World Cup

Deutsches Viertelfinale nach Ovtcharovs Zitterpartie

Das war knapp: Dimitrij Ovtcharov kam im Achtelfinale mit einem Schrecken davon (©Fabig)

25.10.2014 - Einen nervenaufreibenderen Auftakt hätte sich Dimitrij Ovtcharov beim World Cup der Herren nicht bereiten können. Gegen Kamal Achanta, der sich heute kämpferischer denn je gab, musste er bis zum siebten Satz zittern, das erste Spiel zu überstehen. Trotzdem können wir uns heute Nachmittag auf ein deutsches Viertelfinale zwischen ihm und Timo Boll freuen, der mit Adrien Mattenet ebenfalls seine Mühe hatte, aber 4:1 gewann.

Wer erwartet hat, dass die beiden deutschen Kandidaten auf den World Cup 2014 beim Heimspiel in Düsseldorf leichtes Spiel haben würden, wurde im Achtelfinale eines Besseren belehrt. Dimitrij Ovtcharov wäre in der Partie gegen Kamal Achanta beinahe schon in seinem Auftaktspiel gescheitert und auch Timo Boll hatte mit Adrien Mattenet zu kämpfen. Im Gegensatz zu seinem jüngeren Kollegen ließ sich der Rekord-Europameister aber nicht mehr als einen Satz abnehmen.

 

Kämpferischer Achanta kurz vorm Favoritensturz

 

Ovtcharov und Achanta hatten bei der gestrigen Auslosung noch gescherzt, dass der Inder das letzte Trainingsspiel für sich entschieden habe - dass es auch in der Achtelfinalpartie so eng werden würde, kam dann aber doch überraschend. Ovtcharov wurde direkt im ersten Satz kalt erwischt, als der Inder, den er gut aus der Düsseldorfer Trainingsgruppe kennt, sich das 1:0 unter den Nagel riss. "Das war natürlich direkt ein unglücklicher Start", befand 'Dima'. "So gelangt man direkt unter Druck" - mit dem Deutschlands Bester jedoch gut zurechtkam. Er zog an Achanta zum 2:1 vorbei und wirkte, als habe er nun das Ruder in der Hand. Doch sein Kontrahent ist für sein großes Kämpferherz bekannt - und das packte er auch in dieser Partie wieder aus. Die Konsequenz war ein stetes Auf und Ab, das schließlich im siebten Satz gipfelte. Auch dieser Durchgang gestaltete sich als Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem Ovtcharov dem Borussen in der Verlängerung eine Nasenlänge voraus war. "Kamal hat sehr gut gespielt, es war ein Spiel auf Messers Schneide", fand Ovtcharov. "Für die erste Runde war das eine ordentliche Leistung von mir." 

 

Im Viertelfinale können wir uns nun um 18:45 Uhr auf ein deutsches Duell freuen, zu dem es leider dank der Auslosung schon recht früh im Turnier kommt. Ovtcharov erwartet eine enge Partie, obwohl er die letzten fünf direkten Vergleiche gewinnen konnte: "Timo ist in einer glänzenden Form, sehr frisch und extrem heiß, nach dem, wie der Sommer in China verlaufen ist." Seine Achtelfinalpartie gegen Adrien Mattenet konnte Boll zwar mit 4:1 gewinnen, das Spiel war allerdings hart umkämpft und hätte nach verlorenem ersten Satz und knappem zweiten leicht auch in eine andere Richtung gehen können. Am Ende ging jedoch der Deutsche als strahlender Sieger aus der Box. "Ich bin überrascht, wie aggressiv er gespielt hat", gab Boll nachher zu. "Ich musste um den Sieg richtig kämpfen."

 

Publikumsliebling Aruna sorgt weiter für Begeisterung

 

Für Begeisterung sorgte ein weiteres Mal Quadri Aruna, der sein Traumturnier, das gestern mit Siegen gegen Kenta Matsudaira und Alexander Shibaev begann, fortsetzte und im Achtelfinale auch noch Tang Peng bezwang. Der Nigerianer hat mit seinem beherzten Auftreten längst die Herzen der Zuschauer gewonnen, die ihn wieder lautstark unterstützten. Mit 4:2 sicherte sich der Afrikameister so das Ticket für das Viertelfinale. "Das war der größte Sieg meiner Karriere", freute sich Aruna. "Entscheidend war, dass ich den dritten Satz noch gewonnen habe, wo ich schon etwas nervös war. Da kam das Timeout bei 11:10 genau richtig." Das Viertelfinale darf er gegen den Weltmeister Zhang Jike bestreiten, der Adrian Crisan mit 4:0 besiegte.

 

Apolonia wirft Freitas aus dem Turnier

 

In der anderen Hälfte des Bäumchens konnten sich die Zuschauer über zwei nationeninterne Duelle freuen, von denen es zumindest eins in sich hatte. Chuang Chih-Yuan und Chen Chien-An schenkten sich im taiwanischen Vergleich keinen Zentimeter und boten dem Publikum einige großartige Ballwechsel. Mit 4:2 konnte sich dann aber doch der favorisierte Chuang Chih-Yuan durchsetzen, der es im Viertelfinale mit Jun Mizutani zu tun bekommt. Dieser hatte mit dem griechischen Abwehrspieler Panagiotis Gionis im ersten und vierten Satz zwar leichtes Spiel, dazwischen bäumte sich der Spieler von Borussia Düsseldorf allerdings mächtig auf und hätte die Durchgänge gut auch für sich entscheiden können.

 

Das portugiesische Duell zwischen Tiago Apolonia und Marcos Freitas verlief dagegen deutlicher als gedacht. Bei der nur vier Sätze dauernden Partie war es Tiago Apolonia - und nicht der gesetzte Marcos Freitas -, der sich klar in Front brachte und die Durchgänge jeweils deutlich für sich entschied. "Normalerweise gewinne ich gegen Marcos im Training nicht so klar", gab Apolonia nachher zu Protokoll. "Aber heute war ich extrem stark." Zudem habe er den Vorteil gehabt, sich gestern schon 'akklimatisieren' zu können, während Freitas "kalt ins Turnier" kam. Die nächste Hürde, die auf Apolonia wartet, ist allerdings hoch. Er wird im Viertelfinale auf keinen Geringeren als Ma Long treffen, der sich wie erwartet locker gegen Kenta Matsudaira durchsetzte.

 

Die Ergebnisse im Überblick:

 

Achtelfinale

 

Ma Long CHN - Kenta Matsudaira JPN 4:0 (6,4,4,2)

Marcos Freitas POR - Tiago Apolonia POR 0:4 (-6,-9,-2,-5)

Chuang Chih-Yuan TPE - Chen Chien-An TPE 4:2 (8,3,-3,-9,8,10) 

Jun Mizutani JPN - Panagiotis Gionis GRE 4:0 (2,10,11,3)

Dimitrij Ovtcharov GER - Kamal Achanta IND 4:3 (-9,7,6,-8,5,-11,10)

Timo Boll GER - Adrien Mattenet FRA 4:1 (-9,13,7,9,9)

Tang Peng HKG - Quadri Aruna NGR 2:4 (7,-9,-10,-8,9,-3)

Zhang Jike CHN - Adrian Crisan ROU 4:0 (8,9,11,8)

Viertelfinale 

Ma Long CHN - Tiago Apolonia POR
Chuang Chih-Yuan TPE - Jun Mizutani JPN
Dimitrij Ovtcharov GER - Timo Boll GER/Adrien Mattenet FRA
Quadri Aruna NGR - Zhang Jike CHN

 

(JS)

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