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Special Olympics: Titelverteidiger haben Nase vorn

Hartmut Freund war wieder nicht zu schlagen (©SOD/Florian Conrads)

20.06.2016 - Behinderte Sportler, die in Regelsportvereinen aktiv sind, haben bei den Nationalen Spielen der Special Olympics die Tischtennis-Wettkämpfe in den stärksten Leistungsklassen dominiert. In der Hannoveraner Swiss Life Hall traten kürzlich 373 geistig oder lernbehinderte Sportler aus ganz Deutschland an 30 Tischen gegeneinander an. Anders als im Regelsport wurde nur auf zwei Gewinnsätze gespielt. Die Nationalen Spiele werden alle zwei Jahre in 18 Sportarten ausgetragen.

Im Herren-Einzel setzte sich in einer Neuauflage des Finals von 2014 Titelverteidiger Hartmut Freund  (48, QTTR-Wert 1503) vom TTC Bietigheim-Bissingen gegen den lernbehinderten Pfälzer Patrick Kilian (42, QTTR-Wert 1522) durch, der im Regelsport für die SG Waldfischbach in der Bezirksliga spielt. Obwohl Freund wegen seiner schweren geistigen Behinderung kaum imstande ist, taktische Anweisungen umzusetzen, tat er genau das Richtige: Er setzte den Zwei-Meter-Mann Kilian von Beginn an mit Flips, Schüssen und Topspins so unter Druck, dass dieser nur sporadisch mit seiner gefürchteten Vorhand punkten konnte. Am Ende hieß es 11:6 und 13:11 für den Schwaben.

Auch bei den Damen behielt mit Ariane Tillmann (QTTR 1317) die Titelverteidigerin die Oberhand. Die 33-jährige Angriffsspielerin aus Niedersachsen spielt im Regelsport für die zweite Mannschaft des TuS Einigkeit Kirchberg in der Bezirksliga und hilft auch im Landesliga-Team ihres Vereins aus. Im Finale schlug sie die Newcomerin Beatrix Kessler (QTTR 1021), die im Nichtbehindertensport für das Kreisliga-Team des TTC Blau-Weiß Datteln in Nordrhein-Westfalen startet. Das Finale bei den männlichen Junioren im Alter bis 29 Jahren entschied Dennis Lehn vom ATSV Espelkamp (Nordrhein-Westfalen, QTTR 1191)  für sich, der im Endspiel überraschend den Bayern Daniel Reckziegel (TSV 2000 Rothenburg ob der Tauber, QTTR 1292) bezwang. Steffen Michel (QTTR 1313) vom TTC Lorchhausen in Hessen, der diesen Wettkampf bei den letzten Spielen vor zwei Jahren noch gewonnen hatte, landete diesmal auf dem Bronze-Rang.

Erstmals im Rahmen des regulären Programms ausgetragen wurde das so genannte Unified Doppel, das bei den letzten Spielen vor zwei Jahren nur ein Demonstrationswettkampf war. Dabei bilden jeweils ein behinderter und ein nichtbehinderter Sportler ein Doppel. Hier setzten sich Stefan Nellessen (GWN-Sportteam, QTTR 1102) und Michael Gresens (DJK Jugend Eller, QTTR 1691) durch. 

Während der Deutsche Behindertensportverband (DBS) überwiegend Sportler mit einer körperlichen Behinderung organisiert, sind bei Special Olympics Deutschland (SOD) ausschließlich Athleten mit einer geistigen oder einer Lernbehinderung aktiv. SOD organisiert wesentlich mehr Sportler mit einer intellektuellen Behinderung als der DBS. Es gibt aber zahlreiche Tischtennis-Sportler, die in beiden Behindertensportverbänden aktiv sind. Anders als bei den Körperbehinderten werden die Athleten bei den Special Olympics nicht nach ihrem Behinderungsgrad, sondern ausschließlich nach ihrer Leistungsstärke klassifiziert. Daher ist es bei den Special Olympics möglich, dass Tischtennis-Spieler mit unterschiedlichen Behinderungsgraden in derselben Leistungsklasse spielen, wenn sie etwa gleich stark sind. Seit zwei Jahren gibt es einen Kooperationsvertrag von DTTB und SOD, der eine enge Zusammenarbeit beider Verbände bei Sportveranstaltungen und im Bildungsbereich vorsieht.
 
(Norbert Freund)

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