EM 2018

EM: Zittersieg von Boll, Duda gelingt Coup gegen Gauzy

Kann's kaum glauben: Benedikt Duda dreht den letzten Satz gegen Gauzy und steht im Achtelfinale (©Gohlke)

21.09.2018 - Geschont wurden sie defintiv nicht, die Nerven der deutschen Fans am Freitag mit Blick auf die Herren- und Damen-Einzel sowie Herren-Doppel und Damen-Doppel. Abgesehen vom Mixed-Doppel – lesen Sie hierzu den gesonderten Bericht – steht in der Bilanz aber eine absolut weiße Weste am Freitag. Im Einzel zogen neun DTTB-Asse ins Achtelfinale, im Doppel vier Duos ins Viertelfinale ein.

Zum Artikel über die Mixed-Doppel 

Steigen wir im Herren-Einzel ein: Als erster Spieler betrat hier am späten Nachmittag Dimitrij Ovtcharov die Box und verließ diese nach fünf Sätzen gegen Alexander Shibaev wieder als Sieger. "Ich bin sehr zufrieden, es war ein gutes Spiel von mir gegen einen unangenehmen Gegner, die Richtung stimmt", meinte der Titelträger der Jahre 2013 und 2015 nach einer guten Vorstellung. Im Achtelfinale wartet auf den 30-Jährigen sein Orenburger Mannschaftskollege Vladimir Samsonov, der sich in einem packenden Generationen-Duell gegen den schwedischen Vize-Weltmeister der Jungen, Truls Möregårdh, mit 4:2 behaupten konnte. Ovtcharov: "Natürlich kein Wunschlos für mich. Seit dem Olympia-Viertelfinale 2016 haben wir nicht mehr gegeneinander gespielt. Wir kennen uns aber natürlich aus Hunderten Trainingseinheiten. Das wird ein tolles Spiel für die Zuschauer, ein richtungsweisendes für mich."

Erstes EM-Achtelfinale für Walther, Europameister Lebesson raus
Zum ersten Mal in seiner Karriere erreichte im Anschluss Ricardo Walther das Einzel-Achtelfinale einer EM, Wang Yang bezwang er in fünf Durchgängen. "Er hat ein gutes Spiel gemacht. Wenn er will, kann er richtig stark aufspielen. Das Zwischenziel für mich ist erreicht. Ich bin gut drauf. Jetzt muss man schauen, wie weit es noch gehen kann." In der der Runde der letzten 16 wird es der Grünwettersbacher mit Marcos Freitas zu tun bekommen. Nicht mehr im Turnier vertreten ist unterdessen der Europameister Emmanuel Lebesson. Dieser musste sich dem Rumänen Ovidiu Ionescu in der zweiten Runde deutlich mit 1:4 geschlagen geben. 

Duda wehrt gegen Gauzy vier Matchbälle in Folge ab
Für den Höhepunkt im Einzel aus deutscher Sicht sorgte dann allerdings Benedikt Duda. Den an Position drei gesetzten Weltranglisten-13. Simon Gauzy besiegte er in einem Sieben-Satz-Krimi. Dabei wehrte der 24-jährige Deutsche im Entscheidungssatz beim Stand von 6:10 gleich vier Matchbälle in Folge ab. "Ein Wahnsinnsspiel. Ich bin sprachlos, unfassbar happy, dass ich nicht aufgegeben habe", waren Dudas erste Worte nach dem Überraschungserfolg. "Ich habe seine Aufschläge nachher mit der Rückhand angenommen, das war ein Mittel zum Erfolg. Bei meinen Aufschlägen habe ich variiert, er wusste damit teilweise nicht viel anzufangen. Seine Rückhandbanane habe ich nach und nach in den Griff bekommen." Dudas Gegner im Achtelfinale wird der Schwede Jon Persson sein. 

Zeitgleich zum Spiel Dudas fand das von Patrick Franziska gegen seinen ehemaligen Saarbrücker Mannschaftskollegen Bojan Tokic statt. In diesem behielt der 26-jährige Deutsche in fünf Sätzen souverän die Oberhand und trifft in der Runde der letzten 16 auf Tiago Apolonia.

