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Seans Blog: Meinung zum TT-Verbot für Amateure

Ein Bild aus Zeiten vor der Coronakrise (©Roscher)

08.03.2021 - Nachdem Nationalspieler Kilian Ort in seinem Blog zuletzt Argumente für und gegen die Fortsetzung des Profi-Tischtennis gesammelt hat, hat sich unser dualer Student Sean Gouttrin ebenfalls mit dieser Frage beschäftigt. In seinem eigenen Blog berichtet der 21-Jährige nun über seine Eindrücke und Wahrnehmungen als Amateur in der Tischtenniswelt.

Wie Kilian Ort schrieb, haben es die TTBL und andere Profiligen wohl dem Geschäft Fußball zu verdanken, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten werden konnte. Glücklicherweise können so auch andere Sportarten ihrem Tagesgeschäft nachgehen. Doch gerade Tischtennis ist als kontaktlose Sportart dazu prädestiniert, fortgesetzt zu werden. So würde ich mich als generell sportbegeisterte Person fragen, weshalb der Tischtennissport aussetzen muss, während andere Randsportarten fortgesetzt werden dürfen. Man könnte nämlich meinen, dass Tischtennis grundsätzlich früher wieder möglich sein sollte als manch andere Indoor-Sportarten. Ob hier jedoch eine Differenzierung seitens der Politik stattfinden wird, darf wohl bezweifelt werden.

Sollte der Tischtennis-Amateurbetrieb fortgesetzt werden?
In einer der letzten Amateur-Umfragen ging es um den Spielbetrieb. Hierbei gaben 61% der Teilnehmer an, dass sie sich gegen eine Fortsetzung der Saison 2020/21 aussprechen. Ich persönlich schließe mich dieser Mehrheit an, so sehr ich es auch vermisse, Freunde und Gegner in unserer Halle begrüßen zu dürfen. Das Gefühl des Wettkampfes, den Druck beim 9:9 im fünften Satz, sich über die Spielweise des Gegners, den Schiedsrichter, den Plastikball und und und aufzuregen, kurzum einfach einmal den Kopf abzuschalten und sich nur auf das eine zu konzentrieren – Tischtennis.

Und so sehr ich den Wettkampf vermisse, so vernünftig ist leider auch der Abbruch der Saison. Sicherlich ist es unverantwortlich – gerade im Vergleich zu den Kontaktbeschränkungen während des Lockdowns, wenn sich viele Mannschaften im Ligabetrieb untereinander mischen und somit als Treiber der Infektionszahlen gelten könnten. Dennoch würde ich mich freuen, wenn zumindest die Möglichkeit bestehen würde, langsam wieder ins Training einzusteigen.

Stichwort Training
Wie ich während eines Telefonats im Support vor einigen Tagen erfuhr, wurde den Spielern eines Vereins nun wieder die Möglichkeit eröffnet, zu zweit die Halle zu betreten. Natürlich ist dieser erste Schritt im Vergleich zu einer gut gefüllten Trainingseinheit ernüchternd. Dennoch würde ich momentan sehr viel dafür geben, wenn dies auch in unserem Landkreis/Verein wieder möglich wäre. Viele Spieler in meinem Umfeld sehen dies wohl ähnlich. Von Nachrichten wie „Kannst du deine Connections spielen lassen und uns 'ne Platte organisieren“ über „Einfach mal wieder 'nen bisschen zocken, ich beneide die Profis“ bis „Hast du Bock, gemeinsam einen Tisch zu kaufen“ hat mich in der jüngsten Vergangenheit wohl alles erreicht.

Die Motivation, Tischtennis zu spielen, ist daher wohl ungebrochen hoch. Da Tischtennis, wie wir alle wissen, auch nur mindestens zu zweit gespielt werden kann (wenn man von Ballrobotern als Trainingspartnern absieht...), ist es umso ärgerlicher, dass die schnelle Rückkehr an den Tisch wohl reines Wunschdenken ist. Gerade wenn ich darüber nachdenke, wie viele Vater-Sohn- oder Geschwister-Gespanne es in meinem Verein gibt, könnten hier schnell und einfach Trainingspaare gebildet werden, ohne gegen bestehende Hygiene-Konzepte zu verstoßen. Womit ich auch schon zu meinem nächsten Punkt komme.

