myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz ist zurück von der Team-EM in Zadar und schildert in ihrem Blog ein gut organisiertes und hochklassiges Event, das bloß leider sehr schlecht besucht war.

Die Team-Europameisterschaft ist vorbei und hat einen durchweg guten Eindruck hinterlassen. Angefangen bei den Arbeitsbedingungen für Journalisten, die abgesehen vom mangelnden Essensangebot in der Halle von vorne bis hinten top waren: eine Pressetribüne, von der aus man alle Tische super einsehen konnte, stabiler Internetzugang, kurze Wege vom Pressezentrum zur Tribüne und in die Mixed-Zone sowie eine gewisse Entspanntheit bei allen Beteiligten, die einem die Arbeit erleichtert hat. Bis hin zum Wettbewerb selbst, der nach der etwas schleppenden Vorrunde (zum Blog) richtig an Fahrt aufnahm: Favoriten wackelten und stürzten, Underdogs wuchsen über sich hinaus und am Schluss gewannen mit Deutschland und Frankreich die beiden besten Mannschaften des Wettbewerbs völlig verdient.

Nicht annähernd voll

Ich sehe tatsächlich nur einen Wermutstropfen, der jedoch nicht ganz unerheblich ist. Über das ganze Turnier hinweg war die Krešimir-Ćosić-Halle, die ein Fassungsvermögen von 8.000 Sitzplätzen hat, kein Mal auch nur annähernd gut gefüllt. Zieht man die untere Tribüne ab, die in den Fernsehbildern meist zu sehen war, aber auf der nur Spieler, Funktionäre und andere Akkreditierte Platz nehmen durften, sprechen wir geschätzt von ein paar hundert Menschen, die sich die kontinentalen Titelkämpfe zu Hochzeiten vor Ort angeschaut haben. Und das hatte ich mir doch anders erhofft.

Mit Tamara Boros kehrte eine der größten Tischtennisspielerinnen des Landes in ihre Heimat zurück - mit der Mission, als deutsche Nationaltrainerin den Titel zu holen. Zoran Primorac, der Olympia-, WM- und EM-Medaillen gewonnen hat und inzwischen kroatischer Tischtennis-Verbandspräsident ist, stammt gebürtig aus Zadar. Und mit Andrej Gacina, Tomislav Pucar und Lea Rakovac haben die Kroaten auch aktuell noch drei Spieler, die in den Top 100 der Welt zu finden sind. Ein wenig mehr Interesse für den Tischtennissport wäre da doch eigentlich zu erwarten gewesen. Die Zuschauerränge wurden - natürlich auch gerade nach dem Ausscheiden der beiden kroatischen Teams - jedoch gefühlt vor allem von angereisten deutschen und französischen Fans dominiert.

Woran liegt das?

Dass es auch anders geht, hat man vor zwei Jahren bei der EM in Malmö gesehen - und ich bin mir fast sicher, dass die Franzosen aktuell auch keine Schwierigkeiten damit hätten, die Ränge einer EM-Halle zu füllen. Aber es gibt nun einmal auch viele andere Beispiele für schlecht gefüllte Hallen, die ich zum Beispiel bei Weltmeisterschaften erlebt habe. Ist man einfach zu faul geworden und schaut sich die Spiele dann doch lieber über die Livestreams im Internet an? Sind die Ticketpreise den Leuten zu hoch, als dass sie sich solch ein Event vor Ort leisten können oder wollen? Sind die Events wegen ihrer Rahmenbedingungen zu unattraktiv für Zuschauer geworden, zumal der Fokus der Veranstalter häufig auf den Fernsehübertragungen liegt? Oder ist das Interesse am Leistungstischtennis gesunken? Es fällt mir schwer, zu sagen, woran es liegt.

Die Team-EM in Zadar hatte jedoch das große Glück, mit der Krešimir-Ćosić-Halle eine Arena mit unfassbar guter Akustik zu haben, so dass selbst ein einzelner Zuschauer, der sich ganz zart mit seinen Klangstäben bemerkbar machen wollte, noch äußerst laut auf der anderen Seite der Halle zu hören war. Dadurch entstand auch bei den wenigen Zuschauern eine gute Atmosphäre, die die Sportler gepusht hat. Nicht auszudenken, wie ohrenbetäubend es sein muss, wenn diese Halle bis unter die Decke mit jubelnden Fans gefüllt ist. Schade, dass ich das nicht erlebt habe - die Veranstaltung hätte es verdient gehabt.