Buntes

EM-Exoten: Die kleine Kanalinsel Jersey

Das Jersey-Trio: Joshua Band, Jordan Wykes und Christopher Morshead (©Koch)

30.09.2014 - Dass bei einer Tischtennis-EM Ländern wie Deutschland oder in diesem Jahr Portugal die Schlagzeilen gehören, ist klar. Doch nicht nur die Nationen machen den Reiz großer Turniere aus, sondern auch die, die man eher nicht auf dem (TT-) Schirm hat. Einer dieser Tischtennis-Zwerge ist die Kanalinsel Jersey. Das Jersey-Trio Joshua Band, Christopher Morshead und Jordan Wykes erzählte uns u.a., wie es zum Tischtennis gekommen ist und welche Ziele es sich gesteckt hat.

Rund 20 Kilometer vor der Westküste Nordfrankreichs und 160 Kilometer südlich von Großbritannien ist sie gelegen, die Insel Jersey, der 15 mal acht Kilometer kleine Fleck auf der Landkarte. Mit knapp 100.000 Bewohnern ist sie immerhin die größte der acht bewohnten Kanalinseln. Die Zahl der Tischtennisspieler auf Jersey ist aber mehr als überschaubar: "Es gibt vielleicht 60 Spieler insgesamt hier auf der ganzen Insel", erzählt der 21-jährige Joshua Band, einer der drei Spieler, die in Lissabon mit von der Partie sind. "Sportarten wie Fußball und Rugby dominieren" in der britisch geprägten Bevölkerung, erklärt der erst 14-jährige Jordan Wykes. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Anzahl der Tischtennisvereine auf Jersey auf fünf beschränkt. Vier davon spielen sogar alle in einer Halle, der andere liegt 20 Minuten von diesem 'Tischtenniszentrum' entfernt.
 

Wie kommt man auf Jersey dann also zum Tischtennisspielen? "Ich war vorher Leichtathlet und da das Leichtathletikzentrum und die Tischtennishalle nebeneinanderlagen, habe ich beim Tischtennis mal mitgemacht und es hat mir einfach mehr Spaß gemacht", erzählt der Dritte im Bundes des Teams Jersey, der 18-jährige Christopher Morshead. Josh Band wiederum spielte an einem Outdoor-Tisch im Urlaub die ersten Bälle, während Jordan Wykes über seinen Vater ans Tischtennisspielen kam. Der ist nämlich der neue Präsident des Tischtennisverbandes auf der Insel ist und betreut die Mannschaft bei der EM als Trainer. Weil es auf Jersey wie erwähnt nur eine Handvoll Klubs gibt, ist der Ligabetrieb recht öde. "Man kennt sich irgendwann in- und auswendig. Wenn man immer gegen die Gleichen spielt, kann man auch nicht viel besser werden", prangert der 14-jährige Wykes an. Abwechslung verschaffen sich die Drei mit Trainingscamps im Ausland: "Etwa fünfmal im Jahr sind wir auf eigene Kosten in England oder Frankreich zu mehrtägigen oder ein- bis zweiwöchigen Trainingslagern", so Band. Ansonsten liege die Trainingsintensität bei vier bis fünf Einheiten pro Woche à zwei bis drei Stunden. 

 

"Haben im Gegensatz zu uns Weltranglisten-Platzierungen"

Zu einer Spitzenposition in der Standard Division bei dieser EM ("die Atmosphäre hier ist schon beeindruckend", Zitat Morshead), der dritten und untersten Division bei diesem Turnier, verhelfen einem solche Umstände natürlich nicht. Zum einem Sieg über die die Mannschaft von Island, über die wir im letzten Jahr berichteten, reicht es dennoch. Sogar ein glattes 3:0 springt in diesem Gruppenspiel heraus, was zu großem Jubel bei Band, Wykes und Morshead führt: "Die Isländer haben im Gegensatz zu uns Weltranglisten-Platzierungen, von daher ist das schon ein kleiner Erfolg", so das Trio, das nach einer Niederlage im Platzierungsspiel gegen San Marino schließlich auf Rang 42 landet. Auch bei der WM Ende April in Tokio stellte Jersey eine Mannschaft. In der letzten, der fünften Divison, traf man u.a. auf Palästina und Jamaika und beendete das Turnier auf dem 101. von 110 Plätzen.

 

Vor fünf Monaten statt des 14-jährigen Jordan Wykes noch mit dabei: der 55-jährige Eugene Ellis, Jerseys Tischtennis-Ikone, auf der Insel nur genannt 'Yogi' nach der Cartoon-Figur 'Yogi-Bär'. "Ellis war in Tokio in diesem Jahr der älteste Spieler, wurde für die EM aber nicht nominiert, denn "seine Ergebnisse in der Vergangenheit waren nicht ganz so gut", wie Band berichtet. So rückte der junge Jordan Wykes in die Mannschaft, der für sich für seine Zukunft ambitionierte Ziele gesetzt hat: "Ich will es in die Top 100 der Welt schaffen." Auf ein Ziel arbeiten alle Drei gemeinsam hin – die Island Games, ein Sportwettbewerb der autonomen Inseln bzw. Inselgruppen – der im nächsten Jahr auf Jersey ausgetragen wird. "Da wollen wir auf jeden Fall eine Medaille gewinnen."

 

(DK)

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