Buntes

Boll: „Selbst für Ma Long werden die Dinge schwerer“

Für Timo Boll ist sein WM-Doppelpartner Ma Long der beste Spieler der Welt (©Fabig)

24.11.2017 - Nach den German Open hatte bereits Jörg Roßkopf gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt, dass Chinas aktuelle 'Schwäche' nur von vorübergehender Natur ist. Timo Boll blies nun gegenüber der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ins selbe Horn, offenbarte aber auch, dass selbst Ma Long sein Alter merke, wodurch er nicht immer 100 Prozent geben kann. Der 36-jährige Boll möchte dem Tischtennissport dagegen noch ein Weilchen erhalten bleiben.

Nach dem World Cup und den German Open weht ein Hauch von Hoffnung durch die Tischtennisszene. In beiden Turnieren, die sehr gut besetzt waren und in denen auch chinesische Hochkaräter mitspielten, stritten sich am Ende im Finale zwei deutsche Spieler um den Sieg - und nicht wie sonst Vertreter des Reichs der Mitte. Zudem gelang es Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov Spieler wie Ma Long, Fan Zhendong oder den aufstrebenden Lin Gaoyuan zu schlagen. Kein Wunder, dass auch die Medien hellhörig werden und fragen: „Findet hier gerade ein Machtwechsel statt?“ 

Jörg Roßkopf hat diese Frage vor einer Woche bereits mit „Nein“ beantwortet. Sein Schützling Timo Boll kann ihm im Interview mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua nur zustimmen: „Wir konnten die Lücke ein kleines bisschen schließen, aber sie haben im Tischtennis immer noch das Sagen. In Sachen Technik, Athletik und Tempo sind sie die Besten.“ Somit gehe es auch zu weit, von einem Machtwechsel zu sprechen. „Man darf nicht vergessen, dass Dimitrij und ich eine Menge investieren müssen, um unser aktuelles, hohes Level zu halten.“ Wenn ein Sieg gegen die Chinesen gelingen soll, müsse schon alles optimal laufen.

Und doch häufen sich die Erfolge gegen das bisher fast unschlagbare Reich der Mitte in der letzten Zeit. Woran liegt das? Boll erklärt die aktuelle Schwäche der Chinesen gegenüber Xinhua mit dem neuen Plastikball: „Der neue Ball erlaubt weniger Spin, was es einfacher macht, ihn zurückzuspielen. Ich nenne ihn ‚weniger gefährlich‘. Man hat einfach eine bessere Kontrolle über den Ball und das Spiel.“ Darauf aufbauend setze Boll mehr auf taktische Varianten und habe die Genauigkeit der Ballplatzierung verbessert. Daran ist dann sogar der Weltranglistenerste, Olympiasieger und Weltmeister Ma Long beim World Cup in Lüttich gescheitert. Trotzdem ist der Chinese für Boll noch immer der beste Spieler der Welt - dicht gefolgt von Fan Zhendong. „Wegen seines speziellen Spielstils ist er schwer zu schlagen“, sagt der Rekordeuropameister über seinen mehrmaligen Doppelpartner. „Aber aufgrund seines Alters werden die Dinge selbst für ihn schwerer. Er muss eine Menge investieren und kann nicht in jedem Spiel bei 100 Prozent sein. Als Gegner muss man versuchen, daraus einen Vorteil zu ziehen.“

Zwar ist Boll sieben Jahre älter als Ma Long. Ans Aufhören denkt er aktuell aber nicht. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio könnte Boll also durchaus zum deutschen Aufgebot gehören: „Wenn ich fit bleibe, kann ich das noch ein paar Jahre so machen“, erzählt Boll im Interview. „Ich liebe diesen Sport noch immer.“ Aussteigen würde er allerdings, „wenn man kaum trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen kann, ohne Schmerzen zu spüren.“ Mit seinem Körper hat Timo Boll im Laufe seiner Karriere schon das eine oder andere Mal gehadert. Alle zwei Wochen lasse er sich inzwischen medizinisch durchchecken. Man darf gespannt sein, was bei den Team-Weltmeisterschaften in Schweden nächstes Jahr passiert, wenn Boll und Ovtcharov gesund sind und ihr Level einigermaßen halten können. Für Boll ist klar: „Die Chinesen werden sich für die WM etwas Besonderes ausdenken und zu ihrem intensiven Training zurückkehren. Aber natürlich sind die Japaner und wir ihre größten Gegner.“

Hier geht’s zum englischen Artikel des Nachrichtendienstes Xinhua!

(JS)

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