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Dietmars Blog: TTBL-Finale und Co. – wichtige Aufbruchssignale

Das TTBL-Finale bekam in diesem Jahr deutlich mehr TV-Zeit als gewohnt (©BeLa Sportofoto)

29.06.2020 - Nach vielen schlechten Nachrichten in den vergangenen Monaten hat der Tischtennis-Sport auf der Zielgeraden der womöglich kompliziertesten Saison aller Zeiten seinen Fans in Deutschland noch vergleichsweise gute Gefühle verschaffen können. Unser Blogger Dietmar Kramer beleuchtet die wichtigen, teilweise aber auch sogar sehr bemerkenswerten und perspektivisch wertvollen Erfolge vor der Sommerpause in schwierigen Zeiten.

Drei Ereignisse – eine Botschaft: Tischtennis noch da
Durch die Corona-Pandemie hatten das Tischtennis und seine Fans nicht nur in Deutschland seit dem Frühjahr kaum etwas zu lachen. Lange erschienen die Auswirkungen der Krise zu einschneidend und viele daraus resultierende Fragezeichen zu groß, als dass sich viel mehr als ein Funken Optimismus hätte entwickeln lassen können. In den letzten Wochen allerdings ist Tischtennis zumindest vorübergehend auch ein wenig aus dem langen Schatten von „König Fußball“ und seiner Geisterspiele getreten: Gleich mehrere Ereignisse auf unterschiedlichen Ebenen sorgten dafür, dass die Fans von Timo Boll und Co. wenigstens hierzulande mit einem vergleichsweise guten Gefühl in die Sommerpause gehen konnten, und transportierten eine elementare wichtige Botschaft über die Grenzen der sogenannten Basis hinaus: Tischtennis ist noch da!

War der Anfang durch die aus der (Corona-)Not geborene Turnierserie „Düsseldorf Masters“ schon ein beachtlicher Erfolg für Spieler, Organisatoren und den Sport gleichermaßen, geriet die lange in Frage stehende Play-off-Runde der Herren-Bundesliga samt dem abschließenden TTBL-Finale in Frankfurt trotz der in Zeiten wie diesen obligatorischen „Geisterkulisse“ geradezu zu einem wahrhaftigen Coup: So viel TV-Zeiten und mithin Aufmerksamkeit in der deutschen Sport-Öffentlichkeit wie diese drei Spiele hatte das Oberhaus schon viele Jahre nicht mehr zu bejubeln gehabt. 

Dieser Faktor macht auch die kurz nach dem Titelgewinn des 1. FC Saarbrücken-TT verkündete Aufnahme von Tischtennis ins Programm der European Championships 2022 in München zu einem Erfolg: Dabei ist weniger der Heimvorteil für die Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) an der Isar ein Grund zur Freude als vielmehr die Aussicht der Fans, bei ARD und ZDF auch in Sachen Tischtennis endlich einmal wieder in der ersten Reihe sitzen zu können.

Dem Virus getrotzt
Die „Düsseldorf Masters“ sind nach der überwundenen Schockstarre durch den totalen Lockdown ein wichtiges Signal an die gesamte Tischtennis-Welt gewesen, ein  bedeutsamer Mutmacher und Wegweiser aus der gähnenden Leere der unklaren Zukunftsperspektiven. Die Initiative von Bundestrainer Jörg Roßkopf bietet mit der Unterstützung von Borussia Düsseldorf und des DTTB nicht nur zahlreichen Topspielern Gelegenheit zur Sammlung von Matchpraxis, sondern rüttelte die Tischtennis-Community buchstäblich wieder wach. Das Zeichen dabei war ein denkbar einfaches: Mit Innovationsgeist und Tatkraft lässt sich dem Virus sehr wohl trotzen.

Dafür gebühren Roßkopf und Düsseldorfs Manager Andreas Preuß ebenso Dank und große Anerkennung wie den Machern der TTBL-Finalrunde. Stellte schon die Organisation der beiden Halbfinals und des Endspiels aufgrund der vorgeschriebenen Einschränkungen eine starke Leistung dar, nutzten Liga-Geschäftsführer Nico Stehle und seine Mitstreiter die Gunst der Stunde durch den Stillstand in fast allen anderen Sportarten außer Fußball vorbildlich zu einer nahezu optimalen TV-Vermarktung. Ob im ARD-Morgenmagazin, live und als Konserve in vielen Zeitfenstern von Eurosport, in der „Sportschau“ des Ersten oder in den ARD-Regionalprogrammen – die TTBL war für ihre Verhältnisse beinahe omnipräsent. Für die Fans waren die umfassenden Berichte von ihrer Lieblingssport sicherlich eine zumindest kleine Entschädigung für so manche Entbehrung in den Lockdown-Wochen. Mehr noch: Die umfangreichen TV-Zeiten vermittelten ein Gefühl dafür, was grundsätzlich – entgegen vielen frustrierenden Erfahrungen der vergangenen Jahr – möglich erscheint.

Die starke Medienpräsenz für das TTBL-Finale ist sicherlich auch ein Vorgeschmack auf das TV-Erlebnis für Tischtennis bei den European Championships im übernächsten Jahr in München gewesen. Weil die Multi-EM hauptsächlich ein „Baby“ der öffentlich-rechtlichen Sender in vielen europäischen Ländern ist und damit auch Zeit- und Sendepläne geradezu minutiös für „Sport total“ aufeinander abgestimmt sein werden, dürfen sich eben nunmehr auch Tischtennis-Anhänger auf ungewohnt viele TV-Minuten mit ihren Lieblingen und Idolen freuen. Noch heute schwärmen mehrere an der Premiere des Events 2018 in Glasgow und Berlin beteiligten Verbände von der in weiten Teilen des Kontinents umfangreichen Berichterstattung über ihre Sportarten auf den Bildschirmen – und von einem daraufhin signifikanten Anstieg des Interesses.

Chaos-Szenario wird keine Realität
Beim sicherlich noch bangen Blick in die nahe Zukunft und auf die noch zu klärenden Fragen – etwa wann die neue Saison wohl wie beginnen können wird – lassen die „Düsseldorf Masters“, das TTBL-Finale und der Zuschlag für die Aufnahme ins European-Championships-Programm zusammen betrachtet die Fans mit berechtigter Hoffnung auf bessere Zeiten in die Sommerferien gehen: Das zuweilen befürchtete Horrorszenario eines Chaos nach Überwindung aller Beschränkungen und Verbote zur Bekämpfung wird nicht Wirklichkeit werden. Im Gegenteil: Der Endspurt einer zwischenzeitlich zum Erliegen gekommenen Saison hat schon mehr als nur einen Hauch Aufbruchstimmung verbreitet.

(Dietmar Kramer)

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