Buntes

Helmut Hampl: "Entweder 100 % oder gar nicht!"

Nach 34 Jahren kümmert sich Helmut Hampl nun nicht mehr nur um die hessischen Talente (©Roscher)

05.02.2015 - 34 Jahre lang war Helmut Hampl, der Entdecker von Timo Boll, Jörg Roßkopf und Patrick Franziska, beim Hessischen Tischtennis-Verbands tätig. Jetzt geht die Trainer-Ikone kurz vor seiner Rente noch einmal eine neue Aufgabe an und wird Cheftrainer im DTTZ. Im Interview mit myTischtennis.de verrät Hampl, wie er Ex-Schützling Jörg Roßkopf unter die Arme greifen wird und aus welchem Holz Talente geschnitzt sein müssen, um Topspieler zu werden.

myTischtennis.de: Sie haben jahrzehntelang beim HTTV gearbeitet. Warum haben Sie sich nach dieser langen Zeit dazu entschlossen, dort aufzuhören und noch einmal eine neue Aufgabe zu übernehmen?

Helmut Hampl: Ich habe den Job 34 Jahre lang gemacht. Und dann habe ich dieses Angebot bekommen und beschlossen, die letzten drei, vier, fünf Jahre bis zur Rente noch einmal etwas anderes zu tun. Ich habe jetzt einen Zwei-Jahresvertrag mit dem DTTB unterschrieben. Eigentlich wollte ich mit 65 Jahren in Rente gehen, aber wenn es mir gut gefällt, bleibe ich vielleicht auch noch zwei, drei Jahre länger. 

myTischtennis.de: Welche Aufgaben werden Sie dort in Zukunft genau übernehmen?

Helmut Hampl: Ich habe zwei Hauptaufgaben. Zum einen bin ich der Cheftrainer des DTTZ und zum anderen kümmere ich mich um den U23-Bereich, um einen Übergang vom C- zum B-Kader der Herren zu schaffen. 

myTischtennis.de: In dem Rahmen werden Sie auch mit Jörg Roßkopf zusammenarbeiten, den Sie früher selbst unter Ihren Fittichen hatten. Ist die Vorstellung nicht irgendwie komisch für Sie?

Helmut Hampl: Ganz im Gegenteil. Ich finde das sehr schön! Jörg war auch derjenige, der auf die Idee gekommen ist, der mich gefragt hat. Und ich möchte ihn sehr gerne unterstützen.

myTischtennis.de: Sie sind sicher einer der gefragtesten Trainer Deutschlands. Wie viele Angebote haben Sie in Ihren 34 Jahren beim HTTV bekommen?

Helmut Hampl: Da haben schon einige nachgefragt. Aber es kommt immer darauf an, in welcher Situation man sich gerade befindet. Ich sehe diesen Job jetzt als neue Herausforderung vor der Rente. Mit Jörg zusammenzuarbeiten, reizt mich natürlich auch. Und wenn ein ehemaliger Schützling sagt: "Ich brauche dich, hilf mir bitte", mache ich das gerne.

myTischtennis.de: Mit welchem Gefühl geht man an solch eine neue Aufgabe, wenn man 34 Jahre lang am selben Ort gearbeitet hat?

Helmut Hampl: Es war nicht einfach, beim HTTV aufzuhören. Und am Abschlussabend sind auch einige Tränen geflossen. Es war keine einfache Entscheidung für mich, aber irgendwann muss man den Mut haben, etwas Neues zu machen. 

myTischtennis.de: Welches Ziel haben Sie sich gesetzt?

Helmut Hampl: Gute Grundlagen zu schaffen. Damit mein Nachfolger gute Strukturen vorfindet, wenn ich in Rente gehe. 

myTischtennis.de: Apropos Nachfolger: Behalten Sie das Geschehen in Hessen weiter im Auge oder lassen Sie Ihren Nachfolger, Peter Engel, einfach mal machen?

Helmut Hampl: Peter Engel kommt in Hessen in eine Struktur, die ich geprägt habe. Wenn er möchte, kann er sie so lassen. Wenn er es für richtig hält, kann er sie ändern. Nach 34 Jahren tut es sicher auch gut, wenn einmal ein anderer seine Handschrift hinterlässt.

myTischtennis.de: Sie waren derjenige, der Timo Boll und Jörg Roßkopf entdeckt und gefördert hat. Waren die beiden einfach Ausnahmetalente?

Helmut Hampl: Nein, das war alles harte Arbeit. Es gab noch viele andere Spieler, in die man viel Herzblut gelegt hat und die auch gut geworden sind - wenn auch nicht so gut. Dazu gehört brutal harte Arbeit und nicht nur Talent. Mit Timo habe ich von seinem neunten bis 27. Lebensjahr täglich gearbeitet, Jörg war bis 17 bei mir, bevor er nach Düsseldorf ging und dort zahlreiche Titel holte. Und dann ist er wieder zurückgekommen.

myTischtennis.de: Haben Sie aktuell jemanden im Auge, der in Bolls und Ovtcharovs Fußstapfen treten könnte?

Helmut Hampl: Da gibt es viele, das kann man nicht voraussagen. Zwischen dem 17. und 20. Lebensjahr scheiden sich die Geister. Will man nach der Schule noch vier, fünf Jahre komplett in den Tischtennissport investieren und sehen, wie weit man kommt? Und später als andere mit seinem Studium beginnen? Es ist sehr viel Arbeit. Nur wer Tischtennis zu 100 % in den Vordergrund stellt, kann es schaffen.

myTischtennis.de: Wie lange dauert es, bis Sie wissen, dass Sie ein großes Talent vor sich haben?

Helmut Hampl: Talent bedeutet ja nicht nur spielerische Fähigkeiten. Derjenige muss trainierbar sein, er muss die körperliche Verfassung haben, ehrgeizig sein, Schmerzen aushalten können und sich durchbeißen, kämpfen wollen. Und der Sport muss bei ihm im Vordergrund stehen.

myTischtennis.de: Lagen Sie auch schon einmal kräftig daneben mit Ihrer Einschätzung?

Helmut Hampl: Natürlich, ich bin ja kein Hellseher. Wenn man als Trainer keine Fehler macht, ist man kein guter Trainer. Denn nur aus Fehlern lernt man. 

myTischtennis.de: 34 Jahre beim HTTV und jetzt die große neue Aufgabe beim DTTB - wie viel Tischtennis brauchen Sie im Leben?

Helmut Hampl: Ich mache das, weil es mir Spaß macht. Wenn man an etwas keinen Spaß hat, sollte man etwas anderes machen. Und dann gilt: Entweder 100 % oder gar nicht!

(JS)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.