Buntes

Engemann: "Immer weiter gekämpft und am Ende gewonnen"

Bei der Jugend-EM gewann er mit der Jungen-Mannschaft den Titel: Gerrit Engemann (©Steinbrenner)

27.07.2017 - Bei der Jugend-EM in Guimaraes gewann er mit der deutschen Jungen-Nationalmannschaft sensationell die Goldmedaille: Gerrit Engemann. In den Individual-Wettbewerben schrammte er an einer Medaille knapp vorbei, scheiterte im Einzel im Viertelfinale, im Doppel mit Tobias Hippler im Achtelfinale, im Mixed-Doppel mit Lotta Rose in der zweiten Runde. Im Interview mit myTischtennis.de blickt der 17-Jährige auf das Turnier zurück.

myTischtennis.de: Im Mannschafts-Wettbewerb habt ihr den Titel gewonnen. Hättet ihr das vor dem Turnier für möglich gehalten, mit welcher Erwartungshaltung, welchen Zielen seid ihr den Wettbewerb angegangen?

Gerrit Engemann: Unser Minimalziel war der fünfte Platz und damit die WM-Qualifikation, unser Ziel eine Medaille. In der Gruppe haben wir nicht ganz so gut gespielt, uns dann aber immer weiter gesteigert. Gegen Italien haben wir ein Riesenspiel gemacht und sind ins Halbfinale eingezogen. Was wir uns erträumt hatten, hatten wir nun erreicht. Dann haben wir dann einfach weitergespielt.

myTischtennis.de: Im Halbfinale hast du fünf Matchbälle abgewehrt, die zum Ausscheiden geführt hätten. Welche Erinnerungen hast du an diese Situation?

Gerrit Engemann: Ich weiß noch, dass ich nicht aufgegeben und alles versucht habe. Bei diesem Rückstand habe ich versucht aktiver und mutiger zu spielen, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass ich noch gewinne. Mein Gegner hingegen wurde zunehmend nervöser. Ich habe immer weiter gekämpft und am Ende gewonnen.

myTischtennis.de: Was habt ihr beim 3:0-Finalsieg gegen Russland besser gemacht als bei der 2:3-Niederlage in der Gruppenphase?

Gerrit Engemann: Viel besser gemacht haben wir nicht viel. Wir waren in dieser Partie mental stärker. Wir haben unser bestes Spiel gemacht, um jeden Ball gekämpft. ‚Hippi’ und ich spielen beide gut gegen Abwehr, gegen Artur Abusev standen die Karten für ihn in seinem Einzel also gut und hätten für mich im abschließenden Einzel auch gut gestanden.

myTischtennis.de: Wann im Turnier hast du gedacht, "wir können hier wirklich Gold holen"?

Gerrit Engemann: Das war nach meinem Einzelsieg im Finale gegen Denis Ivonin zu Beginn.

myTischtennis.de: Seit einem knappen Jahr ist Zhu Xiayong Bundestrainer, was hat sich seitdem verändert und wie hat die Zusammenarbeit mit ihm und Lars Hielscher bei der EM geklappt?

Gerrit Engemann: Verändert hat sich eigentlich gar nicht so viel.  Wir haben noch etwas mehr tischtennisspezifisch trainiert, Vorhand, Rückhand und die Verbindung von beidem. Außerdem haben wir mehr am Balleimer gemacht. Die gute Vorbereitung hat sicherlich zum Erfolg beigetragen. Im Turnier haben wir immer die volle Rückendeckung vom Trainerteam bekommen und dadurch unsere Leistung abrufen können.

myTischtennis.de: Welche Rolle spielt Helmut Hampl in diesem Konstrukt?

Gerrit Engemann: Er war letztes Jahr bei der Jugend-EM als Jungen-Bundestrainer im Einsatz und hat mir da weitergeholfen, aber überhaupt auch schon in den zwei Jahren, in denen er da ist. Jetzt bin ich raus aus der Jugend und werde dann Teil seines U23-Kaders sein. 

myTischtennis.de: Wie zufrieden bist du mit deinem Abschneiden in den Individual-Wettbewerben?

Gerrit Engemann: Eigentlich ganz zufrieden. Ich habe gegen einige höher eingestufte Gegner gewonnen, meine Setzung war nach eher schwächeren Turnieren im Vorfeld aber auch nicht so gut. Vorher bei den Schülern war ich immer unter den ersten Acht gesetzt. Ich denke, man hat gesehen, dass ich mit den Besten mithalten kann. Insgesamt habe ich eigentlich gut gespielt. Im Viertelfinale bei 2:1 habe ich zum ersten Mal über mein Spiel nachgedacht, habe dann nicht mehr so aktiv gespielt. Die Niederlage im Doppel (gegen Cedric Meissner und den Schweden Simon Soderlund, Anm. d. Red.) war knapp, gegen Teamkollegen ist es immer schwer zu spielen. Aber so ist der Sport. Das war das erste Mal im Turnier, dass ich nicht so zufrieden war. Ich habe das aber gut ausblenden können später. Grundsätzlich habe ich mehr erreicht, als ich gedacht habe.

myTischtennis.de: Im sechsten Satz beim Viertelfinal-Aus im Einzel hast du ein Ziehen in der Schulter gemerkt, welche Verletzung war das und hast du jetzt noch Probleme dadurch?

Gerrit Engemann: Im Turnierverlauf habe ich sehr viele Spiele gemacht. An dem Morgen dieser Partie habe ich gemerkt, dass es schwieriger werden könnte, weil ich Muskelkater hatte. Im Match habe ich das dann verdrängt, bei 8:3 im sechsten Satz aber ein Ziehen gespürt und die Vorhand nicht mehr wie vorher ziehen können. Man muss aber auch sagen, dass er dann einfach besser gespielt hat. Letztendlich stellte sich die Verletzung als eine leichte Zerrung heraus, die ich aber jetzt kaum noch spüre.

myTischtennis.de: Wie sehen für dich jetzt die Wochen nach der EM aus?

Gerrit Engemann: Bis zum 7. August bin ich in den Niederlanden für eineinhalb Wochen in Urlaub, dann geht das Training wieder los, nach den Ferien dann das letzte Jahr Schule.  

myTischtennis.de: Mit dem TTC Grünweiß Bad Hamm bist du aufgestiegen und schlägst in der nächsten Saison zum ersten Mal in der 2. Bundesliga auf. Was habt ihr euch als Mannschaft vorgenommen, was du dir persönlich?

Gerrit Engemann: Wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun, haben ein gutes Team und sind daher optimistisch, dass wir das schaffen. Wir werden kämpfen und sehen, was dabei herumkommt. Ich persönlich möchte in dieser Liga Fuß fassen, gehe mit einem guten Gefühl in die Saison.

(DK)

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