EM 2014

EM: "Größter Moment der portugiesischen TT-Geschichte"

Der neue Europameister heißt Portugal (©Stosik)

28.09.2014 - Deutschland ist entthront, Portugal feiert: Zum ersten Mal seit dem Jahr 2005 (Dänemark) heißt der Herren-Europameister im Tischtennis nicht Deutschland. Im Finale gegen Portugal kassierte das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf eine 1:3-Niederlage und verpasste damit den siebten Titel in Folge. Der DHS Europe Cup-Sieger und Weltranglistenzwölfte Marcos Freitas avancierte mit zwei Siegen zum Mann des Spiels.

Vor mehr als 1.500 Zuschauern in der MEO Arena in Lissabon war es Freitas, der Portugal im Spiel gegen Steffen Mengel in Führung brachte. Immer wieder kam der Portugiese mit seinen hart angezogenen Vorhand-Topspins in die weite Rückhand des Deutschen zum Erfolg, so dass am Ende ein glatter 3:0-Sieg für Freitas auf der Anzeigetafel prangte. Im zweiten Einzel des Abends kam es dann zum Aufeinandertreffen zwischen Joao Monteiro und dem im Turnierverlauf noch ungeschlagenen Timo Boll. Auch in dieser Partie konnte Boll eine souveräne Leistung abliefern, Deutschland mit einem 3:0-Erfolg wieder zurück ins Spiel bringen. 

Im Anschluss stieg Dimitrij Ovtcharov gegen Tiago Apolonia in die Box. Nach seiner Weisheitszahn-Operation aufgrund von Trainingsrückstand an Position drei aufgeboten sollte Ovtcharov gegen Apolonia nur selten ins Spiel finden. Während die ersten beiden Sätze recht deutlich an den Portugiesen gingen, konnte der deutsche Einzel-Europameister im dritten Satz einen Matchball gegen sich abwehren und vekürzte auf 1:2. Ein 6:3-Polster im vierten reichte schließlich nicht, um noch in den Entscheidungssatz zu kommen, so dass nun erneut Timo Boll gefragt war. In einem Duell auf Weltklasse-Niveau mit Marcos Freitas konnte der Düsseldorfer lediglich den zweiten Durchgang für sich entscheiden.

Ein Stolperstein für Boll waren die Aufschläge von Freitas. Diese bemängelte der Deutsche beim Schiedsrichter (Zitat Boll wenige Stunden nach dem Spiel: "Freitas wirft den Ball in seinen Körper rein, macht keinen Schritt zum Ball hin. So kommt nie eine gerade Flugkurve zustande und ich bin als Rückschläger schon im Nachteil. Für solche Fälle wäre es vielleicht nicht schlecht, noch einen weiteren Schiedsrichter in der Halle zu haben, der ganz speziell auf die Aufschläge schaut"). Für sein Reklamieren sah Boll nach dem ersten Satz Gelb und fing sich die Pfiffe der Zuschauer ein. Da der Düsseldorfer in den weiteren Sätzen die Big Points verpasste, durften sich die Anhänger in Lissabon schließlich über den ersten Europameistertitel einer portugiesischen Tischtennis-Herrenmannschaft freuen. Dabei wären die Gastgeber in der Vorrunde mit zwei Niederlagen gegen Deutschland und Österreich beinahe um ein Haar ausgeschieden – nur der direkte Vergleich gegenüber Ungarn und Österreich hatte Freitas und Co. das Viertelfinale beschert.

Ziel bleibt weiter China. 
"Ich habe bis zum Ende gekämpft, habe aber bei manchen wichtigen Bällen die Entscheidung verpasst. Der Druck in diesem Spiel war enorm. Mir hat dann manchmal hat ein bisschen die spielerische Leichtigkeit und Konzentration gefehlt", sagte Boll später nach der Niederlage gegen Portugal. Dimitrij Ovtcharov meinte: "Es ist schade, dass ich dem Team im Turnierverlauf wenig und heute nicht helfen konnte, mit dem zweiten Platz können wir natürlich nicht zufrieden sein. Gratulation an Portugal aber." Bundestrainer Jörg Roßkopf fand: "Die Portugiesen haben schon ein gutes Halbfinale gespielt, sich zum Finale noch einmal gesteigert und haben verdient gewonnen. Natürlich sind wir enttäuscht. Vor dem Hintergrund unserer Ausfälle und den Bedingungen hier haben wir aber ein gutes Turnier gespielt. Die Niederlage ist kein Beinbruch. Wir müssen uns auf unser großes Ziel konzentrieren und das ist, China irgendwann zu schlagen."

"Der größte Moment der portugiesischen Tischtennis-Geschichte"
Matchwinner Marcos Freitas sagte: "Vor allem gegen Steffen Mengel bin ich gut vorbereitet ins Spiel gegangen. Die 2:1-Führung von uns im Rücken hat mir enormen Auftrieb gegeben und den Druck für Timo natürlich noch einmal erhöht." Der Saarbrücker Tiago Apolonia war der Meinung: "Alle Portugiesen, nicht nur aus Lissabon, sondern aus dem ganzen Land, haben uns unterstützt. Hier sind alle Partien live im Fernsehen übertragen worden. Das aus persönlicher Sicht wichtigste Spiel bei diesem Turnier habe ich gewonnen. Im eigenen Land Europameister zu werden, ist der größte Moment der portugiesischen Tischtennis-Geschichte."

Herren-Finale

Portugal - Deutschland 3:1
Marcos Freitas - Steffen Mengel 3:0 (8,8,8)
Joao Monteiro - Timo Boll 0:3 (-7,-1,-8)
Tiago Apolonia - Dimitrij Ovtcharov 3:1 (7,2,-11,9)
Marcos Freitas - Timo Boll 3:1 (10,-5,6,9) 

(DK)

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