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Dietmars Blog: Bundesliga-Start mit Fingerzeigen

Kilian Ort zeigte, dass er wieder einen Schritt nach vorne gemacht hat (©TSV Bad Königshofen)

19.08.2019 - Die Spiele haben wieder begonnen - endlich: Der Auftakt zur neuen Saison in der Tischtennis-Bundesliga der Herren hatte es mitunter durchaus in sich. Dabei war nicht nur die überraschend deutliche Heimniederlage von Double-Gewinner TTF Liebherr Ochsenhausen gegen den 1. FC Saarbrücken TT aus Sicht unseres Bloggers Dietmar Kramer ein möglicher Fingerzeig für den weiteren Verlauf der Olympia-Saison.

Lange genug hat es gedauert - für die eingefleischtesten Fans ging am Wochenende durch den Saisonstart in der Bundesliga der Herren eine schier endlos wirkende Leidenszeit ohne Tischtennis in der Eliteklasse zu Ende. Das Warten hatte sich gelohnt, nimmt man jedenfalls den durchaus vielversprechenden Auftakt zum Maßstab. Der erste Durchgang in der Spielzeit des Oberhauses mit seiner endlich nicht mehr nur nominellen Sollstärke von zwölf Mannschaften lieferte auch gleich mehrere Fingerzeige für die weitere Saison.

Saarbrücker Paukenschlag lässt TTF-Lorbeer welken

Alleine der 3:0-Erfolg von Vizemeister 1. FC Saarbrücken am Tisch von Doublegewinner TTF Liebherr Ochsenhausen war mehr als lediglich ein Paukenschlag: Die Sieger unterstrichen durch ihre erfolgreiche Revanche ihre Ambitionen, beim vermeintlichen Zweikampf um die Meisterschaft zwischen dem schon als möglicher neuer Serienchampion gefeierten Titelverteidiger und Rekordtitelgewinner Borussia Düsseldorf in die Rolle des lachenden Dritten zu schlüpfen. Denn nicht zuletzt bestätigte der Erfolg von Ehingen die Hoffnungen der Saarländer, ihre Mannschaft neben dem nun offenbar dauerhaft auf hohem Niveau schmetternden Nationalspieler Patrick Franziska durch die Verpflichtung des Chinesen Shang Kun auch in der Breite wieder etwas titelreifer gemacht zu haben. Ochsenhausen hingegen musste die Erfahrung machen, wie schnell Lorbeer doch welken kann.

Als allemal titelreif muss natürlich Düsseldorf trotz seiner ersten ‚Nullnummer‘ in der zurückliegenden Spielzeit ohne Trophäe seit 13 Jahren angesehen werden. Zwar konnte der Rückkehrer Ricardo Walther nach seinem Wechsel aus Grünwettersbach in die NRW-Metropole anders als Shang keinen erfolgreichen Einstand im Trikot seines neuen Vereins feiern, doch dafür erwies sich beim 3:1 der Rheinländer im Duell der Champions-League-Teilnehmer mit dem Post SV Mühlhausen Topstar Timo Boll weiter als eine verlässliche Bank. Viel wird für Düsseldorf in der nun angebrochenen Bundesliga-Saison aber davon abhängen, ob der Ex-Meister in knappen Begegnungen seine höchst mittelmäßige Bilanz im Doppel verbessern kann.

Neu-Ulms Bundesliga-Premiere machte neugierig

Außer den ‚großen Drei‘ stand natürlich noch ein anderes Team im Mittelpunkt des Interesses: Wild-Card-Starter TTC Neu-Ulm feierte durch das erste Ligaspiel seiner erst wenige Monate alten Vereinsgeschichte sozusagen Weltpremiere und hätte beim 2:3 beim ASV Grünwettersbach beinahe ein Traumdebüt feiern können. Trotz des knapp verpassten Sieges deuteten die Bayern jedoch an, dass ihr Potenzial eingedenk noch bevorstehender Einsätze ihrer drei asiatischen Topspieler für mehr als nur einen Platz im grauen Mittelfeld ausreichen könnte. In einer anderen Hinsicht war Neu-Ulms Liga-Debüt sogar erfolgreich: Mehr als die 380 Zuschauer beim Premieren-Auftritt von Tiago Apolonia und Co. hatte Grünwettersbach in der vergangenen Saison lediglich beim Gastspiel von Branchenführer Borussia Düsseldorf in seiner Halle begrüßen können (520). Selbst zum ‚Auftaktgipfel‘ in Ehingen waren gerade einmal 40 Besucher mehr gekommen.

Dass aber auch selbst diese Schlager-Begegnung nicht einmal an die Quote der vergangenen Hauptrunde (491 Fans pro Spiel) heranreichte, muss den Liga-Machern allerdings Sorgen bereiten. In anderen Sportarten, nicht nur im Fußball, wäre ein Duell zwischen Meister und ‚Vize‘ überwiegend von elektrisierender Wirkung. Die Probleme der TTBL bei der Mobilisierung der Fan-Gemeinde halten also weiter an, wie auch die nur 315 Besucher beim Bundesliga-Einstand des schwedischen Vizeweltmeisters und Europaranglistenersten Mattias Falck bei Werder Bremens 3:0 gegen den TTC indeland Jülich verdeutlichten. Die Abfuhr der Grenzländer an der Weser darf getrost als ein weiteres Orakel für den Saisonverlauf gewertet werden: Jülich ist ein hochgefährdeter Kandidat für den möglichen Abstieg, den unter Umständen auch Ex-Meister TTC Zugbrücke Grenzau nach dem 0:3 ohne Satzgewinn beim Auftaktspitzenreiter TSV Bad Königshofen fürchten muss. 

DTTB-Youngster lassen aufhorchen

Für die Westerwälder besonders ernüchternd dürfte der misslungene Einstand ihres US-Boys Kanak Jha gegen Kilian Ort gewesen sein. Zugleich aber bestätigte Orts Erfolg ebenso wie Dang Qius Sieg gegen Apolonia für Grünwettersbach, dass die ‚jungen Wilden‘ des Nationalteams in ihrer Entwicklung wieder einen Schritt nach vorne gemacht haben. Wieder etwas zurückgeworfen scheint hingegen der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell nach dem Abschied von Wang Xi in Richtung Grünwettersbach. Ohne den Abwehr-Virtuosen holten die Hessen nach dem kurzfristigen Ausfall von Tomislav Pucar beim 0:3 beim TTC Schwalbe Bergneustadt gerade einmal einen Satz. Nachdem der frühere ‚Dauergast‘ in den TTBL- und Pokalendrunden in der vergangenen Saison schon mit Wang die Play-offs verpasst hatte, könnte sich Fulda vorerst im Mittelmaß einrichten müssen. 

Ob nur Mittelmaß für die Spitzenklubs der höchsten deutschen Spielkasse international der Maßstab sein kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Nach Düsseldorfs verpasster Titelverteidigung in der Champions League und Saarbrückens Endspielniederlage im ETTU-Pokal in der zurückliegenden Saison steht die Bundesliga auf europäischer Bühne hinsichtlich ihrer internationalen Konkurrenzfähigkeit jedenfalls auf dem Prüfstand. 

(Dietmar Kramer)

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