EM 2015

E. Chtchetinine im Interview: NRW-Ligist mit EM-Bronze!

Ein gut gelaunter Evgueni Chtchetinine reiste nach dem Team-Wettbewerb mit Bronze im Gepäck zurück nach Deutschland (©Koch)

29.09.2015 - In Deutschland spielt er in der NRW-Liga (Bilanz 6:0). Bei dieser EM hat er mit Weißrussland Bronze gewonnen: Evgueni Chtchetinine. Der 45-Jährige spielte sieben Jahre für Müller Würzburg in der Bundesliga, den Klub von Immobilien-Mäzen Frank Müller, und wurde mit dem Verein Deutscher Meister. Nun arbeitet er wieder mit Müller zusammen, geht für den TTC Champions Düsseldorf an den Tisch. Im Interview spricht Chtchetinine über den Verein, die EM und seine lange Karriere.

myTischtennis.de: Evgueni, erst einmal Glückwunsch! Du warst im Viertelfinale gegen Polen mit einem Sieg im letzten Einzel der Matchwinner, saßt heute als Abwehrspieler im Halbfinale aus taktischen Gründen draußen. Insgesamt hast du ein ordentliches Turnier gespielt, immerhin zwei deiner sechs Spiele hier gewonnen – vor dem Hintergrund, dass du in Deutschland nur in der NRW-Liga, der sechsthöchsten Spielklasse, für den TTC Champions Düsseldorf am Tisch stehst. Wie ist es zu diesem Engagement gekommen?

Evgueni Chtchetinine: In den letzten beiden Jahren habe ich in der ersten polnischen Liga gespielt, davor fünf Jahre hier in Jekaterinburg. Dann rief plötzlich mein alter Freund Frank Müller an und fragte mich, ob ich nicht für Champions Düsseldorf spielen wolle. Da ich in Deutschland wohne, habe ich gerne zugestimmt. Nachdem ich viele Jahre in Würzburg gespielt habe, lebe ich dort auch. Mit einer Familie mit zwei Kindern ist es nicht leicht, immer umzuziehen.

myTischtennis.de:
Das heißt am Wochenende fährst du dann immer von Würzburg nach Düsseldorf?

Evgueni Chtchetinine: Ja, genau. Wir haben unsere Spiele meist samstags. Das heißt, ich fahre freitagnachmittags nach Düsseldorf und sonntagmorgens wieder zurück. Das ist dann auch ein kleiner Reiseweg, aber es ist immer noch komfortabler, als nach Polen zu fliegen.

myTischtennis.de: Von dem, was du bei Champions Düsseldorf verdienst, kannst du leben?

Evgueni Chtchetinine: Ja, was ich dort bekomme, ist ganz in Ordnung. Nicht ganz so viel wie in der ersten polnischen Liga, aber ich kann davon schon leben, bin immer noch Profi.

myTischtennis.de: Wie oft tranierst du in der Woche?

Evgueni Chtchetinine: Einmal in der Woche spiele ich Tischtennis, trainiere bei einem Würzburger Regionalligisten, das reicht. Das Ballgefühl habe ich eigentlich immer. Wenn ich körperlich in guter Verfassung bin, dann passt das. Dafür mache ich zwei- bis dreimal in der Woche etwas für die Fitness, gehe laufen z.B.

myTischtennis.de: Was sagen denn deine Düsseldorfer Mannschaftskameraden, dass du hier bei dieser Europameisterschaft spielst?

Evgueni Chtchetinine: Frank Müller hat mich am Sonntagabend angerufen, mir berichtet, dass er das Spielgeschehen daheim verfolgt, mir viel Glück, auch von den Teamkollegen, gewünscht.

myTischtennis.de: Welche Ziele habt ihr mit Champions Düsseldorf in der NRW-Liga? Ist der Aufstieg schon vorprogrammiert?

Evgueni Chtchetinine: Da gibt es noch ein, zwei andere Mannschaften, die auch gut sind, aber es könnte schon sein, dass wir aufstiegen, das stimmt.

myTischtennis.de: Was sind Frank Müllers Pläne mit dem Klub? Will er den Verein wieder in obere Ligen, vielleicht die dritte oder die Regionalliga führen?

Evgueni Chtchetinine: Nein, ich denke, er hat dahingehend keine großen Ambitionen, macht das als Hobby, als Ausgleich zu seinem Beruf.

myTischtennis.de: Planst du selbst dein Karriereende schon, hast du dir darüber schon Gedanken gemacht?

Evgueni Chtchetinine: In den letzten Jahren war ich nur unterwegs, auf der World Tour etc. Jetzt mache ich mir so langsam Gedanken, was nach der Karriere kommt.

myTischtennis.de: Hast du in Zukunft dann noch vor, weiter in Deutschland zu bleiben?

Evgueni Chtchetinine: Ganz ehrlich muss ich sagen: Meine Frau und ich wollen schon nach Weißrussland zurück. Aber mit zwei Kindern ist das natürlich nicht so einfach. Ich habe zwei Söhne, einen 14-jährigen, einen vierjährigen. Der Ältere geht in die 9. Klasse auf's Gymnasium, war noch ganz klein, als wir nach Deutschland gekommen sind. Ich denke, einige Jahre werden wir noch in Deutschland bleiben, dann wohl irgendwann zurückgehen.

myTischtennis.de: Werfen wir einen Blick zurück. Welche Erinnerungen hast du an die Zeit bei Müller Würzburg?

Evgueni Chtchetinine: Insgesamt blicke ich mit sehr positiven Gefühlen an die sechs Jahre dort zurück, wir sind immerhin Deutscher Meister geworden. Alle Spieler haben in Würzburg gewohnt, wir hatten dort eine tolle Traininigsgruppe mit zwei Profi-Trainern, das war eine schöne Zeit.

myTischtennis.de: Zum Abschluss die Frage: Was würdest du als die größten Erfolge deiner Karriere bezeichnen?

Evgueni Chtchetinine: Sicherlich 2003 die zwei Goldmedaillen bei der EM, mit der Mannschaft und im Doppel mit Chen Weixing. Zweimal, 1996 und 2000, an den Olympischen Spielen teilgenommen zu haben, war auch eine tolle Sache. Und jetzt hier bei diesem Turnier mit 45 Jahren noch einmal eine Medaille gewonnen zu haben, finde ich auch nicht schlecht. Noch ist meine Karriere nicht zuende. (lacht)

(DK)

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