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Ein Ball spaltet das Land: Wer spielt Plastik, wer Zelluloid?

Zelluloid oder Plastik? Die Landesverbände sind nicht einer Meinung (©Laven)

29.07.2014 - Auf internationaler Ebene steht fest: Alle ITTF-Turniere werden in Zukunft mit dem Plastikball gespielt, sobald er denn in ausreichenden Mengen lieferbar ist. Und auch der DTTB hat beschlossen, die nationalen Wettbewerbe mit dem neuen Spielgerät durchzuführen. Den Landesverbänden ist es dagegen freigestellt, welchen Ball sie für ihre Verbandsveranstaltungen nutzen. Dementsprechend bunt gemischt sind nun die Regelungen im Lande.

Ob der Plastikball den Zelluloidball ablöst, steht nicht mehr zur Diskussion. Nun geht es eher darum, wann dieser Wechsel für den einzelnen Spieler zum Tragen kommt. Denn auch wenn auf internationaler Ebene schon seit dem 1. Juli mit dem Plastikball gespielt werden soll und auch der DTTB der ITTF-Linie folgt und in den nationalen Turnieren auf das neue Spielgerät setzt, ist der Zelluloidball weiterhin offiziell zugelassen. Abgesehen davon, dass ein weltweiter, einheitlicher Wechsel von Zelluloid auf Plastik am 1. Juli schon wegen der mangelnden Verfügbarkeit der Bälle nicht denkbar gewesen wäre, haben die Vereine so in der Übergangszeit, in der beide Spielgeräte erlaubt sind, die Möglichkeit, ihre Vorräte aufzubrauchen und sich an die neuen Bälle zu gewöhnen. 

 

Ein Flickenteppich auf der 'Ball-Landkarte'

 

Diese Übergangsphase hat damit allerdings auch einen Verlust der Einheitlichkeit zur Folge. Der DTTB sprach neben seiner Festlegung auf den Plastikball in nationalen Turnieren lediglich eine Empfehlung für die fünf höchsten Spielklassen aus und überließ es den Landesverbänden, selbst zu entscheiden, mit welchem Ball sie auf Verbandsturnieren spielen wollen und ob sie für ihre Spielklassen ebenfalls eine Empfehlung aussprechen. Um einmal einen Eindruck davon zu erhalten, wie die 'Ball-Landkarte' in der Saison 2014/15 denn nun aussehen wird, hat sich die myTischtennis.de-Redaktion bei den Verbänden umgehört und einen bunten Blumenstrauß an Regelungen erhalten. 

 

Auch wenn mit dem TTVSH ein Verband wegen Betriebsferien nicht erreicht werden konnte, hat unsere Recherche vor allem eins ergeben: Die Mehrheit der Landesverbände bleibt in dieser Saison noch beim Zelluloidball, ein Drittel hat sich dagegen für den Plastikball entschieden. Während man in Berlin, Südbaden, Hessen und Niedersachsen den Entschluss zum neuen Ball einzig auf Verbandsturniere beschränkt und den Plastikball den unteren Spielklassen noch nicht ans Herz legt, sind der TTVWH und WTTV die einzigen beiden Verbände, die die Empfehlung des DTTB auch für ihre Ligen aussprechen. "Wie das nachher in der Praxis gehandhabt wird, also welche Vereine mit welchem Ball spielen, ist allerdings eine ganz anderen Sache", betont Thomas Walter, Geschäftsführer des Tischtennisverbands Württemberg-Hohenzollern. "Es werden im TTVWH 90 bis 95 % der Vereine weiterhin mit dem Zelluloidball spielen." Ausnahmen seien Klubs, die in der Regionalliga und höher aktiv sind oder die sehr gute Einzelspieler in ihren Reihen haben, die auf nationaler Ebene mitmischen. 

