täglich einige Athleten und Athletinnen aussortiert und genossen anschließend das unvorteilhafte Privileg, ihr Hotelzimmer auf längere Zeit genauer inspizieren zu dürfen. Zu behaupten, dass die Vorkehrungen vor Ort zu kurz griffen, wäre wohl falsch – stiegen die Infektionszahlen doch auch außerhalb des Tischtennis-Events rasant an. Zudem blieben manche Sportler und Sportlerinnen direkt zu Hause, weil ihre PCR-Tests sie noch vor der Anreise auf eine Infektion aufmerksam machten. Die Auslosungen waren allerdings schon vorgenommen, was besonders in den ersten Runden fast groteske Züge annahm: In vielen Partien musste man nur anwesend sein, um den nächsten Durchgang zu erreichen, und teilweise kam es zu Konstellationen, in denen beide Spieler positiv waren, wovon der darauffolgende Kontrahent profitierte. 

Omikron führt zu Lotterie

Vor allem während oder kurz nach den Turnieren infizierten sich die meisten der positiv getesteten deutschen Athleten. Glücklicherweise ist mir bisher noch kein extrem schlimmer Krankheitsverlauf zu Ohren gekommen, auch wenn es sicherlich den einen etwas härter und den anderen etwas weniger hart traf. Wir wurden angehalten, nach dem Abklingen der Symptome einen Pneumologen aufzusuchen, um einen Lungenfunktionstest durchzuführen, und anschließend die Resultate mit denen der jährlich stattfindenden sportmedizinischen Untersuchung zu vergleichen. Dies hatte nun schon bei dem ein oder anderen eine mehrtägige bzw. mehrwöchige Belastungspause zur Folge. 

Somit hat Omikron auch einen beträchtlichen Einfluss auf den regulären Ligaspielbetrieb genommen. Die Begegnungen in der TTBL glichen teilweise einer Lotterie. Die Mannschaften, die von den Infektionen verschont blieben, hatten im eng getakteten Spielplan einen gravierenden Vorteil gegenüber den Teams, die von Covid-19 mehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Darüber groß zu lamentieren, hilft natürlich nicht weiter. Zumindest darf ein Spiel verlegt werden, sofern sich zwei lizensierte Spieler zeitgleich in Isolation befinden. Dies hatte zur Folge, dass dem ein oder anderen Edelreservisten unverhofft zu seinem TTBL-Debüt verholfen wurde. Abgesehen von den absoluten Kennern der Szene durften sich die Zuschauer auf neue Namen wie beispielsweise Chambers, Itagaki oder Fox freuen. Die starke Komprimierung des Bundesliga-Spielplans hängt zum Großteil damit zusammen, dass die TTBL starke Rücksicht auf die WTT-Events nimmt, weshalb meine Vereinskameraden und ich beispielsweise vom 16. Januar bis 13. Februar sieben Mal der TTBL- Hymne lauschen durften, wohingegen wir nach unserer Begegnung in Düsseldorf am 1. März einen Monat „TTBL-frei“ haben. 

Ohne Impfung kein Grand Smash

Die Ausfälle im Spielbetrieb der Damen scheinen noch gravierender zu sein. Sowohl in der ersten als auch in der zweiten Bundesliga gingen bereits jeweils drei Begegnungen kampflos an die Heimmannschaft, da das Auswärtsteam coronabedingt nicht genügend Athletinnen zur Verfügung hatte. Dazu kommen noch einige Partien, in denen ein Verein nur mit drei Spielerinnen antrat, wodurch der Kontrahent schon vor dem ersten Ballwechsel mit 3:0 in Führung lag. Auch der Leitfaden des DTTB sieht hierbei vor, dass ein Verlegungsgrund dann gegeben ist, wenn sich zwei Spielerinnen in Quarantäne befinden. Die jeweiligen Spielleiter der Ligen können sich – besonders aktuell - sicherlich nicht über zu wenig Arbeit beschweren. 

Apropos Arbeit: Die Bundeswehr, die der Arbeitgeber einiger meiner Nationalmannschaftskollegen und von mir ist, hatte uns vor kurzem aufgefordert, den zuständigen Truppenarzt aufzusuchen, damit dieser kontrolliert, ob wir alle für die Basisgrundimmunisierung benötigten Impfungen erhalten haben. § 17 des Soldatengesetzes verpflichtet nämlich die Soldaten zur Impfung gegen klassische Krankheiten wie beispielsweise die Grippe, solange objektiv keine erhebliche Gefahr für Leben oder Gesundheit des Kameraden besteht. Nachdem mir die Influenza-Impfung injiziert wurde, dachte ich mir kurz mit einem Augenzwinkern: „Bin ich jetzt 2G++?“ Wie sinnvoll jede einzelne Impfung für jedes Individuum ist, sei dahingestellt. Für die internationalen Akteure, die momentan regelmäßig an den WTT-Turnieren teilnehmen wollen, stellt sich die grundsätzliche Frage „Impfung verweigern?“ dagegen nicht, da Ungeimpften die Teilnahmeerlaubnis beispielsweise an der bald stattfindenden Premiere des groß angekündigten Grand Smashs verweigert wird. Eine Story à la Djokovic wird es dort hoffentlich nicht geben.

Bleibt gesund

Euer Kilian 

(Kilian Ort)

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