Beim Spiel gegen Törnkvist zeigte Waldner beim Stand von 9:6 im ersten Satz noch einmal einen 'No-Look-Shot' (©YouTube)
16.02.2016 - Am Donnerstagabend war es soweit: Jan-Ove Waldner beendete seine aktive Karriere. Im Schlagabtausch seines schwedischen Heimatvereins Spårvägen mit BTK Rekord bestritt der 'Mozart' des Tischtennis seine letzten beiden Partien im Ligabetrieb und wird demnächst nur noch in Showkämpfen und bei der ITTF Legends Tour zu sehen sein. Eines der beiden Einzel – das gegen Simon Arvidsson – konnte der 50-Jährige sogar für sich entscheiden.
Da sich Waldner allerdings in seinem zweiten Einzel Andreas Törnkvist mit 1:3 geschlagen geben musste und seine Mannschaftskollegen ihre Partien ebenfalls verloren, unterlag Spårvägen mit 1:4 und muss nun den Weg in die zweite Liga antreten. "Ich habe okay gespielt. Es war ein schöner Abschied", sagte Waldner der Zeitung "Aftonbladet" bei seinem letzten Ligaspiel, dem rund 200 Fans beiwohnten.
Bei seinem schwedischen Heimatverein hatte der 'Tischtennis-Mozart' mit sechs Jahren zum ersten Mal am Tisch gestanden, vor rund 38 Jahren sein Erstligadebüt gefeiert. Es sollte der Anfang einer einzigartigen Karriere sein: Der heute 50-Jährige konnte in 35 Jahren Profi-Tischtennis alles gewinnen, was es zu gewinnen gab, darunter u.a. Olympia-Gold im Einzel 1992, zwei WM-Titel im Einzel, 1989 und 1997 – letzteren sogar ohne Satzverlust –, und vier WM-Titel mit der Mannschaft, 1989, 1991, 1993 und 2000 – den letzten in der Historie, der nicht an China ging.
Mit seinem unnachahmlichen Ballgefühl und seiner Spielübersicht sollte der Schwede, der in der Bundesliga für Saarbrücken, Plüderhausen und Fulda auf Punktejagd ging, so manchen Gegner an den Rand der Verzweiflung bringen. Noch im vergleichsweise hohen Alter von 38 Jahren ließ er bei den Olympischen Spielen 2004 seine Klasse aufblitzen, kegelte im Achtelfinale erst den hochfavorisierten Ma Lin aus dem Turnier und setzte sich im Viertelfinale gegen Timo Boll durch. Am Ende sollte ein vierter Platz zu Buche stehen. Versprühte Waldner innerhalb der Box meist großen Glanz, war sein Privatleben auch von Schattenmomenten geprägt. Sein Hang zu durchzechten, feuchtfröhlichen Nächten und zum Glücksspiel war kein Geheimnis. Letzteres machte ihm zeitweise auch finanziell zu schaffen. Heute soll er ausgesorgt haben, was – ähnlich wie im Fall von Timo Boll – auch an seiner Werbewirksamkeit in China liegt, wo er Lao Wa (immer blühender Baum) genannt wird und ihn angeblich mehr Leute kennen als so manchen US-Präsidenten. Ende 2004 eröffnete der Schwede in Peking ein eigenes Restaurant, als einzigem Ausländer im Reich der Mitte überhaupt wurde ihm 2013 eine Briefmarke gewidmet, im gleichen Jahr brachte er ein eigenes Modelabel auf den Markt.
Der Tischtennis-Welt wird er fehlen, der vielleicht beste Spieler aller Zeiten. Zumindest bei Showwettkämpfen und der ITTF Legends Tour wird man ihn weiterhin in Aktion sehen und über den ein oder anderen tollen Schlag staunen dürfen.
Die Höhepunkte der beiden letzten Einzel von Jan-Ove Waldner in der schwedischen Liga sehen Sie hier:
(DK)
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