Pokal

Walther kritisiert Pokalmodus – TTBL-Chef Stehle: "Abwägung aller Argumente"

Ricardo Walther kritisiert die Pokalsetzung (©Haubner)

12.10.2018 - Schwerer hätte es für den ASV Grünwettersbach kaum können: Im Pokalviertelfinale werden die Badener den Titelverteidiger und Rekordpokalsieger Borussia Düsseldorf empfangen. Schon bevor dieser Gegner überhaupt feststand, hatte ASV-Spieler Ricardo Walther gegenüber myTischtennis.de massive Kritik am Pokalmodus geäußert, den Nico Stehle, Geschäftsführer der für den Pokalwettbewerb verantwortlichen TTBL Sport GmbH, verteidigt.

Der Hintergrund ist der, dass es für den Pokalwettbewerb eine Setzung der nach Durchschnitts-Q-TTR-Wert vier besten Mannschaften für die Viertelfinals gibt. Diese Setzung bewirkt, dass den vier höchstgesetzten Mannschaften die vier niedriger gesetzten Teams als Gegner zugelost werden, im Halbfinale wiederum das topgesetzte Team auf das in dieser Runde am tiefsten gesetzte Team trifft. Mit Blick auf das Viertelfinale in dieser Saison trennten Walthers ASV Grünwettersbach nur wenige Q-TTR-Punkte vom TTC Schwalbe Bergneustadt, um in den Topf der vier höchstgesetzten Teams zu kommen. Als Gegner drohten neben den Schwalben Rekordpokalsieger Borussia Düsseldorf, Liebherr Ochsenhausen und der 1. FC Saarbrücken TT. Am Ende wurde es bekanntlich Düsseldorf.

Walther: "Pokalsetzung in der Form sportlich betrachtet ein Skandal"
Schon vorher hatte Walther erklärt: „Sportlich betrachtet ist die Pokalsetzung in der Form für mich ein Skandal. Es gibt keinen Pokalwettbewerb in irgendeiner Sportart, in dem für das Viertelfinale die besten Mannschaften gesetzt werden. Man erreicht damit, dass die vier besten Mannschaften ins Halbfinale einziehen. Dann könnte man auch gleich eine Art Super Cup unter diesen Teams austragen. Als kleiner Verein würde ich den Pokal nach dem Modus, der aktuell zum Tragen kommt, boykottieren.“

Nachvollziehen kann TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle, dass nicht jeder mit dem aktuellen Modus zufrieden ist. Doch er bringt an: „Zur Saison 2011/12 haben wir im Pokal eine freie Losung ohne Setzung eingeführt, die drei Spielzeiten galt. In dieser Zeit haben wir die Erfahrung gemacht, dass die spielstärksten Mannschaften oftmals schon in frühen Runden aufeinandertreffen. Das sahen wir aus mehreren Gründen kritisch. Nicht ohne Grund sorgen in anderen Sportarten und auch im Tischtennis Setzungen dafür, dass die spielstärksten Mannschaften oder Spieler nicht gleich in den ersten Runden aufeinandertreffen."

Stehle: "Haben sportliche und wirtschaftliche Aspekte in gleichem Maße berücksichtigt"
Jeder wünsche sich doch, dass Deutschland und China oder Timo Boll und Ma Long bei den Olympischen Spielen oder bei der Weltmeisterschaft nicht bereits in der ersten Runde aufeinandertreffen würden, sondern sich frühestens im Halbfinale duellieren würden, so Stehle weiter. Darüber hinaus habe die Wiedereinführung der Setzung zur Saison 2014/15 auch wirtschaftliche und vermarktungstechnische Vorteile für alle Parteien mit sich bringen sollen. Für einen Zweitligisten bzw. einen 'kleineren' Verein sei es einfacher und lukrativer, ein Spiel gegen Topvereine wie beispielsweise Düsseldorf oder Ochsenhausen in eigener Halle zu vermarkten und für das Final Four sei es wichtig, dass Topspieler und Topmannschaften teilnehmen, um den wirtschaftlichen Erfolg eines solch eigenveranstalteten Events garantieren zu können. 

"Aber dieser Grund tut dem sportlichen Aspekt aus unserer Sicht keinen Abbruch, da es durch Setzungen bereits im Achtel- und Viertelfinale vermehrt zu spannenden Duellen "David gegen Goliath" kommt, die ja genau die gewünschten attraktiven Pokalspiele sind und den Erwartungen Rechnung tragen, dass im Pokal – in einem Spiel und vor allem in eigener Halle – alles möglich ist und die Favoriten gestürzt werden können", erklärt Stehle.

Ob der Pokal durch seine Setzung an sportlichem Reiz verliere, sehen Walther und der TTBL-Geschäftsführer somit unterschiedlich. Denn Walther sagt: „Ein Pokalwettbewerb im herkömmlichen Sinne soll ja eigentlich Spannung bringen. Es heißt immer: ‚Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.’ Das sehe ich beim Tischtennis nicht. Auch nicht, dass verschiedene Mannschaften über die Jahre den Pokal gewinnen. Bei uns gewinnt jedes Jahr Düsseldorf den Pokal und die Meisterschaft.“

Stehle wiederum meint: „Der Pokal hat auch in der Form seinen Reiz. Schon ein Spiel bringt die Entscheidung und kann einen Topverein aus dem Wettbewerb werfen. Im Tischtennis sind wir aber – anders als z. B. im Fußball, für den es immerhin auch für die erste DFB-Pokal-Runde eine Setzung der 18 Erstligisten und der besten 14 Zweitligisten gibt, – anderen wirtschaftlichen Zwängen unterworfen. Die haben damals, neben den Argumenten, die für ein späteres Aufeinandertreffen der spielstärkeren Teams sprechen, zur Wiedereinführung einer Setzung geführt. Der Pokal ist dennoch spannend, hat seine eigenen Gesetze und ist gut für Überraschungen.“

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(DK)

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