WM 2015

Top-Trio! Boll, Ivancan und Franziska im Achtelfinale

Patrick Franziska traf heute jeden Ball (©Stosik)

30.04.2015 - Nach dem gestrigen schwarzen Tag für die DTTB-Mannschaft tun ein paar gute Nachrichten gut. Timo Boll, Patrick Franziska und Irene Ivancan taten den deutschen Fans diesen Gefallen und spielten sich alle drei ins Achtelfinale. Der Weg dorthin hätte allerdings unterschiedlicher kaum sein können. Während Boll sich gegen Monteiro durch sieben Sätze quälte und Ivancan ebenso knapp gewann, machte Franziska gegen Marcos Freitas das vielleicht beste Spiel seines Lebens.

Gestern wurde Tischtennis-Deutschland mit Hiobs-Botschaften überhäuft, heute sorgten Timo Boll, Patrick Franziska und Irene Ivancan dafür, dass man auch morgen noch mit einem deutschen Trio mitfiebern kann. Für den einen oder die andere war dieser WM-Donnerstag allerdings alles andere als ein Spaziergang.

Boll kriegt seinen Körper nicht in Wallung

Boll hatte zwar noch keinen internationalen Vergleich mit Joao Monteiro verloren, musste diesmal allerdings ganz schön zittern. Schon sein gestriges Spiel gegen Jakub Dyjas verlief auf Messers Schneide, gegen den Portugiesen sollte es nicht leichter werden. Der Rekordeuropameister erwischte den besseren Start, kassierte jedoch sogleich das 1:1. In den folgenden Sätzen erarbeitete er sich schöne Punktepolster, die er allerdings sogleich wieder verspielte. Den dritten Durchgang verlor er so noch knapp, den vierten rettete er in der Verlängerung über die Ziellinie. Boll schürte in der Folge wieder die Hoffnung, indem er mit 3:2 in Führung ging, verlor dann aber wieder komplett den Faden und musste in den siebten Satz. 

Seine Anspannung war ihm hier deutlich anzumerken. Jeden Punkt bedachte er mit einer Siegerfaust, während Jörg Roßkopf von seinem Sitz aufsprang. Auch hier erarbeitete er sich einen Vorsprung. Und auch hier wurde er bei 9:9 wieder eingeholt. Er war es zwar, der sich den ersten Matchball holte, diesen aber nicht nutzen konnte. Als der zweite saß, freute sich nicht nur er, sondern auch seine chinesischen Fans, die ihn mit „Timo“-Chören feierten. „Ich musste heute etwas gegen meinen müden Körper ankämpfen, hatte Probleme, ihn in Wallung zu bringen“, erklärte Boll. „Wenn man dann auch noch nervös wird, bricht einem das Spiel weg - ob das die Aufschläge oder Topspins sind. Aber als es am Ende drauf ankam, war ich Gott sei Dank ruhiger. Es war heute kein verdienter Sieg, aber auch kein übermäßig glücklicher - ich hab’s halt gewonnen.“ Nun hofft er, dass er in seinem nächsten Spiel gegen Wong Chun Ting aus Hongkong noch eine Schippe drauflegen kann. 

Überragender Franziska schlägt Weltranglistenachten

Patrick Franziska ließ am heutigen Tag einige Münder offen stehen. Mit einer sagenhaften Leistung besiegte er den Weltranglistenachten, Marcos Freitas, mit 4:1 und zog damit erstmals ins Achtelfinale ein. Dabei ließ seine bisherige Bilanz gegen den Portugiesen wenig Grund zur Euphorie. Zweimal kreuzten sich ihre Wege auf internationalem Terrain bisher und beide Male konnte der 22-Jährige nicht einen Satz gewinnen. In Suzhou legte er hingegen furios los, gestaltete die Ballwechsel druckvoll, platzierte clever und überraschte Freitas damit offensichtlich sehr. Die ersten drei Sätze brachte der Deutsche auf seine Seite, bevor auch der Portugiese einmal zum Zug kam und einen Durchgang gewann. Doch dies war nicht der Anfang einer großen Aufholjagd. Franziska ließ den Team-Europameister im fünften Satz verzweifeln und beendete das Spiel souverän mit 11:6.

„Mir fällt gerade kein Spiel ein, in dem ich besser gewesen wäre“, antwortete der Deutsche auf die Frage, ob dies das beste Spiel seines Lebens war. „Es hat einfach alles gepasst, ich habe mich perfekt bewegt und super konzentriert.“ Der Gedanke, dass er sich gerade ins Achtelfinale spielt, kam ihm allerdings erst beim Matchball, als er aus seinem Tunnel aufgetaucht sei. „Ich habe es aber immer noch nicht richtig realisiert.“ Sein nächster Gegner, Kou Lei aus der Ukraine hat in diesem Turnier schon gute Erfahrungen mit deutschen Spielern gemacht. Schließlich war er es, der Bastian Steger nach 0:2-Rückstand noch aus dem Turnier warf. Wenn Franziska morgen in dieser Weltklasseform spielt, wird das schwer.

Ivancan gewinnt Kopf-an-Kopf-Rennen

Irene Ivancans Drittrundengegnerin Park Youngsook hatte bereits gestern bewiesen, dass sie gegen Abwehr spielen kann, als sie ihre Teamkollegin Seo Hyowon aus dem Wettbewerb warf. Und auch wenn Ivancan einen guten Einstieg ins Spiel fand, wurde schnell klar, dass die beiden Kontrahentinnen sich auf Augenhöhe bewegen und keinen Ball schenken würden. So konnte sich dementsprechend auch keine der beiden Spielerinnen ein Polster erarbeiten und die Entscheidung musste im siebten Satz gefunden werden. Hier schaffte es Ivancan nach ausgeglichenem Beginn, sich beim Spielstand von 6:6 abzusetzen. Nach vier Punkten in Folge erspielte sie sich vier Matchbälle, von denen sie den zweiten nutzte. Damit steht sie erstmals im Achtelfinale.

„Ich bin total glücklich, das gewonnen zu haben, aber ich bin nicht ganz zufrieden mit mir“, erklärte die 31-Jährige. „Wir waren beide sehr aufgeregt. Das Spiel war eher eine Frage des Kämpfens als des schön Spielens.“ Im Achtelfinale wartet mit Ding Ning, der Weltranglistenersten, natürlich eine denkbar schwere Aufgabe auf sie. „Es ist schade, dass es Ding ist. Aber ich habe noch nie gegen sie gespielt. Die Chancen sind natürlich gering, aber ich will mich da mal austesten und hoffe auf die Überraschung.“


Die Spiele der Deutschen im Überblick:

Herren-Einzel:

3. Runde:
Timo Boll - Joao Monteiro POR 4:3 (5,-7,-10,12,7,-3,10)
Patrick Franziska - Marcos Freitas 4:1 (11,7,10,-5,6)

Achtelfinale: 
Patrick Franziska - Kou Lei UKR, Freitag 7 Uhr
Timo Boll - Wong Chun-Ting, Freitag 10 Uhr

Damen-Einzel

3. Runde:
Irene Ivancan - Park Youngsook KOR 4:3 (7,-7,-9,7,9,-8,8)

Achtelfinale:
Irene Ivancan - Ding Ning CHN, Freitag 8 Uhr
 

(JS)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.