Buntes

Kristian Karlsson: "Kann es immer noch nicht fassen!"

Auch Dang Qiu und Anton Källberg waren beim Empfang von Doppel-Weltmeister Kristian Karlsson dabei! (©MaJo-Foto)

02.12.2021 - Mit minutenlangem Applaus ist Kristian Karlsson am Donnerstagmittag im Deutschen Tischtennis-Zentrum offiziell empfangen worden. Knapp 30 Leute, darunter Spieler, Mitarbeiter und Fans von Borussia Düsseldorf, beglückwünschten den Schweden zum überraschenden WM-Titel im Herren-Doppel mit Mattias Falck. Auch zwei Tage nach dem Triumph fiel es dem 30-Jährigen noch sichtlich schwer, die richtigen Worte für die Leistung in Houston zu finden.

Kristian Karlsson hat nicht genau mitgezählt, wie viele WhatsApp-Nachrichten er unmittelbar nach dem Finalsieg über die Südkoreaner Jang Woojin und Lim Jonghoon erhalten hat. „Zu viele“, antwortete der Schwede. Mittlerweile konnte er sich zwar bei allen Gratulanten bedanken, so wirklich realisiert hatte Karlsson den Gewinn des ersten schwedischen WM-Golds seit 21 Jahren aber noch nicht. „Ich kann es immer noch nicht fassen, Weltmeister zu sein. Das kann bestimmt noch eine Woche dauern.“ Mit einem Glas Sekt in der Hand stieß die Borussia-Familie auf ihren langjährigen Leistungsträger an. Bevor der Weltmeister-Kuchen angeschnitten wurde, schauten sich alle die Highlights aus dem packenden Endspiel noch einmal gemeinsam an.

Auf europäischer Bühne hatten Karlsson und Falck schon mehrere Erfolge eingefahren. Nicht ohne Grund setzten sich die beiden TTBL-Spieler auch für das nach Olympia zweitwichtigste internationale Turnier ein klares Ziel. „2019 in Budapest sind wir im Viertelfinale gescheitert. Jetzt hatten wir das klare Ziel, eine Medaille zu gewinnen“, sagte Karlsson, der den sensationellen Viertelfinal-Fight gegen Fan Zhendong und Wang Chuqin als bestes Spiel seines Lebens bezeichnete. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war den Skandinaviern bewusst, dass der große Wurf definitiv möglich ist. Mitentscheidend dafür war vor allem das starke Kurz-kurz-Spiel und die vielen kleinen Punkte der Schweden.

Karlsson und Falck: Doppelpartner seit dem 15. Lebensjahr

Dass sich beide bereits seit der Jugend sehr gut kennen und im Doppel seit ihrem 15. Lebensjahr harmonieren, spielte den Schweden sicherlich auch in die Karten. Mit 30 Jahren bringen Karlsson und Falck zudem die nötige Erfahrung und Abgezocktheit mit, um in Spielen gegen die favorisierten Chinesen einen kühlen Kopf zu bewahren. „Jeder von uns weiß, was der andere macht. Das ist schon ein großer Vorteil." In den vergangenen vier Jahren allerdings lief im Doppel mit Falck nicht immer alles rund. Zu Beginn der WTT-Events hagelte es viele Niederlagen. „Erst in Slowenien, kurz vor der WM, wurde es wieder besser.“ Und das zum genau richtigen Zeitpunkt.

Noch vor wenigen Monaten war nicht damit zu rechnen, dass Karlsson im gelb-blauen Trikot noch einmal so begeistern würde. Im Frühjahr äußerte der Düsseldorfer seinen Unmut darüber, dass sein Teamkollege Anton Källberg bei den Olympischen Spielen den Vorzug im Einzel erhielt, obwohl er zum Zeitpunkt der Nominierung in der Weltrangliste hinter ihm platziert war. Der Linkshänder dachte sogar über einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach. Bedingt durch weitere Unstimmigkeiten nahm Nationaltrainer Jörgen Persson Karlsson nicht mit zur Team-EM nach Rumänien. Die Differenzen scheinen ausgeräumt, der Denkzettel hinterließ Wirkung. „Das ist für mich vergangen. Ich habe den Fokus schnell wieder nach vorne gerichtet“, sagte Karlsson.

Karlsson ist der dritte Düsseldorfer Weltmeister

Die Reaktionen in seiner Heimat waren durchweg positiv. Das schwedische Fernsehen hatte das Doppel-Finale sogar live übertragen, die Quoten stimmten. Die neue „goldene Generation“ aus Schweden ist hungrig auf mehr. „Wir haben sechs Leute auf hohem Niveau und hoffen in Zukunft auf viele weitere Medaillen", kündigte Karlsson an." Eine noch größere Sensation als der Doppel-Titel war der Silbermedaillengewinn von Truls Moregardh. „Er hat es unfassbar gut gemacht. Das schaffen nicht viele in der Welt. Aber er kann auch noch viel lernen, um noch konstanter zu werden.“

Welch historisches Ausmaß die Leistung von Kristian Karlsson hat, stellte auch Andreas Preuß beim Empfang im DTTZ noch einmal klar. Der Borussia-Manager lobte die mannschaftlichen Fähigkeiten seines Spielers und nannte Karlssons Namen im Zusammenhang mit Jan-Ove Waldner oder Mikael Appelgren. „Du gehörst jetzt zu den ganz Großen und wirst für immer Weltmeister bleiben. Darauf sind wir unendlich stolz“, sagte er. Dieses Kunststück war zuvor erst zwei Borussia-Akteuren gelungen. Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner wurden 1989 ebenfalls Weltmeister im Doppel. 

(FKT)

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