Buntes

Drei Väter, drei Söhne: Bei Kleve III bleibt’s in der Familie

Zweimal Schouten, zweimal Kepser und zweimal Erkis (v.l.) bilden die Klever Vater-Sohn-Mannschaft (©WRW Kleve)

20.02.2017 - Von der großen „Tischtennisfamilie“ spricht man in der Szene gerne, wenn man das Zusammengehörigkeitsgefühl der Spieler zum Ausdruck bringen möchte. Bei der TTVg WRW Kleve geht die „Tischtennisfamilie“ hingegen auch im wörtlichen Sinn zusammen an den Tisch - nämlich mit drei Vater-Sohn-Gespannen in ein und derselben Mannschaft. Das außergewöhnliche Team kommt gut an - und das nicht nur in der Verwandtschaft, sondern auch bei Gegnern und Sponsoren.

Weiß-Rot-Weiß Kleve war lange Zeit vor allem für eines bekannt: Spitzen-Damentischtennis, das zuletzt acht Jahre in Folge in der 2. Bundesliga gespielt wurde. Nach dem Abschied der Kleverinnen aus dem Bundesligaunterhaus vorige Saison wollte einer der größten Sponsoren von Weiß-Rot-Weiß eigentlich etwas kürzer treten, ließ sich dann aber ausgerechnet mit der Klever Bezirksklassemannschaft zur weiteren Unterstützung überzeugen. Schließlich kann diese etwas bieten, was man sonst nicht oft zu sehen bekommt: drei Väter und drei Söhne, die Seite an Seite um Punkte kämpfen.

Die Geschichte wiederholt sich

„Ich spiele seit 37 Jahren Tischtennis - immer bei Weiß-Rot-Weiß Kleve - und ich habe viele kommen und gehen gesehen“, erzählt Mannschaftssprecher Peter Schouten. „Aber diese Mannschaft ist für mich einzigartig. Diese Saison lässt sich mit keiner zuvor vergleichen.“ Kein Wunder, schließlich spielt der 49-Jährige nicht nur mit seinem Sohn Daniel in einer Mannschaft, sondern auch mit zwei alten Weggefährten. Martin Kepser und Ismet Erkis kennt Schouten schon seit über 30 Jahren und hat mit ihnen zum Teil schon in der Jugend zusammen aufgeschlagen. Als Kepsers Sohn Johannes zu Erkis' und Schoutens Nachwuchs in die Klever Jugend-Kreisligamannschaft stieß, wiederholte sich die Geschichte quasi in der nächsten Generation und bei den Vätern reifte die Idee heran, eine Vater-Sohn-Mannschaft zu gründen. Für diese einmalige Aktion wechselten Kepser und Erkis wieder zurück zum Heimatverein - Letzterer sogar vom Regionalligateam des SC Bayer 05 Uerdingen -, um zusammen Bezirksklasse zu spielen. „Der Verein hat die Idee durchweg positiv aufgenommen und uns unterstützt. Aber die Umsetzung war nicht so einfach, weil die Jungs mit ihren TTR-Werten noch nicht so weit waren“, erläutert Schouten. Mit vereinten Kräften machte WRW Kleve das Projekt dennoch möglich und meldete das junge Trio in der vierten Mannschaft, um Sperrvermerke zu verhindern. Aktiv sind die Jungs aber natürlich vor allem in der dritten, wo Johannes Kepser in der Rückrunde sogar schon als Stammspieler gemeldet werden konnte. 

„Es ist cool, dass wir bei den Herren mitspielen können“, findet Daniel Schouten. „Und es läuft besser als gedacht, wir können gut mithalten und müssen nicht mehr um den Klassenerhalt kämpfen. Das habe ich nicht erwartet.“ Auf die Punkte des ehemaligen Zweitligaspielers Ismet Erkis kann sich das Team natürlich stets verlassen, aber auch Daniel und Elijas holten in dieser Saison schon jeweils sechs Einzelpunkte, der 16-jährige Johannes hat sogar eine positive Bilanz. Nicht zuletzt auch durch ihre Doppelstärke - die Paarungen Schouten/Schouten, Kepser/Kepser und Erkis/Erkis holen meist eine 2:1-Führung zum Einstieg - konnte sich die Mannschaft bis auf den fünften Tabellenplatz vorkämpfen. 

„Für mich ist das mein Karrierehöhepunkt“

Auf das Doppel mit seinem Vater freut sich Daniel Schouten stets besonders. „Es ist schön, zusammen Punkte zu machen“, findet der 15-Jährige. „Mein Vater weiß genau, wie ich spiele, und kann gute Tipps geben. Und manchmal, wenn er nicht gut gespielt hat, baue ich ihn auf und sage ihm, dass es nicht schlimm ist und es weiter geht.“ Im Normalfall sind es aber die Väter, die die Söhne coachen und nicht andersherum. Für Peter Schouten ist es keine Selbstverständlichkeit, dass das so problemlos klappt: „Man mag meinen, dass es Konflikte gibt, wenn der Vater den Sohn verbessert, aber bei uns - und auch bei den anderen Vieren - ist das nicht so. Es gibt ja auch Kinder, die nicht möchten, dass die Eltern in der Halle sind, wenn sie spielen. Bei uns ist das umgekehrt. Unsere Söhne möchten unbedingt, dass wir Väter dabei sind. Und so bin ich für meinen Sohn nun gleichzeitig Vater, Coach und Mannschaftskamerad.“

Die Stimmung in der Mannschaft ist also besonders familiär - auch ohne das Bierchen, das nach den Auswärtsspielen gerne von den Gegnern angeboten wird. „Da hat in der Liga schon ein Umdenken stattgefunden, so dass inzwischen auch nicht alkoholische Getränke besorgt werden“, freut sich Vater Schouten. „Und wir Sechs gehen dann noch schön zusammen essen.“ Bei Heimspielen bleibt übrigens selbst das Thema Verpflegung in der Familie: Mutter Claudia Schouten hilft in der Klever Cafeteria und sorgt so vor allem während der Spiele der Jungenmannschaft, für die Daniel, Elijas und Johannes nebenbei auch noch aktiv sind, dafür, dass die Jungs was Ordentliches im Magen haben, wenn es wenige Stunden später direkt zum nächsten Einsatz im Vater-Sohn-Team geht. Anstrengend sei dies schon, findet Daniel Schouten, aber seinetwegen könnte es gerne auch in der nächsten Saison so weitergehen. Das sieht auch sein Vater so. „Aber wer weiß? Vielleicht spielen wir auch nur ein Jahr zusammen. Die Jungs machen enorme Fortschritte“, erklärt Peter Schouten. „So eine Gelegenheit kommt wahrscheinlich nie wieder. Für mich ist das mein Karrierehöhepunkt. Das ist einfach was ganz Besonderes.“

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(JS)

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