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Lennarts Blog: TT-Boom in den sozialen Medien – Fluch oder Segen?

Lennart Wehking beschäftigt sich mit dem Thema Social Media und Tischtennis. (©Pixabay)

10.08.2020 - Als Mitglied des Podcaster-Duos ,Plattenplausch' kennt sich Lennart Wehking im Socia-Media-Bereich bestens aus. In seinem neuen Blog berichtet der Zweitligaspieler des 1. FC Köln etwas tiefergehend über dieses Thema. In vielen Sportarten gibt es mittlerweile einen echten Boom. Könnte das ein Fluch oder Segen sein? Wie findet man ein gesundes Mittelmaß? Diese und weitere Fragen beantwortet Lennart für Sie.

Nehme nur ich das so wahr? Seit Beginn der Corona-Krise habe ich das Gefühl, dass die Tischtennis-Community aktiver denn je die Weiten der Sozialen Medien bedient. Mit dem abrupten Trainings- und Wettkampfstopp registriere ich einen regelrechten Run auf die  großen Plattformen, der mehr Tischtennis-Content produziert als noch vor der Krise. Das kann natürlich auch an dem Fakt, dass ich mich erst durch mein Podcaster-Dasein wieder stärker mit der Kommunikation über Social Media beschäftige und die jüngsten Instrumente ausprobiere. So oder so beobachte ich die Tischtennis-Bewegungen im Netz mit gemischten Gefühlen. 

Als Informationstool in und nach der Krise unabkömmlich 

Ob Streettabletennis oder Verband, ob Verein oder Profis: Die ganze Palette an Tischtennis-Akteuren tummelt sich auf InstagramFacebook & Co. Die unfreiwillig lange Sommerpause sorgt für eine zahlreiche und oft durchaus kreative Aktivität in den sozialen Netzwerken. Speziell der Neustart in den zig Tischtennishallen Deutschlands wurde durch eine schnelle und direkte Information über die sozialen Medien begleitet – Hygienekonzepte wurden verbreitet, deren Umsetzung in die Praxis als Best-Practice-Beispiele geteilt und sogar die Tischeinteilung für das Training online organisiert.

Hier zeigte sich der ganze Mehrwert von Vereins- und Verbandskanälen, die ihre Mitglieder tagesaktuell über die rasanten Entwicklungen von neuen Verordnungen und Regelungen unterrichten konnten. Dass mittlerweile sehr viele Vereine und alle großen Verbände ihre Follower regelmäßig mit Inhalten über diese Plattformen füttern und die Communities wachsen, ist vorteilhaft und sinnvoll. Insbesondere während des Lockdowns zeigte sich die ganze Phantasie der Vereinsverantwortlichen, die tischtennisspezifische Übungsprogramme und Fitnesseinheiten en masse über die unterschiedlichen Kanäle in die Wohnzimmer der Tischtennisfans senden konnten. 

Best-of-Zusammenschnitte von Profis und Amateuren 

Auch die Stars und Sternchen der Szene beherrschen den Umgang mit den sozialen Medien und versorgen ihre Fans nicht erst seit der Corona-Pandemie mit Bildern und Videos aus ihrem Leben. Das ist heutzutage gang und gäbe, und die Zusammenschnitte aus Trainings- und Wettkampfeinheiten durchaus ansehnlich – ein Leckerbissen für das Auge und ein Motivationskick für das eigene Comeback am Tisch.  

Für meinen Geschmack nehmen die Zauberballwechsel aus der Vergangenheit langsam, aber sicher ein wenig zu viel Raum ein, zumal diese Best-of-Zusammenschnitte auch von den internationalen Verbänden Tag ein, Tag aus verbreitet werden. Interessanter sind für tischtennisbegeisterten User, wie ich es einer bin, da eher Einblicke in das Training der Profis, gerne auch mit kurzer Erklärung und Hintergrundinfos zu den gespielten Übungen und Ballwechseln. Sehr positiv betrachte ich die direkte Möglichkeit, mit den Stars ins Gespräch zu kommen wie zuletzt in der Livefragestunde von Timo Boll und Dima Ovtcharov – ein gelungenes Online-Event, von dem die Basis profitieren konnte. 

Weniger ist manchmal mehr

Mir ist durchaus bewusst, dass ich selber entscheiden kann, wessen Kanal ich abonniere und welchen Videos ich folge. Dennoch bin ich hin und wieder irritiert, wenn die – zumeist außerhalb der Tischtennisszene nur wenig beachteten – Spielerinnen und Spieler einfach nur Fotos posten und mit mittelmäßig motivierenden Sprüchen á la „Auch du kannst es schaffen“ versehen. Da ist weniger dann manchmal mehr. Mit der Masse an Inhalten geht oft die Klasse verloren und für mich als User das Ausloten nach echtem Mehrwert los.

Leider verbreiten auch einige der großen internationalen Verbände zuweilen reine Urlaubsbilder der auf Instagram aktiven Profis, wahrscheinlich, um in der Wettkampfpause die Klickzahlen und die Reichweite konstant hoch zu halten. Wer nach wirklich ausgefallenen Ideen sucht, um den Sport digital zu promoten, sollte einen Abstecher auf die Auftritte von ITTF-Kommentator Adam Bobrow wagen. Der extrovertierte Amerikaner in seinen bunten Outfits ist sicherlich ein spezieller Typ, seine Online-Kanäle bespielt er höchst professionell und fast immer mit der klar erkennbaren Intention, unsere Sportart auch außerhalb der Szene bekannt zu machen. 

Zeit für das Comeback am Tisch

Bei all dem Input über die sozialen Kanäle: Es wird Zeit für realen Wettkampf-Input, neue faszinierende Ballwechsel aus den Topligen der Welt. Das kündigen die vielen Vereinskanäle mittlerweile an und schüren damit die Hoffnung auf einen normalen Wettkampfstart in einigen Wochen. Die inspirierenden Ideen und online-Strategien vieler progressiver Vereine und Verbände bekommen dann neues Futter und sorgen hoffentlich dafür, dass viele Anfängerinnen und Anfänger wieder den Weg in die Hallen finden – ganz real und analog. 

Zur Podcast-Reihe ,Plattenplausch' mit Lennart Wehking und Erik Bottroff

(Lennart Wehking)

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