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Jochens Blog: Digitaler Quantensprung für unseren Sport

Durch neue digitale Möglichkeiten wird unser Sport besser verständlich (©Spinsight)

24.05.2022 - Die Digitalisierung ist in fast allen Bereichen unseres Alltags auf dem Vormarsch - nicht nur wegen der Corona-Pandemie, die dieser Entwicklung nochmals einen Schub verpasst hat. Auch im Sport wird immer mehr auf digitale Hilfsmittel zurückgegriffen, Tischtennis hinkt da aktuell allerdings noch hinterher. Umso bemerkenswerter findet myTischtennis-Geschäftsführer Jochen Lang die Technologie von Spinsight ESN Digital, die er schon selbst ausprobieren durfte und in der er viele Vorteile sieht.

Die fortschreitende Digitalisierung in sämtlichen Bereichen unseres Lebens erfährt jeder von uns tagtäglich. Abhängig davon, wie aufgeschlossen man neuen Anwendungen gegenüber ist und in welchen Wohn- und Lebenssituationen man sich befindet, sind digitale Anwendungen gegebenenfalls schon unersetzlich geworden oder aber man entscheidet für sich selbst, wie digital man unterwegs ist. Man kauft mittlerweile digital ein, leiht und teilt sich im Bereich Mobilität diverse Fortbewegungsmittel über schlanke Applikationen, bucht bzw. reserviert oder storniert Tickets und Veranstaltungen, bezahlt mit dem Smartphone und wickelt noch viele, viele weitere Anwendungsfälle digital und meist mobil ab.

Auch der Sport wird digitaler

Auch der Sport macht in einigen Bereichen verständlicherweise mit (Ticketkäufe, Einlass bei Veranstaltungen etc.). Bei der Sportausübung selbst gibt es unterschiedlich weite Entwicklungsschritte. Aus dem Fußball ist die Torlinientechnik bekannt, das Messen und Festhalten von Bewegungen einzelner Spieler, die kalibrierte Linie für den VAR, um nur einige zu nennen. Aber auch hinter Platzhirsch Fußball gibt es seit vielen Jahren Entwicklungen, die man mal mehr mal weniger unter „Digitalisierung“ verbuchen kann. Im Golf kann man u.a. den Ballflug, die fiktive Länge, die maximale Höhe eines Schlages mit einem „Trackman“ feststellen oder simulieren, um so z.B. auch bei schlechten Wetterbedingungen indoor an seinem Schwung zu arbeiten. Im Tennis ist vielen das Hawk-Eye bekannt, was mittels verschiedener Kameras auf den Millimeter genau die Entscheidung des Linienrichters korrigieren oder bestätigen kann. Und in der tagtäglichen Sportausübung gibt es nur noch wenige Jogger, Radfahrer etc., die die abgespulten Kilometer, verbrauchten Kalorien, Höchst- und Durchschnittsgeschwindigkeiten nicht in Echtzeit über diverse Applikationen messen.

In unserem Tischtennissport hat es bisher im Bereich der Sportausübung noch relativ wenige Entwicklungen gegeben, von ein paar Geschwindigkeitsmessgeräten abgesehen, mit denen auch eher Spielereien veranstaltet wurden, als sie „ernsthaft“ im Training, Spiel etc. einzusetzen. Aber mittlerweile kommt Bewegung in unsere Szene: Einerseits arbeitet Janova am sogenannten Smartracket, einem Holz, das mit integriertem Chip ausgeliefert wird. Zwei Schritte weiter ist mittlerweile Spinsight, ein Spin-off des Belagproduzenten ESN, was m.E. für einen Quantensprung in der Digitalisierung unseres Sports gesorgt hat. Die Messbarkeit von Spin, Speed, Platzierung und Ballhöhe über dem Netz sollte unseren Sport in allen möglichen Bereichen nach vorne bringen. Die Palette der Möglichkeiten reicht von Trainingsoptimierung über Benchmarking in der Talentsichtung bis zu Gamification-Ansätzen bzw. Spaß im Training und Spiel beim Messen mit dem Trainingspartner, Freund oder Gegner und nicht zuletzt auch die mediale Unterstützung des Sports durch diverse Messgrößen, die unserem Sport zu mehr Transparenz verhelfen.

