ETTU-Wettbewerbe

Düsseldorf spielt sich sensationell ins CL-Halbfinale

Unbändige Freude bei Timo Boll und Kamal Achanta, als die Sensation perfekt war (©Fabig)

23.01.2015 - Wie heißt es so schön? Man soll die Hoffnung nie aufgeben! Auch nicht, wenn man das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League mit 1:3 gegen den Titelverteidiger verloren hat und man davon ausgehen muss, dass sich dieser das Halbfinalticket nicht mehr nehmen lassen wird. Borussia Düsseldorf hat am Freitagabend die Überraschung geschafft und Pontoise Cergy überrumpelt, während Saarbrücken sich aus dem Wettbewerb verabschieden musste.

Am Ende war es nur ein Satz, der darüber entschied, welches Team weiterhin um den europäischen Thron kämpfen darf. In einem gleichermaßen hochklassigen, dramatischen und nervenaufreibenden Duell hatte Borussia Düsseldorf das 1:3 aus dem Hinspiel gegen AS Pontoise Cergy egalisiert und dabei einen Satz mehr gewonnen als die Franzosen (17:16), der den Düsseldorfern doch noch den Einzug ins Halbfinale bescherte.

Es stand viel auf dem Spiel, schließlich gehörten beide Teams zu den Anwärtern auf den Champions League-Thron und es war klar, dass für einen Verein der Traum heute enden würde. Dass die Borussia den Traum weiterleben kann, ist einer großartigen Mannschaftsleistung, aber auch einer Kulisse von 1.100 Zuschauern zu verdanken, die das Trio vom ersten Ballwechsel an nach vorne gepeitscht hat. Coach Danny Heister: „Ich bin sehr stolz auf diese Truppe, auch auf Patrick, der heute von der Bank aus alles gegeben hat. Sie hat einen Teamgeist, einen Zusammenhalt, der gerade in schwierigen Situationen wie nach dem Hinspiel erst richtig zum Tragen kommt. Die Jungs haben an sich geglaubt und haben ihre Chance gesehen. Sie wollten diesen Sieg unbedingt, und das war heute Abend ausschlaggebend. Unser Dank gilt aber auch diesen fantastischen Fans, die uns das ganze Spiel über nach vorne gepusht und unterstützt haben.“

Beide Trainer hatten sich für die gleiche Aufstellung wie im ersten Aufeinandertreffen entschieden. So sollte Timo Boll gegen Wang Jian Jun die Borussia in Front bringen. Nach einem nervösen Beginn legte Boll ab Durchgang zwei den Schalter um. Taktisch variabel, dynamisch und mit der nötigen Ruhe gewann er die Sätze zwei bis vier, zweimal sogar mit 11:2, und brachte die Borussia wie erhofft in Führung. Panagiotis Gionis war es dann, der mit zwei gewonnenen Sätzen gegen Pontoise-Spitzenspieler Marcos Freitas die Borussia weiter im Spiel hielt und Kamal Achanta und Timo Boll die Möglichkeit eröffnete, das Wunder vom Staufenplatz zu vollbringen. 0:2 hatte er zurückgelegen, aber er kämpfte, er wollte sich nicht geschlagen geben. Und Gionis kam zurück. In Satz vier wehrte er vier Matchbälle ab und schaffte einen weiteren wichtigen Satzgewinn. Dass es am Ende nicht zum Sieg reichte, tat der Borussia zwar weh, aber die Chance zum Sieg war weiterhin gegeben.

Die Hoffnungen ruhten nun auf Kamal Achanta, die Vorlage von Gionis zu nutzen. Mit einer überzeugenden Vorstellung besiegte er Kristian Karlsson, auch in der Deutlichkeit, hochverdient mit 3:0 und ebnete damit den Weg für Timo Boll, im „Endspiel“ gegen Marcos Freitas das Wunder perfekt machen zu können. Vor Wochenfrist gewann Freitas das Topspiel, heute aber ließ ihm Boll zwei Sätze lang nicht den Hauch einer Chance. Auch der 1:2-Anschluss brachte den Düsseldorfer nicht aus der Ruhe. Er blieb fokussiert und konzentriert, er wollte diesen Sieg. Und Boll schaffte es, nach einem Fight über drei Stunden und 15 Minuten, den lucky Punch zu setzen. Unter tosendem Beifall und stehenden Ovationen verwandelte Boll den Matchball zum Einzug ins Halbfinale nach einem intensiv geführten und hochklassigen Duell des Weltranglistenneunten gegen die Nummer zehn.         

Manager Andreas Preuß war stolz auf sein Team: „Sowas erlebt man nicht alle Tage. Ich habe der Mannschaft 5% gegeben, aber sie haben alle aufopferungsvoll gekämpft." Auch Matchwinner Timo Boll hob die Mannschaftsleistung in den Vordergrund: „Ein riesen Kompliment an unsere ganze Mannschaft. Ich glaube, wir waren alle total 'on fire' und haben ein großes Spiel gemacht. Pontoise hat uns richtig gefordert, aber wir waren heute einfach gieriger und stehen verdient im Halbfinale.“

Keine Sensation für Saarbrücken

Beim 1. FC Saarbrücken TT blieb das Wunder hingegen aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Tiago Apolonia, Adrien Mattenet und Slobodan Grujic mit einem Ticket fürs Champions League-Halbfinale aus dem russischen Orenburg zurückkehren würden, war von Vornherein sehr gering. Als dann auch noch Bojan Tokic wegen eines Trauerfalls passen musste, sanken die Chancen noch einmal um ein paar Prozentpunkte. Und tatsächlich ist das Ergebnis, mit dem Saarbrücken am Freitagnachmittag seine Champions League-Saison abschloss, ernüchternd. Das favorisierte russische Team um Deutschlands Nummer eins Dimitrij Ovtcharov verpasste dem TTBL-Verein eine 0:3-Pleite, bei der nur zwei Sätze gewonnen werden konnten.

Da Saarbrücken nach dem erfolglosen Hinspiel dringend einen 3:0-Sieg brauchte, war die Entscheidung über den Einzug in die Vorschlussrunde bereits nach dem ersten Einzel zwischen Alexey Smirnov und Tiago Apolonia gefallen. Der Russe holte Orenburg den wichtigen Punkt mit einem 3:1-Sieg über den amtierenden Team-Europameister und nahm damit den Druck von den Schultern seiner Teamkameraden. Dimitrij Ovtcharov sorgte gegen Adrien Mattenet, der es zumindest schaffte, die Sätze eng zu gestalten, den zweiten Punkt, bevor Vladimir Samsonov den Sack zumachte. Dass Coach Grujic das Spiel nach dem ersten Satz wegen Knieproblemen aufgab, machte da keinen Unterschied mehr.
 

Die Champions League-Viertelfinals im Überblick:

Fakel Gazproma Orenburg - 1. FC Saarbrücken TT 3:0
Alexey Smirnov - Tiago Apolonia 3:1 (-9,9,3,10)
Dimitrij Ovtcharov - Adrien Mattenet 3:1 (-8,10,3,10)
Vladimir Samsonov - Slobodan Grujic 3:0 (2,0,0)

Borussia Düsseldorf - AS Pontoise Cergy 3:1
Timo Boll - Wang Jian Jun 3:1 (-5,2,10,2)
Panagiotis Gionis - Marcos Freitas 2:3 (-9,-8,7,14,-5)
Kamal Achanta - Kristian Karlsson 3:0 (5,8,10)
Timo Boll - Marcos Freitas 3:1 (5,6,-7,7)

(JS)

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