Blog

Janinas Blog: Rückkehr der russischen Spieler?

Vladimir Sidorenko und Maksim Grebnev hat man schon lange nicht mehr auf internationaler Bühne gesehen (©ITTF)

30.01.2023 - Die Diskussion, ob russische und belarussische Sportler wieder in den Weltsport eingegliedert werden und gegebenenfalls auch an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen sollten, ist seit Kurzem wieder in aller Munde. myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz, die auf beiden Seiten nachvollziehbare Argumente sieht, schaut sich die Situation im Tischtennis an und dringt vor allem auf eine einheitliche Lösung.

Fast ein Jahr ist es her, dass die ITTF - auf Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) - den Ausschluss russischer und belarussischer Athleten und Funktionäre von ihren Wettbewerben erklärt hat. Nach dem ersten Grand-Slam-Turniersieg einer unter neutraler Fahne startenden Tennisspielerin bei den Australian Open, der dortigen Präsentation pro-russischer Botschaften im Publikum und dem erneuten Vorstoß des IOCs vor wenigen Tagen, die Rückkehr von Athleten aus Russland und Belarus unter neutraler Flagge prüfen zu wollen, ist das Thema nun wieder auf dem Tisch. Wie also sollte sich der Tischtennissport in Zukunft positionieren? Sollte man an dem Ausschluss der Athleten festhalten oder ihnen eine Rückkehr auf die internationale Bühne gewähren?

Nachvollziehbare Argumente auf beiden Seiten

Diese Frage hat in den vergangenen elf Monaten immer wieder für Gesprächs- und Zündstoff gesorgt und nicht selten zu verhärteten Fronten geführt. Ich kann viele Argumente auf beiden Seiten nachvollziehen. Auf der einen Seite darf der Sport Nationen, die Angriffskriege gegen andere Länder führen, keine Plattform für Propaganda bieten und sollte als Institution des friedlichen Miteinanders ein klares Zeichen setzen. Und da der Krieg in der Ukraine noch immer andauert, erscheint es als inkonsequent, die Maßnahmen nun aufzuweichen, da sich an der prinzipiellen Lage seit dem Ausschluss der Athleten vor fast einem Jahr kaum etwas verändert hat. Auf der anderen Seite werden die Sportler de facto für etwas bestraft, was sie nicht verursacht haben und in vielerlei Fällen sogar selbst öffentlich verurteilen. Man verbietet einer Gruppe Menschen also die Ausübung ihres Berufs und das Verfolgen ihrer Träume, für die ihnen ihr Körper sowieso nur eine kleine Zeitspanne in ihrem Leben lässt.

Betroffene Sportler bekommen somit aktuell oftmals nur in nationalen Ligen die Möglichkeit, ihrem Sport professionell nachzugehen. Auch die TTBL hatte sich - wie viele andere deutsche Profiligen auch - gegen einen Ausschluss der russischen und belarussischen Spieler entschieden, so dass etwa beim TTC Neu-Ulm mit Vladimir Sidorenko (20 Jahre), Maksim Grebnev (21) und Lev Katsman (21) drei junge russische Athleten Spielpraxis sammeln können. Für ihre übergeordneten Ziele - und damit vor allem für die Olympischen Spiele 2024 in Paris - bringt ihnen das allerdings nicht viel. Um sich hierfür zu qualifizieren, müssten sie an internationalen Turnieren teilnehmen und Weltranglistenpunkte sammeln. Nicht nur im Tischtennis drängt daher langsam die Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Die ITTF hatte Mitte Dezember angekündigt, die Situation in den ersten Wochen des Jahres 2023 für sich neu bewerten zu wollen. Was dabei herausgekommen ist, wurde hingegen noch nicht öffentlich verkündet.

Es muss eine einheitliche Lösung her

Möglicherweise wartet man beim Weltverband auch darauf, wie es bezüglich des Vorstoßes des IOCs, russische und belarussische Athleten wieder zu internationalen Wettkämpfen zuzulassen, wenn sie unter neutraler Flagge antreten und bestimmte Bedingungen erfüllen, weitergeht. Die Australian Open, bei denen nun erstmals eine 'neutrale' Tennisspielerin ein Major-Turnier gewonnen hat, haben hierfür einen Vorgeschmack geboten - auch dafür, wie sich russische Propaganda im Publikum trotz Verbots einen Weg bahnen und wie die politische Diskussion das Sportliche in den Hintergrund drängen kann. Wie man sich bezüglich der neutralen Athleten auch entscheidet, man sollte es auf jeden Fall einheitlich tun - auch das zeigt das Beispiel Tennis. Dass in Wimbledon keine Sportler aus Russland und Belarus zugelassen waren, bei den US, French und Australian Open aber schon, ist schwer vermittelbar. Hier sollte der Sport nicht nur sportartintern für Einheitlichkeit sorgen, sondern auch sportartenübergreifend. Denn dass ein russischer Tennisspieler oder Radfahrer an den wichtigsten Wettkämpfen teilnehmen darf, ein russischer Tischtennisspieler aber höchstens Ligaspiele bestreiten kann, ist weder ein konsequentes Zeichen gen Kriegstreiber noch gerecht für die Sportler.

(JS)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.