Vom subjektiven Eindruck zu objektiven Daten

Endlich können subjektive Eindrücke („ich krieg keinen Schnitt in den Ball“, „mein Aufschlag ist so flach, den kann man nicht flippen“, „meine Rückhand ist viel fester als meine Vorhand“ etc.) auch objektiv quantifiziert werden. Dabei helfen die messbaren Zahlen auch erheblich, das Spiel noch besser zu verstehen. Ich durfte das Gerät persönlich mal kurz testen und hätte z.B. nicht zwingend auf dem Schirm gehabt, dass maximale Rotation einfacher auch mit einem gehörigen Maß an Tempo erreicht werden kann. Meine 137 Umdrehungen/sec beim Vorhand-Topspin fand ich in Ordnung, sie sind gegen die etwa 170 von Calderanos Rückhand allerdings eher wenig, insbesondere wenn man bedenkt, dass er bei diesem Schlag auch noch 100 km/h an Speed dabei hatte (mein Tempo war eher aus der Kategorie, „in der 30er-Zone nicht geblitzt worden“). Diese Spielereien (wer hat am meisten Rotation in Rückhand, Vorhand, Aufschlag?) sind naheliegend, aber wenn man überlegt, wie man es durch diese objektiven Zahlen auch schaffen kann, gezielt Fortschritte in Rotation oder Tempo oder auch Ballflughöhe zu überprüfen, sehe ich erhebliche Vorteile und Motivationsmöglichkeiten für jede und jeden, der sich nicht nur nachhaltig verbessern, sondern auch daran arbeiten möchte. Gleichzeitig befähigt es auch jeden Trainer, gezielt mit seinen Schützlingen an bestimmten Schwächen oder Stärken zu arbeiten. Dass dies die Qualität eines Trainings, des Trainers oder auch der TT-Schule stärken und unterstützen kann, ist ein wichtiger Nebenaspekt. Speziell als professioneller Trainer bieten sich mittels der Technologie von Spinsight auch noch wirtschaftliche Möglichkeiten.

Aber auch in der medialen Darstellung unserer Sportart und somit im Bereich der wichtigen Transparenz unseres teils erklärungsbedürftigen Sports sehe ich großes Potential. Kopfschütteln auf den Tribünen oder vor den Bildschirmen über vermeintlich einfache Fehler gehört eventuell zukünftig der Vergangenheit an, wenn man mitbekommt, dass der Aufschlag eine bestimmte Rotation hatte, die man so gar nicht mit bloßem Auge erkennen konnte. Ebenso sind Platzierungen (Kantenbälle) etc. medial fantastisch aufzubereiten, um die Dynamik und Präzision unserer tollen Sportart viel besser zu transportieren. Beim verwandten Sport Tennis ist für jedermann nachvollziehbar, dass ein Aufschlag mit 231 km/h und guter Platzierung nicht zu retournieren ist. Im Tischtennis eröffnen sich für uns nun ähnliche Möglichkeiten.

Auf Amateursport übertragbar?

Für mich stellt sich noch die Frage, wie diese spannende Neuerung auch auf den Amateursport übertragbar ist. Einerseits ist das jetzige für den Topsport entwickelte „Lesegerät“ noch etwas wuchtig und kostspielig, um es in jeder Halle aufzustellen, andererseits sind wir Tischtennisspieler größtenteils daran interessiert, selbst „zu spielen“. Ein paar Bälle einspielen und dann „drunterhalten“ ist landauf, landab immer noch die meistverbreitete Trainingsform. Spinsight hat dazu bereits eine App für das Jahresende avisiert, so dass die Technologie in vielen Punkten auch basisnah einsetzbar sein wird. Und wenn das funktioniert, bin ich sicher, dass auch wir Spieler, die nicht in den Genuss von regelmäßigem Top-Training unter professioneller Anleitung kommen, Gefallen an den Möglichkeiten finden. Ob es der mannschafts- oder vereinsinterne Spinrekord ist, die größte Speedverbesserung innerhalb einer Saison, das schlichte Arbeiten am flacheren Ballabsprung beim Aufschlag oder die verbesserte Quote beim Treffen der weißen Linie beim Überraschungsaufschlag. Die Möglichkeiten sind vielfältig und ich bin sehr gespannt, wo und wie die Spinsight-Applikation zukünftig Einsatzmöglichkeiten findet. 

Zur Webseite www.spinsight.com

(Jochen Lang)

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