EM 2018

"Balast abgefallen": Pitchford über Leistungsdruck im TT und Ma-Long-Sieg

Konnte im August Ma Long bezwingen: Liam Pitchford (©Koch)

21.09.2018 - Dass er in der Vergangenheit mit Depressionen zu kämpfen hatte, machte Liam Pitchford vor einigen Wochen öffentlich. Wenig später gelang ihm bei den Bulgaria Open ein Sieg gegen Ma Long, bei den Czech Open eine Woche später dann auch gegen Dimitrij Ovtcharov. Über diese Erfolge, Leistungsdruck im Tischtennis und seine Ziele bei der EM spricht der 25-jährige Engländer im Interview.

myTischtennis.de: In der Weltrangliste bist du auf Position 31 geklettert, hast dich in der letzten Zeit merklich verbessert. Wie kommt's? Machst du im Training irgendetwas anders? 

Liam Pitchford: Seit Ende des letzten Jahres arbeite ich im Training noch härter, noch konzentrierter. Ich habe vorher schon gute Spieler schlagen können, hatte dabei aber keine Konstanz. Daran habe ich in den letzten acht, neun Monaten gearbeitet, auf konstant gutem Niveau zu spielen. Dieses Jahr ist für mich bisher sehr gut verlaufen, es ging meist nach oben. 

myTischtennis.de: Dir ist es im August bei den Bulgaria Open gelungen, Ma Long zu schlagen. Welche Erinnerungen hast du an den Sieg gegen ihn und den gegen Dimitrij Ovtcharov, insbesondere aber an den gegen Ma Long? 

Liam Pitchford: Der Sieg gegen Ma Long war der größte meiner Karriere. Er ist Weltmeister, Olympiasieger und wohl einer der besten Spieler aller Zeiten. Er verliert nicht oft gegen Europäer. Zur Gruppe der Siegreichen zu gehören, hat mir eine Menge Selbstvertrauen gegeben. Wie 'Dima' kam er nach einer Verletzungspause zurück, der Druck lag auf den beiden. Ich habe nur versucht, mein Spiel zu spielen, und bin stolz darauf, gegen sie gewonnen zu haben. 

myTischtennis.de: Hat man in England Notiz von diesen Erfolgen genommen?

Liam Pitchford: In den Medien zumindest nicht. Dort taucht Tischtennis kaum auf. Vielleicht ändert sich das, wenn ich weiter gute Ergebnisse abliefern kann. Ansonsten habe ich aber natürlich einige Glückwunsch-Mails bekommen.   

myTischtennis.de: Du hast kürzlich in der Öffentlichkeit erstmals offen über Depressionen gesprochen, unter denen du in der Vergangenheit gelitten hast. Welche Rolle spielt Leistungsdruck dabei. Wie groß ist der Druck für einen Tischtennisprofi? 

Liam Pitchford: Der Leistungsdruck für Tischtennisspieler ist groß. Von außen erscheint das wahrscheinlich gar nicht so. Aber wenn du für deinen Klub oder dein Land spielt, dann spürst du schon großen Druck. Darüber zu sprechen, hat mir geholfen. Die Welt sieht das Thema Depressionen immer mehr mit anderen Augen, man spricht offener darüber. Das ist der richtige Weg. Bei mir ist eine Menge Balast abgefallen, indem ich meine Probleme angesprochen habe. 

myTischtennis.de: Du bist – so viel sei verraten – bei unserem EM-Tippspiel ziemlich weit vorne gelandet, was den neuen Europameister angeht...

Liam Pitchford: Es ist eine große Ehre, dass die Leute an mich glauben. Darüber versuche ich aber gar nicht nachzudenken, sondern von Spiel zu Spiel zu schauen. Es gibt keine schlechten Spieler mehr heutzutage. Ich will nur den Gegner schlagen, der mir gegenübersteht, denke über nichts anderes nach.  

myTischtennis.de:
Wie weit soll es für dich gehen bei diesem Turnier?

Liam Pitchford: Wie gesagt: Ich schaue von Runde zu Runde, will frei aufspielen. Die Gegner, die bald kommen könnten, habe ich größtenteils mal geschlagen, aber auch schon gegen sie verloren. Ich fühle mich gut, also mal schauen. 

(DK)

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