Buntes

Ma Long im FAZ-Interview über Selbstzweifel und Militärdrill

Ma Long gibt im FAZ-Interview einen kleinen Einblick in sein Seelenleben (©Fabig)

05.02.2016 - Lange hatte Ma Long auf den ganz großen Coup warten müssen. Im letzten Jahr holte der Chinese endlich den ersehnten WM-Einzeltitel. Zuvor hatte er sich bei drei Weltmeisterschaften im Halbfinale Wang Hao geschlagen geben müssen, immer wieder versagten ihm in den entscheideneden Momenten die Nerven. Im Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung spricht Ma Long u.a. über Leistungsdruck und militärischen Drill.

Darin erklärt der 27-Jährige, es sei "natürlich, nervös zu sein", wenn man das Beste wolle und auf unerwartete Situationen im Spiel treffe. "Es gibt auch verschiedene Gründe, Angst zu haben. Die Leistung des Gegners, die eigene schlechte Verfassung. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, mit diesen Gefühlen umzugehen, aber es gibt sie nach wie vor", so der Chinese. Der Gewinn des WM-Titels habe ihm Sicherheit gegeben. Zuvor habe er einen ständigen Prozess der Selbstanalyse durchgemacht: "Ich fragte mich: Verschwendest du deine Zeit, wenn du doch keine Fortschritte machst? Ich fragte mich: Hörst du besser auf oder machst du weiter? Ich entschloss mich, weiterzumachen und zu kämpfen.“ Auf die Frage, ob das Karriereende von Wang Hao eine Befreiung für ihn gewesen sei, entgegnet Ma Long: "Nein. Eine Befreiung werde ich wohl nur spüren, wenn ich meine Karriere beende."

Keinen Fernseher, Handys zwar erlaubt, aber kaum Empfang
Angesprochen auf den hohen Konkurrenzdruck in der chinesischen Nationalmannschaft, erklärt der Weltmeister, die Beziehung zwischen den Spielern sei sehr gut, man analysiere gemeinsam die Gegner und helfe sich gegenseitig. Zwar kämpfe man seit Jahren gegeneinander um die Plätze bei großen Turnieren, aber: "Wir sind daran gewöhnt. Wir sind nur in den Spielen Gegner.“ Selbst der Trainingsalltag in der chinesischen Nationalmannschaft sei "schon halb-militärisch". Zwei Wochen im Jahr ginge es darüber hinaus in eine Militärbasis, damit sich die Spieler soldatische Tugenden aneigneten "wie positives Denken, Disziplin und Gemeinschaftssinn". Verbessert hätten sie dadurch ihre Motivation und Willensstärke. "Außerdem freuen sich die Spieler danach wieder mehr auf das Tischtennistraining, weil es dann doch nicht so anstrengend ist wie die militärische Ausbildung“, so Ma Long weiter.

Während der Zeit auf der Militärbasis ständen die Spieler um sechs Uhr auf, um neun Uhr abends müssten sie schlafen. "Es gibt keinen Fernseher. Handys sind zwar erlaubt, aber der Empfang ist sehr schlecht." Auf der Militärbasis würden die Spieler auch lernen, Waffen auseinanderzunehmen und wieder zusammenzubauen, zudem ständen Übungen im Gelände wie geographische Vermessungen an. "Gefechtsausbildung gehörte nicht dazu, da ist wohl die Verletzungsgefahr zu groß. Dafür machten wir täglich ein bis zwei Stunden Konditionstraining, um in Form zu bleiben.“

Ob er seinen Kindern empfehle, Tischtennisprofi zu werden? „Meine Eltern trafen die Entscheidung für mich, dass ich Tischtennis spiele. Wenn ich ein Kind hätte, würde ich Tennis oder Basketball für es auswählen. Einfach weil es so hart ist, ein Spitzentischtennisspieler zu sein.“

Hier geht's zum vollständigen Interview

(DK/Quelle: FAZ)

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