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Dietmars Blog: TTBL-Umfrage geht nicht weit genug

Was die Bundesligafans in Deutschland wollen, möchte die TTBL herausfinden (©Roscher)

08.10.2019 - Die Tischtennis-Bundesliga (TTBL) hat vor wenigen Tagen eine Online-Umfrage gestartet, mit deren Hilfe das Management des Oberhauses Erkenntnisse für die Zukunftsgestaltung gewinnen möchte. Unser Blogger Dietmar Kramer findet es prinzipiell gut, dass die TTBL nun noch mehr auf die Bedürfnisse und Meinungen der Zuschauer eingeht, hält die Erhebung allerdings für zu kurz gesprungen.

Die Tischtennis-Bundesliga geht weiter in die Offensive. Die Anfang Oktober gestartete Online-Umfrage mit dem anspruchsvollen Titel „Was will Tischtennis-Deutschland?“ ist die nächste Stufe im umfassenden Masterplan des TTBL-Managements. Nach der Implementierung manch sinnvoller Änderung nicht nur am Tisch erhoffen sich die Macher der Liga zusätzliche Erkenntnisgewinne für die Planung weiterer Schritte zur weiterhin notwendigen Modernisierung. Auch angesichts der noch dringender benötigten Mobilisierung von potenziellen Zuschauern können Antworten auf die Frage nach dem „Wie“ in Zeiten unbefriedigender Zuschauerzahlen sicherlich nicht schaden.

Dabei ist die Erhebung eines Meinungsbildes in der gewählten Form jedoch zweischneidig. Zweifellos ist einerseits die Abfrage von Stimmungen, Einschätzungen und Wünschen eines mutmaßlichen Fachpublikums absolut richtig. Andererseits aber schmort die Liga damit voraussichtlich weiter im eigenen Saft: Außenstehende jedenfalls dürften aufgrund der mangelnden Öffentlichkeit der Umfrage kaum aufmerksam werden, obwohl doch die Ansprache neuer Zielgruppen künftig eines der wichtigsten Ziele der Klubs sein sollte oder gar müsste. „Fit für die Zukunft“, wie die TTBL in der Einleitung zur Umfrage ihre Absicht beschreibt, wird die Bundesliga ohne nennenswerten Input von außen allerdings nur bedingt werden können.

Mehrwert oder Muster ohne Wert?

Ob sich die Umfrage letztlich als Mehrwert oder lediglich als Muster ohne Wert erweist, hängt von den Schlussfolgerungen des Liga-Managements aus den generierten Ergebnissen ab. Auffällig ist bei der Durchsicht des Fragenkataloges zwar besonders die durchaus mutige Thematisierung der Dauer-Themen Spielsystem und Spieldauer, doch einzig zur Frage nach der idealen Länge eines Bundesliga-Matches sind konkrete Vorschläge aufgeführt. Aber schon für die in der Szene lange schon als ‚Glaubensfrage‘ geltende Debatte über die Durchführung der Begegnungen entweder im derzeit praktizierten Center-Court-Format oder wieder wie in grauer Vorzeit an zwei Tischen sind deutlich schwammigere Fragen gelistet, die bei der Auswertung kaum Klarheit und nur wenig zielführende Resultate erbringen dürften. Es ist jedenfalls sicherlich wenig zielführend, die Attraktivität der weitgehend unbekannten Spielsysteme der T2-Wettbewerbe oder der indischen Liga ultimativ mit der Zugkraft des derzeitigen Bundesliga-Systems oder dem Bundessystem vergleichen lassen zu wollen („Welches System finden Sie am attraktivsten?“).

Nicht zuletzt geht ein weiteres Schlüsselthema erneut geradezu völlig unter: die Eventisierung von Erstliga-Duellen. „Mehr Partystimmung“ ist gerade einmal eine einzige Antwort in einer ganzen Reihe von möglichen Wünschen für ein intensiveres Erlebnis. Dabei zielen speziell Basketball, Handball und Volleyball – allesamt unmittelbare Konkurrenten des Tischtennis-Sports im Kampf um die Gunst von Zuschauern und TV-Zeiten - bereits seit mehreren Jahren mit viel Show und durchaus immer wieder spektakulären ‚Acts‘ über ihr angestammtes Publikum hinaus auf neue Besucherkreise in der Halle und idealerweise an Fernsehbildschirmen. Die TTBL verpasst es jedoch leider, Bedürfnisse nach entsprechenden Innovationen in ihrer Umfrage konkret abzufragen, so dass es schwer wird, den Stellenwert der Thematik realistisch einzuschätzen. „Fit für die Zukunft?“ Auch in diesem Bereich dürfte es auf dem vorgezeichnet scheinenden Weg sehr schwer werden.

‚Sport-Deutschland‘ fast ausgeklammert

Natürlich sind andere erbetene Angaben der Fans wie die Gründe für oder gegen den Besuch eines Bundesliga-Spiels ebenfalls von erheblicher Bedeutung und deswegen auch sinnvoll. Noch sinnvoller wären aber ohne jeden Zweifel Erkenntnisse darüber, warum sich neben vielen tausend Aktiven in ‚Tischtennis-Deutschland‘ auch viele Millionen im restlichen ‚Sport-Deutschland‘ nicht wirklich für die Tischtennis-Bundesliga erwärmen oder gar begeistern können. Schließlich nennt die TTBL doch selbst als eine Motivation für die Umfrage, dass „Tischtennis als Volkssport in der Öffentlichkeit nicht immer die Aufmerksamkeit erfährt, die er verdient“….

Gleichwohl können die Tischtennis-Fans in Deutschland auf die Ergebnisse der Umfrage und deren Auswertung gespannt sein. Es steht dabei zu hoffen, dass die TTBL mit den Resultaten möglichst transparent umgehen wird, damit die wichtige Verbindung zum interessierten Publikum erhalten und auch gestärkt wird. Allzu hoch sollten die Erwartungen indes nicht sein. Um, wie ursprünglich wohl erhofft, einen ganz großen Wurf landen zu können, fehlt es der Umfrage an ausreichend Entschlossenheit. Antworten auf Fragen nach der Entfernung von Fahrten zu Bundesliga-Spielen und der Anzahl besuchter Begegnungen alleine jedenfalls werden die Bundesliga nicht „fit für die Zukunft“ werden lassen.

(Dietmar Kramer)

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