 

"Besser, man geht den Umstieg gleich an"

 

An die national agierenden Athleten hat der TTVWH auch bei der Wahl des Plastikballs für seine Meisterschaften und Ranglisten gedacht. "Der DTTB wird alle Wettbewerbe mit dem Plastikball bestreiten. Wenn jemand bei uns die Qualifikation schafft, muss er sich von daher nicht umstellen", erklärt Walter. "Wenn solche Veränderungen anstehen, hilft es nicht, zu warten. Da ist es besser, man geht den Umstieg gleich an - das haben wir damals beim 40mm-Ball auch so gemacht. Aus Vereinssicht sieht das natürlich etwas anders aus." Der Westdeutsche Tischtennis-Verband denkt in dem Punkt ähnlich: "Je früher Sie den Plastikball einsetzen, umso eher gleichen Sie Ihre Spiel- und Trainingsbedingungen denen Ihrer Konkurrenten an - was für alle nur vorteilhaft ist", heißt es in der offiziellen WTTV-Erklärung zum Thema. Wegen der mangelnden Verfügbarkeit der Bälle wird man hier allerdings das Rad für die erste Veranstaltung am zweiten Augustwochenende schon wieder zurückdrehen und doch noch einmal auf Zelluloid setzen. 

 

Der Bayerische Tischtennisverband hat auf die noch immer ungesicherte Lage mit einem vorläufigen Verzicht auf den Plastikball reagiert. Wie der Sächsische und Pfälzische Verband wählten auch die Bayern eine Zwischenlösung und werden zunächst bis zum Ende des Jahres die Verbandsturniere mit Zelluloid ausrichten. Dann könne man sich ein weiteres Mal beraten und die bis dahin gesicherten Erkenntnisse mit in die Entscheidungsfindung einfließen lassen. "Eventuell werden wir dann auch auf Plastik umsteigen, aber wirklich nur, wenn gesichert ist, dass ausreichend Bälle verfügbar sind und sie auch von der Qualität und Haltbarkeit her überzeugen", relativiert Gunther Czepera. Der stellvertretende BTTV-Präsident kann sich nicht vorstellen, dass für die bayerischen Spieler durch den weiteren Gebrauch der Zelluloidbälle ein Nachteil entsteht - zumal der Spitzensport schon allein durch die Regelungen in den Bundesligen abgedeckt sei. Der BTTV habe allerdings beim DTTB angeregt, die Entscheidung noch einmal zu überdenken, ob wirklich alle nationalen Turniere mit Plastikball ausgerichtet werden sollen. "Denn ich weiß nicht, ob es unbedingt erforderlich ist, dass auch im Senioren- und Nachwuchsbereich in dieser Saison mit Plastik gespielt wird", erläutert Czepera. 

 

Mehrzahl geht auf Nummer sicher

 

Das Gros der Verbände teilt die Einstellung des Bayerischen, Pfälzischen und Sächsischen Verbands und geht in dieser Saison noch den risikoärmeren Weg mit dem Zelluloidball - meist auch ohne eine zeitliche Frist zu setzen, nach der man sich noch einmal über das Thema beraten kann. Den oberen Ligen wird jedoch zum Teil ans Herz gelegt, mit dem Plastikball zu spielen, wie etwa in Mecklenburg-Vorpommern. 

 

Gunther Czepera ist nicht glücklich darüber, dass es in dieser Saison keine einheitliche Regelung in Deutschland gibt. "Wahrscheinlich wäre es für alle besser gewesen, wenn man noch ein Jahr gewartet hätte - obwohl dann die Industrie nicht unter Druck gestanden hätte und wir womöglich vor demselben Problem gestanden hätten", sagte der BTTV-Vertreter. Auch Thomas Walter findet es schade, dass jeder Verband nun seine eigene Regelung hat, "weil sich die Sportart einheitlich präsentieren sollte. Die jetzige Situation ist schlecht für die Außendarstellung unseres Sports und für die vielen Spieler, die nun wöchentlich den Ball wechseln müssen."

 

Einen Überblick über die verschiedenen Regelungen in den Landesverbänden finden Sie auf Seite zwei!

 

(JS)

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