WM 2018

Silber für Deutschland - China im Finale zu stark

Starke Leistung von Patrick Franziska - aber es hat nicht gereicht (©Thomas)

06.05.2018 - Es war das ersehnte Traumfinale zwischen Deutschland und China. Richtig Spannung vermochte allerdings erst am Ende der Partie aufzukommen, als Patrick Franziska sich beherzt Xu Xin entgegenstellte. Zu diesem Zeitpunkt lag Deutschland allerdings schon 0:2 zurück - und China ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Das Reich der Mitte verteidigte somit auch bei den Herren seinen Titel. Es ist bereits das 21. WM-Gold.

Im Finale war die deutsche Mannschaft gegen China zwar insgesamt chancenlos - dennoch hat sie bei der Team-WM in Halmstad Silber gewonnen und nicht Gold verloren. Denn auch wenn Jörg Roßkopfs Mannschaft an Position eins der Setzungsliste ins Rennen ging, war das Erreichen des Endspiels nach all den Verletzungsproblemen, mit denen die deutschen Spieler zu kämpfen hatten, schon ein Erfolg. Natürlich hatte man sich trotzdem erhofft, gegen China etwas ausrichten zu können. Das war jedoch am Finaltag der WM nicht möglich. Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin präsentierten sich in äußerst starker Manier und erstickten die deutschen Hoffnungen schon im Keim.

Deutschland ohne Ovtcharov

Auch diesmal überraschte die deutsche Mannschaft mit ihrer Aufstellung. Dimitrij Ovtcharov, der bereits ein paar Siege gegen Chinesen auf dem Kerbholz hat, blieb diesmal auf der Bank. Er hatte gestern gegen Jang Woojin keinen Satz gewinnen können und hinkte bereits das ganze Turnier lang seiner Topform hinterher. Stattdessen rutschte Ruwen Filus ins Team - und das sogar an Position eins. So konnte Timo Boll direkt zu Beginn gegen Ma Long in die Box und Patrick Franziska als Nummer drei schauen, ob er sein Match gegen Xu Xin wieder so eng gestalten konnte wie bei den German Open in Bremen. "Die Aufstellung hatten wir extra so gewählt, dass Timo den Start gegen Ma Long macht", verriet Jörg Roßkopf. "Wenn wir mit einem Sieg reingehen, ist einiges möglich." Doch das anstrengende Spiel von gestern steckte den Deutschen noch in den Knochen. Und gleichzeitig befanden sich die Chinesen in einer Verfassung, die wenig Gegenwehr zuließ. So stand auch Timo Boll gegen Ma Long die meiste Zeit seines Einzels auf verlorenem Posten. Seine Chance kam im zweiten Satz, als er sich eine 7:4-Führung erspielt hatte. Jedoch schaltete Ma einfach einen Gang höher und überholte ihn auch hier. In letztlich drei schnellen Sätzen holte er China den ersten Punkt. „Ich sehe Timo als so stark wie mich selbst an“, sagte Ma nach dem Spiel. „Ich bin froh über den Sieg. Ich hatte das Gefühl, gegen mich selbst zu spielen. Bei 4:7 im zweiten Satz habe ich wieder mehr die Initiative ergriffen und so dann auch gewonnen.“ "Ich bin schon ein bisschen unzufrieden mit meiner Leistung", merkte Boll selbstkritisch an. "Meine Konzentration war heute nicht so gut, da hat das Koreaspiel auch seine Spuren hinterlassen. Aber gerade in einem Finale erwarte ich von mir schon ein bisschen mehr Gegenwehr."

Nun kam Ruwen Filus zu seinem ersten Einsatz bei einem WM-Finale. Leider war er nicht von großer Dauer. Fan Zhendong hatte den Abwehrspezialisten von Anfang an absolut unter Kontrolle und schickte ihn mit insgesamt 13 Punkten wieder aus der Box. „Ich habe noch nicht oft gegen ihn gespielt, deshalb habe ich mich gut vorbereitet“, erzählte der Chinese. „Auch als ich geführt habe, habe ich mich stets ermahnt, nicht die Konzentration zu verlieren. Ich musste geduldig sein und auf den richtigen Augenblick zum Angriff warten.“ Diesen Unterschied zur Begegnung der beiden voriges Jahr in Düsseldorf, als Filus das Spiel sehr viel enger gestalten konnte, hatte auch der Deutsche bemerkt: "Er hat sich besser auf mich vorbereitet. Letztes Jahr hat er versucht, schnell die Punkte zu machen. Diesmal hat er viel cleverer gespielt und mehr abgewartet." 

Franziska macht Druck gegen Xu Xin

Patrick Franziska war einer der Helden des Halbfinales, der am Ende den Schlussstrich unter den 3:2-Erfolg gegen Südkorea gezogen hatte. Auch diesmal musste er in einer entscheidenden Situation in die Box: mit einem 0:2-Rückstand im Rücken und damit als letzte Chance für Deutschland. Und auch diesmal machte er seine Sache sehr gut. Franziska, der vorgestern noch dachte, wegen seiner Oberschenkelzerrung kein Spiel mehr hier bestreiten zu können, spielte unerschrocken und ruhig gegen Xu Xin auf und nahm ihm direkt den ersten Satz ab. Im zweiten Durchgang führte er ebenfalls schon vielversprechend mit 8:4, gab die Führung aber noch aus der Hand. Als dann auch der dritte Satz recht knapp wegging, war die Vorentscheidung getroffen. Xu Xin brachte den 3:1-Sieg nach Hause und kürte China damit zum 21. Mal zum Weltmeister. "Ich habe mir vor dem Spiel nicht viel Stress gemacht und habe super angefangen. Schade, dass ich Deutschland nicht zurück in die Spur bringen konnte", fand Franziska. "Für mich war die WM eine Achterbahnfahrt. Erst super gestartet, dann kam die Verletzung, dann hat mich unsere Physioabteilung, der ich ein großes Lob aussprechen will, wieder aufgepeppelt. Aber die Silbermedaille fühlt sich jetzt super an."

"Natürlich ist man erst mal enttäuscht, aber bei so vielen Problemen, wie wir sie hier hatten, glänzt Silber wie Gold", betonte Roßkopf. "Wir haben alles versucht, aber China ist einfach sehr stark. Sie haben verdient gewonnen." Auch Timo Boll war kurz nach dem Spiel erst mal enttäuscht. "Es ist nicht das erste Mal, dass wir kurz vor dem Ziel noch gestoppt wurden. Aber China hat heute hochverdient gewonnen. Wir haben hier eine echte Teamleistung gezeigt und da bin ich stolz drauf."
 

China - Deutschland 3:0
Ma Long - Timo Boll 3:0 (4,8,3)
Fan Zhendong - Ruwen Filus 3:0 (4,5,4)
Xu Xin - Patrick Franziska 3:1 (-9,10,7,5)

(JS)

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