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Seit über 70 Jahren im selben Verein: Treue Seele Rolf Nelke

Seit 1946 Vereinsmitglied: Rudolf "Rolf" Nelke (©Märald Soyke)

08.09.2017 - Über Vereinsurgesteine hatten wir in der Vergangenheit schon einmal berichtet. Damals stellten wir Ihnen Gerd Welker (Hertha BSC Berlin) und Dieter Jenn (TTC RG Porz) vor, die seit Jahrzehnten – 1963 bzw. 1970, um genau zu sein – den Vorsitz ihres Vereins innehaben. Auf eine nicht ganz so lange Zeitspanne als 1. Vorsitzender, dafür auf eine noch beachtlichere als Vereinsmitglied kann Rudolf "Rolf" Nelke zurückblicken, über den wir im Folgenden berichten.

Es ist das Jahr 1946: Deutschland befindet sich nach dem Zweiten Weltkrieg im Wiederaufbau, Berlin ist zwar noch nicht in Ost und West aufgeteilt, dafür aber in vier Sektoren. Im britischten Sektor in Spandau schnürt ein 17-Jähriger an einem kalten Winterabend die Fußballschuhe, um mit Mannschaftskameraden zum gemeinsamen Training herauszugehen, als der Trainer beschließt, die Einheit bei diesen Wetterbedingungen in eine örtliche Baracke zu verlagern. Dort beginnt an jenem Abend die Tischtennis-Laufbahn von Rudolf "Rolf" Nelke. "Wir haben nicht Fußball gespielt, sondern es wurden Schläger und Bälle ausgeteilt und wir haben Tischtennis gespielt. Und dieser Sport hat mir direkt gut gefallen", berichtet Nelke. Im Dezember 1946 war es dann soweit: Der Berliner schloss sich mit anderen Jugendlichen als Teil einer Untergruppe der Sportgruppe TSV Spandau an – Vereine waren von den Besatzungsmächten verboten worden. Jene Gruppe traf sich von nun an regelmäßig zum Tischtennisspielen.

Über 70 Jahre sind mittlerweile vergangen. Der mittlerweile 88-jährige Rolf Nelke ist seinem Verein, der nun Spandauer TTC heißt, bis heute treu geblieben. Als junger Mann führte er den Klub in den 50er- und 60er-Jahren zehn Jahre als erster Vorsitzender an. 25 Jahre lang spielte er in der ersten Mannschaft, davon 22 Jahre hintereinander als Spitzenspieler zum Teil in der Berliner Landesliga. Bei Turnieren gerade im Senioren-Bereich durfte Nelke einige bemerkenswerte Erfolge feiern, so räumte er sage und schreibe 59 Berliner und zwölf Norddeutsche Meistertitel in diversen Konkurrenzen ab. Bei den World Senior Games, einer Art Senioren-Olympiade in den USA, gewann er zwölfmal Gold im Einzel, Doppel und Mixed. 

Anfragen von anderen Vereinen immer abgelehnt
Klar, dass die Erfolge in all den Jahren auch anderen Vereinen nicht verborgen blieben. "Ich hatte Anfragen vom BTTC Grün-Weiß, einem anderen großen Klub in Berlin, und von Tennis Borussia Berlin". Ein Vereinswechsel sei für den Spandauer aber nie in Frage gekommen. Auf die Frage, an welche Momente seiner Laufbahn er sich besonders gerne erinnere, sagt Nelke entschlossen: "An die Duelle gegen Heinz Raack." Den zwölf Jahre älteren Nationalspieler schlug Nelke erstmals 1965 bei den Berliner Seniorenmeisterschaften, im Seniorenbereich sollten sich die beiden danach immer wieder begegnen und Nelke häufig die Nase vorn haben.  

Auch heute mit 88 Jahren steht der Berliner noch zweimal in der Woche am Tisch. Zwar nimmt er nicht mehr am Spielbetrieb teil, für's Training reicht die Kraft aber selbst nach zwei Bandscheibenvorfällen und trotz Muskelschwundes noch, – wenn er sich am Tisch abstützt. "Sport hat immer einen positiven Einfluss auf meinen Lebensstil gehabt. Private Schwierigkeiten, die man im Leben schon einmal hat, waren aus dem Kopf, wenn die Bälle klackerten", sagt er. Ans Aufhören denkt er trotz seiner körperlichen Beeinträchtigungen noch lange nicht: "Mir macht der Sport nach wie vor Spaß." 

70 Jahre im selben Verein – kennen Sie jemanden, der das noch übertreffen kann? Schreiben Sie uns! 

Zum Artikel über Gerd Welker und Dieter Jenn

(DK)

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