Buntes

TTC Straelen: DM-Touristen seit fast 20 Jahren

Fünf Mitglieder des TTC Straelen-Wachtendonk machten sich am Wochenende auf dem Weg nach Saarbrücken. (©Fabian Kleintges-Topoll)

29.06.2022 - Seit 2003 haben keine deutschen Meisterschaften mehr ohne den TTC Straelen/Wachtendonk stattgefunden. Die nationalen Titelkämpfe vom vergangenen Wochenende in Saarbrücken waren die insgesamt 19., die der Verein aus dem Kreis Krefeld (WTTV) mit mehreren Mitgliedern besucht hat. Angefangen hat alles mit einer Jugendfahrt nach Bielefeld. Der Event-Charakter steht für die DM-Touristen im Vordergrund. Die Tradition soll auch in Zukunft fortgeführt werden.

Die Schnitzelbrötchen liegen auf dem Tisch, das Fünf-Liter-Fässchen steht auf der Fensterbank des RE 1 von Koblenz nach Saarbrücken. Der Zug rollt der Mosel entlang an der schönen Landschaft in Rheinland-Pfalz vorbei. Es ist warm, die Klimaanlage läuft. "Wo fahren Sie denn hin?", fragt eine Frau, die ganz verwundert schaut, als jemand aus der kleinen Reisegruppe des TTC/Straelen/Wachtendonk antwortet: "Zum Tischtennis." Mit guter Laune und großer Vorfreude im Gepäck machten sich die fünf Freunde am Freitagvormittag mit dem Neun-Euro-Ticket der Deutschen Bahn vom Niederrhein auf dem Weg ins Saarland. Das Ziel: die deutschen Meisterschaften 2022.

Fast 20 Jahre ist es her, dass Timo Boll im März 2003 bei den 71. Nationalen deutschen Einzelmeisterschaften in Bielefeld seinen vierten von insgesamt 13 Titeln feierte. Der erste Vorsitzende des TTC Straelen/Wachtendonk organisierte erstmals eine Vereinsfahrt inklusive Übernachtung in einer nahegelegenen Jugendherberge und brachte den DM-Tourismus des Klubs von der niederländischen Grenze damit ins Rollen. „Unter der 30 bis 35 Fahrern waren auch viele Kinder und Jugendliche dabei“, erinnert sich Dominik Driessen. Der Kreisklassenspieler war zu dieser Zeit selbst noch in der Jugend aktiv.

DM löst Begeisterung bei den Jugendlichen aus

Bis heute hat der 34-Jährige kein Turnier mehr verpasst und die Tradition als "Reiseleiter" fortgesetzt. Driessen und seine Vereinskollegen haben Gefallen daran gefunden, den deutschen Spitzenspielerinnen und -spielern über die Schulter zu schauen. Immer, wenn eine deutsche Meisterschaft im Westen stattfand, richtete der Verein aufgrund der kurzen Distanz eine Jugendfahrt aus. Zusätzlich zu den DM-Besuchen waren die Straelener auch bei den Weltmeisterschaften 2012 in Dortmund und 2017 in Düsseldorf vor Ort. 

Bei den Jugendlichen sei bisher immer eine große Begeisterung zu spüren gewesen, so Driessen. Die Entwicklung des Nachwuchses beim TTC Straelen/Wachtendonk hat er in der Vergangenheit als Trainer mit vorangetrieben. "Trotz Corona zeigt die Tendenz im Jugendbereich bei uns nach oben. Unsere erste Mannschaft spielt in der Jugend-NRW-Liga", berichtet Driessen. Mittlerweile hat es ihn beruflich nach Dortmund verschlagen, für die Meisterschaftsspiele geht's dann immer zurück in die Heimat.

„Fanclub“ von Irene Ivancan und Erik Bottroff

Einmal im Jahr kommen weitere Weggezogene dazu, wenn es wieder auf Tour geht. Im einheitlichen Dress - mit blau-weißen Schals und dem Vereinstrikot - fällt die Gruppe sofort auf und sorgt in den Hallen für gute Stimmung. Bis 2019 begann jede DM mit einem langen Qualifikationstag. "Wir waren immer schon am Freitag dabei, um auch die weniger Bekannten anzufeuern", sagt Dominik Driessen. Eine davon war im jungen Alter Irene Ivancan. Weil den Wachtendonkern das Abwehrspiel der Vize-Europameisterin von 2011 so sehr gefiel, traten die DM-Touristen als "Ivancan-Fanclub" auf.

"Wir sind oft mit Irene ins Gespräch gekommen. Sie hat sich für unseren Support bedankt und sich auch in unser Gästebuch eingetragen." Sympathien entwickelte die Gruppe zudem vor allem für emotionale Spieler wie Erik Bottroff. Nach Ende eines Turniertags gehen die Tischtennis-Fans am Abend für gewöhnlich zum gemütlichen Teil über und erkunden die jeweilige Stadt - teilweise bis tief in die Nacht. "Wir machen schon ein richtiges Event daraus", sagt Driessen.

DM gibt den Mitgliedern neue Trainingsmotivation

Die deutschen Meisterschaften 2010 in Trier mit dem Triumph von Christian Süß und 2014 in Wetzlar, als Dimitrij Ovtcharov zuletzt gewann, seien von der Atmosphäre her die besten gewesen, so Driessen. In Saarbrücken haben am Wochenende die sehenswerten Auftritte von Abwehr-Ass Florian Bluhm herausgestochen. "Er hat sicher für die schönsten Spiele gesorgt. Am meisten haben wir aber uns für Sabine Winter gefreut. Sie ist eine der treuesten und gut gelauntesten Spielerinnen bei deutschen Meisterschaften." Ihre Nähe zu den Zuschauern hat die neue deutsche Meisterin auch in der Hermann-Neuberger-Sportschule bewiesen, als sie einem Mann sogar ein Autogramm auf sein Hemd gegeben hat. 

Anders als auf dem Hinweg weniger euphorisch, dafür umso mehr erschöpft traten die Mitglieder am Sonntagabend die Heimreise an. Bis zur Ankunft um 1.30 Uhr in der Nacht zum Montag ließen Driessen und Co. die Veranstaltung noch einmal Revue passieren. "Nach den Finals denken wir immer, wie faszinierend die Sportart doch ist. Das gibt uns oft einen Motivationsschub für das eigene Training." Spätestens im kommenden Jahr wird sich die Gruppe dann wieder auf Reisen begeben. 

Haben Sie mit ihrem Verein auch schon gemeinsame Fahrten unternommen? Berichten Sie davon gerne in der Kommentarzeile.

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(FKT)

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