Hygienekonzepte im Amateurbetrieb vs...
Unabhängig vom Tischtennis habe ich von Sporttreibenden in meinem Umfeld viele verschiedene Hygiene-Konzepte und -Ansätze im Umgang mit der Pandemie gesehen. Sicherlich gibt es bei Sportarten signifikante Unterschiede, was beispielsweise das Halten von Abständen im Trainingsbetrieb betrifft. Dennoch sollte es einige Punkte geben, welche in jedem Hygienekonzept zumindest ähnlich sind. Beispielhaft angeführt sei hier das Tragen von Masken in dem Moment, in welchem man nicht aktiv Sport treibt (vor allem als Zuschauer in kleinen Sporthallen oder im direkten Kontakt mit anderen).

Dies wurde jedoch in der Praxis nicht von allen umgesetzt. Zu häufig habe ich mich gewundert, wie locker der Umgang mit der Pandemie bei Auswärtsspielen genommen wurde und wie häufig bei Heimspielen gesagt wurde, dass wir es mit dem Hygienekonzept doch sehr genau nehmen. Aus meiner persönlichen Sicht hätten wir uns im eigenen Verein noch genauer an die Vorgaben halten können. Hier liegt es jedoch an jedem selbst, sich kritisch zu hinterfragen.

Dieser Punkt sei an dieser Stelle aus dem Grund genannt, als dass ich öfter höre, dass sich doch niemand im Tischtennis-Umfeld (genauer während des Tischtennis) infiziert habe. Hier möchte ich anmerken, dass dies nicht mit absoluter Gewissheit festgehalten werden kann, anders ist dies schließlich auch nicht beim Einkaufen oder beim Restaurant-Besuch. Dennoch kommen die steigenden Infektionszahlen nicht von ungefähr.

...Hygienekonzepte im Profisport
Die Frage, die man sich nun stellen kann, lautet: Sind die Hygienekonzepte bei den Profis besser? Natürlich ist das Infektionsrisiko auch hier gegeben, eine Infektionsrate von null Prozent ist schließlich nur dann garantiert, wenn man alleine zu Hause bleibt. Dennoch ist das Infektionsrisiko im Vergleich zum Amateursport wahrscheinlich durchaus geringer. Neben den von Kilian Ort genannten Fakten, z. B. den teilweise größeren Hallen, ist meiner Meinung nach vor allem ein weiterer Faktor entscheidend: das konsequente Befolgen der Hygiene-Regelungen. Wer vor laufenden Kameras spielt, coacht und anfeuert (zumindest bei Spielen), hält sich sicherlich eher an sämtliche Regelungen bzw. wird bei Missachten derer eher gerügt, als dies im Amateursport der Fall ist.

Ich behaupte an dieser Stelle einmal: Jeder, der bei einem Amateurspiel in der Halle war, kann sich an eine Situation erinnern, in der sich jemand nicht an das Konzept gehalten hat. Dies kann teilweise unausweichlich sein, dennoch steigert dies das Infektionsrisiko, sei es noch so minimal. Schlussendlich möchte ich an dieser Stelle festhalten, dass ich froh darüber bin, dass die TTBL die Flagge für den deutschen Tischtennissport hochhält und die Sehnsucht nach Tischtennis zumindest ein wenig lindern kann. Dass das nicht dasselbe ist, als würde man den Sport selbst ausüben, ist dabei durchaus klar.

Beim Danke schließe ich mich Kilian Ort an
Die Arbeit der Ehrenamtlichen kann nicht hoch genug gewürdigt werden, gerade wenn es zusätzlich um Aufgaben geht, welche vermeintlich wenig Spaß machen, wie das Erstellen von Hygienekonzepten. Umso ärgerlicher ist es dann zu sehen, inwieweit die gemachte Arbeit dahinschwindet, wenn durch Sperrungen von Hallen das erarbeitete Konzept nicht genutzt werden kann. Doch eines sei sicher: Wenn Tischtennis wieder möglich ist, wird auch die erarbeitete Grundlage wieder benötigt. Bis dahin: Bleiben Sie gesund und auf ein baldiges Wiedersehen am Tisch!

(Sean Gouttrin)

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