International

Strafe für Boykott: Darf Ma Long zum World Cup?

Mit welcher Strafe hat Ma Long zu rechnen? (©Fabig)

20.09.2017 - Erinnern Sie sich noch daran, wie die Topstars Ma Long, Xu Xin und Fan Zhendong im Juni aus Protest zur Versetzung ihres Trainers Liu Guoliang nicht zu ihren Spielen bei den China Open erschienen? Dieser Boykott erregte große Aufmerksamkeit und veranlasste sowohl die ITTF als auch den chinesischen Tischtennisverband zur Untersuchung des Falls. Nach langer ‚Sendepause‘ wird das Thema kurz vor dem World Cup, zu dem auch Ma Long eingeladen ist, nun wieder aktuell.

Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin erschienen am 23. Juni nicht zu ihren Partien bei den China Open. Damit verärgerten sie nicht nur ihren Verband, sondern auch die ITTF, die den Wettkampf daraufhin ohne die drei topgesetzten Spieler beenden musste. Kurz nach dem Boykott hatten Thomas Weikert und das chinesische Sportministerium verkündet, diesen Fall zu untersuchen und „mit ihm sehr ernst umzugehen“, wie Letzteres in seinem Statement ausführte. Welche Folgen - wenn überhaupt - die Protestaktion für die drei Sportler in ihrer Heimat hatte, drang nicht über die chinesischen Grenzen. Fakt ist, dass das Trio die Australian Open, die kurz danach stattfanden, absagte, bei den National Games Anfang September aber wieder am Start war. Bei den gerade angelaufenen Austrian Open, einem World Tour-Turnier der Platinum-Kategorie, gehören die drei nicht zum 21-köpfigen Aufgebot der Chinesen. Beim Asian Cup vorige Woche, der allerdings nicht in die Zuständigkeit der ITTF fällt, spielte dagegen Fan Zhendong mit. Ob es auch mit dem Boykott zu tun hatte, dass sich Ma, Xu und Fan seitdem auf der internationalen Bühne rar machten, ist nicht bekannt.

Die ITTF bestrafte die drei besten Spieler der Welt dagegen kurz nach den China Open für alle sichtbar. Ma Long, Xu Xin und Fan Zhendong erhielten in der Juli-Weltrangliste die für ein Nichterscheinen üblichen 25 Strafpunkte. Dass das Thema damit für den Weltverband noch nicht abgeschlossen war, wird nun offensichtlich, wenn mit dem World Cup erstmals wieder ein großes ITTF-Turnier vor der Tür steht, an dem mit Ma Long einer der an dem Boykott Beteiligten teilnehmen soll. Der amtierende Weltmeister erhält für dieses prestigeträchtige Turnier, das vom 20. bis 22. Oktober in Lüttich ausgetragen wird, genauso automatisch eine Einladung wie der Asian Cup-Gewinner. Somit wären eigentlich Ma Long und Lin Gaoyuan die beiden Spieler, die für China antreten dürfen. Ob der amtierende Weltmeister und Olympiasieger mitspielen darf, stellt die ITTF jedoch noch in Frage. Auf seiner Webseite vermerkte der Weltverband, dass Ma Longs Qualifikation für den Wettbewerb vom Ausgang laufender disziplinarischer Untersuchungen abhänge. Auf myTischtennis.de-Nachfrage bestätigte die ITTF, dass es bei den erwähnten Ermittlungen um den China Open-Boykott geht. Auf welche Form der Bestrafung die Wahl am Ende fällt, werde der Weltverband in Kürze verkünden. Noch lägen alle Optionen auf dem Tisch.

Beim World Cup, zu dem auch Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll eingeladen sind, dürfen nur zwei Spieler pro Nation antreten. Wenn Ma Long wegen des Boykotts ausgeschlossen würde, müsste sein Startplatz eigentlich an den Asian Cup-Zweiten Fan Zhendong übergehen, der jedoch ebenfalls von der Strafe betroffen sein dürfte. Den Kandidaten für die Wild Card hat die ITTF noch nicht benannt.

(JS)

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