Boll feiert Zittersieg gegen Akkuzu
Hatte man sich vom packenden Spiel Dudas gerade erholt, strapazierte auch Timo Boll die Nerven mächtig. Nach seinem Auftaktsieg am Vortag hatte er erklärt, dass er von seiner Bestform noch weit entfernt sei, die Grundsicherheit fehle. Das wurde heute gegen den stark aufspielenden Can Akkuzu deutlich. Gegen den 19-jährigen Franzosen musste Boll über die volle Distanz von sieben Sätzen gehen, gewann im siebten Durchgang nach drei zuvor vergebenen Matchbällen mit 13:11. In gewohnter Ruhe kommentierte der deutsche Rekordeuropameister nach seinem Zittersieg das Spiel: "Ich habe das erste Mal gegen ihn gespielt, es war eine schwere Partie. Am Ende war es offen, ich habe dann ein bisschen mehr Glück gehabt. Ich mache mich aber nicht mehr verrückt, gerate bei solchen Spielen nicht mehr in Panik. Ich muss froh sein, dass ich in meiner momentanen Verfassung gegen einen solchen Spieler gewonnen habe. Lernen zu akzeptieren, dass man so ein Spiel auch durchaus verlieren kann, ist vielleicht das schwierige." Bolls Gegner am Samstag wird der Engländer Liam Pitchford sein (zum EM-Interview mit Pitchford). 

Starke Leistungen der DTTB-Damen im Einzel
Unter dem Strich mit wenig Mühe hatten sich zuvor die deutschen Damen ihre Plätze im Achtelfinale gesichert. Umkämpft waren die Sätze im Duell von Petrissa Solja und der Portugiesin Shao Jieni. Doch die Deutsche behielt meist die Oberhand und siegte mit 4:1. Leichte Anlaufschwierigkeiten hatte unterdessen Han Ying gegen die Russin Yana Noskova, konnte sich im zweiten Satz aber fangen und ihr Spiel ebenfalls mit 4:1 nach Hause bringen. "Ich habe zu weit weg vom Tisch gestanden, habe das Spiel erst in den Griff bekommen, als ich näher zum Tisch stand. Das konnte ich mir gegen sie erlauben, auch so konnte ich ihre Bälle entschärfen", analysierte Han. Im Schnelldurchlauf meisterten Sabine Winter und Nina Mittelham ihre Hürden in der zweiten Runde. Winter hatte gegen die Ukrainerin Ganna Gaponova keine größeren Probleme, Mittelham wusste beim 4:0-Erfolg gegen die Ungarin Szandra Pergel zu überzeugen, die bei der WM im letzten Jahr immerhin Petrissa Solja aus dem Rennen geworfen hatte. Zu attraktiven Duellen wird es nun in Runde 16 kommen. Winter darf gegen die Niederländerin Li Jie ihre Stärke gegen Abwehr unter Beweis stellen. Petrissa Solja wird von ihrer ehemaligen Berliner Mannschaftskollegin Gina Pota aus Ungarn gefordert, Han Ying von der Schwedin Matilda Ekholm und Nina Mittelham steht Bernadette Szöcs aus Rumänien gegenüber. 

Damen- und Herren-Doppel alle noch im Wettbewerb vertreten
In der Herren- und Damen-Doppel-Konkurrenz hatten die deutschen Duos am Mittag wieder nichts anbrennen lassen und waren geschlossen ins Viertelfinale eingezogen. Ohne Satzverlust setzen sich die Titelverteidiger Patrick Franziska und Jonathan Groth (Dänemark) gegen die Portugiesen Diogo Chen und Diogo Carvalho durch. Von einer konzentrierten, guten Leistung sprach Franziska im Anschluss, "wir haben sehr aggressiv gespielt, sie gar nicht ins Spiel kommen lassen." In der nächsten Runde geht es für die beiden gegen das rumänisch-spanische Duo Ovidiu Ionescu/Alvaro Robles. Die hatten bei den China Open Anfang Juni aufhorchen lassen, denn dort Ma Long und Xu Xin geschlagen. Franziska: "Wenn wir so konzentriert spielen wie heute, haben wir gute Chancen."

Etwas schwerer taten sich Ricardo Walther und Ruwen Filus gegen das slowakisch-griechische Abwehrduo, kamen ihrem erklärten Ziel, bei dieser EM eine Medaille zu gewinnen, durch einen 4:2-Erfolg nach 1:2-Satzrückstand aber ein Stück näher. Als letzte Hürde davor warten am Samstag Tobias Rasmussen aus Dänemark und Samuel Walker aus England.  

Über sechs Sätze ging es auch für Kristin Lang/Nina Mittelham und Sabine Winter/Petrissa Solja bei den Damen. Einen 1:2-Rückstand drehten Winter/Solja, einen 0:1-Rückstand Mittelham und Lang. Letztere erklärte im Anschluss: "In den entscheidenden Situationen haben wir die Nerven behalten." Mit Blick auf das Viertelfinale gegen die Rumänin Bernadette Szöcs/Elizabeta Samara sagte die 33-Jährige: "Es wird ein knappes Spiel. Aber mit der Leistung ist auch morgen einiges drin."

Zu allen Ergebnissen der Deutschen auf Seite zwei

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