Buntes

Alex Flemming: „In China gibt es richtige Clickballprofis“

In den vergangenen Jahren musste Alexander Flemming bei der WM stets einem Chinesen gratulieren (©Matchroom)

22.01.2019 - Am kommenden Wochenende geht es im Londoner Alexandra Palace, auch ‚Ally Pally‘ genannt, wieder zur Sache: Dann wird die World Championship of Ping Pong, die WM im Clickball - der Tischtennisvariante mit Sandpapierschlägern - ausgetragen. Deutschlands bester Clickballer, Zweitligaspieler Alexander Flemming, erzählt uns von seinen Ambitionen und wie groß Clickball inzwischen in China ist.

myTischtennis.de: Bei dir läuft es in Sachen Clickball ja gerade hervorragend. Ende des Jahres hast du den Clickball-World-Cup in China gewonnen und warst bei der Allstars-Challenge ‚China vs. Europe‘ erfolgreich. Am Wochenende steht nun die World Championship of Ping Pong an. Kommt jetzt als nächstes der Weltmeistertitel?

Alexander Flemming: Schön wäre es natürlich, aber es bringt nichts, mir wegen meiner letzten Erfolge nun noch einmal mehr Druck zu machen. Meine Form ist super und ich habe in den letzten Wochen eine gute Grundlage gelegt, um eine Menge Spaß im Ally Pally zu haben.

myTischtennis.de: Bist du durch die Events in China diesmal besonders gut vorbereitet? 

Alexander Flemming: Die waren ja erst Ende November/Anfang Dezember, von daher ist auf jeden Fall schon ein gutes Ballgefühl mit dem Schläger vorhanden. Ich habe mich jetzt mehr als zwei Wochen intensiv in Leipzig mit Robert Janke vorbereitet. Wir sind beide bereits am Montag nach London geflogen, um noch mit Andrew Baggaley und Chris Doran zu trainieren. Der Vorteil, einen weiteren Teilnehmer und ständigen Trainingspartner in der Umgebung zu haben, ist riesig. Von daher sollte die Vorbereitung tatsächlich so gut sein wie noch nie bisher.

myTischtennis.de: Wofür muss man denn fiter sein? Für Clickball oder Tischtennis?

Alexander Flemming: Für Clickball tatsächlich. Ich habe bisher zumindest viel über die Vorhand gespielt und musste mich dementsprechend extrem viel bewegen. Inzwischen ist meine Rückhand quasi gleichwertig, was mir bei der WM sicher Vorteile einbringen wird.

myTischtennis.de: Na, dann hoffen wir mal, dass du diesmal nicht kurz vorher wieder in ein kleines Tief fällst wie die letzten Male…

Alexander Flemming: Das kann natürlich auch wieder passieren. Letztlich ist es ganz egal, wie es vorher gelaufen ist. Entscheidend ist, was du dann in diesem Moment bringst. Aber ich will vor allem auch Spaß haben und die Atmosphäre aufsaugen. Das heißt nicht, dass ich nicht mit Ehrgeiz herangehen würde, aber das Drumherum bringt mir viel. Wenn ich mich wohl fühle, kann ich auch meine Topleistungen besser abrufen.

myTischtennis.de: Die letzten Male bist du jeweils an Chinesen gescheitert, die in dieser Tischtennisvariante immer stärker werden. Was passiert da gerade in China in Sachen Clickball? Du konntest dich ja Ende des Jahres selbst davon überzeugen…

Alexander Flemming: Der Veranstalter des Turniers sagte, dass sich in China inzwischen eine Million Menschen an Clickball versucht hätten. Sie haben eine Clickball-Super-League, in der gemischte Teams mit Frauen und Männern spielen und an der sich viele Sponsoren beteiligen. Zudem gibt es richtige Clickballprofis, die den normalen Tischtennisschläger kaum mehr in die Hand nehmen und sieben-, acht-, neunmal in der Woche trainieren. Von daher ist es eigentlich erstaunlich, dass die sich noch nicht von uns haben absetzen können. Aber das kennt man auch vom Tischtennis: Viele von ihnen sind richtige ‚Maschinen‘. Spielerisch haben sie dadurch einen Vorteil, aber lassen sich durch Spielwitz und gute Taktiken noch gewaltig von uns ärgern, da es ihnen hier und da an Flexibilität fehlt. Beim World Cup zum Beispiel hatte der Sandpapierbelag eine gröbere Körnung. Da haben sich die Chinesen sehr viel schwerer mit getan als wir.

myTischtennis.de: In London kann man ja jedes Jahr ein stattliches Preisgeld von insgesamt 100.000 US-Dollar gewinnen und nun lässt sich offenbar auch in China Geld mit Clickball verdienen. Haben sich deine Prioritäten etwas verschoben, was Tischtennis und Clickball angeht?

Alexander Flemming: Nein, bisher gar nicht. Da müsste auch noch viel passieren, das ist noch viel zu wackelig. Wenn man zehn Turniere im Jahr mit solch einem Preisgeld hätte, könnte man sich das überlegen. Aber so bin ich froh, dass das überhaupt so parallel laufen kann, der Verein das mitmacht und die Termine freihält. Das ist nicht selbstverständlich.

myTischtennis.de: Merkst du jetzt, in der heißen Clickballphase, dass du Probleme kriegst, wenn du auf Tischtennis umschalten musst?

Alexander Flemming: Nein, eigentlich nicht. Es ist ja jetzt auch nicht so, als ob man etwas ganz anderes spielen würde. Man hat immer noch einen Tischtennisschläger in der Hand und spielt den Ball auf den Tisch. Also, es ist jetzt nicht damit vergleichbar, als wenn man Tennis spielen würde und dann zurück zum Tischtennis geht.

myTischtennis.de: Hat sich dein Tischtennisspiel denn irgendwie verändert, seit du das so intensiv betreibst?

Alexander Flemming: Überhaupt nicht. Man passt eher sein Clickballspiel dem eigenen Tischtennisspiel an als andersherum.

myTischtennis.de: Hast du den Eindruck, dass sich in Deutschland immer mehr Leute für Clickball interessieren oder ebbt das langsam ab?

Alexander Flemming: Es gab eine erste Euphorie - die war riesig. Da hat gefühlt jeder kleine Verein mal ein Clickballturnier ausgerichtet. Inzwischen, denke ich, hat die breite Masse das mal ausprobiert und für sich eingeordnet. Und auch die großen Medien, wie zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung, sind darauf aufmerksam geworden. Wenn ich auf Turnieren bin, spüre ich noch immer eine große Begeisterung - von daher, glaube ich, ist die Entwicklung weiterhin steigend.

(JS)

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