Buntes

Johannes Rahn: Als Drittliga-Fußballer ein TT-Virtuose

Ein Profifußballer mit einem Q-TTR-Wert von 1887: Johannes Rahn ist vielseitig talentiert (©privat)

06.11.2014 - Mit der TuS Koblenz und Arminia Bielefeld gelang ihm der Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga, aktuell spielt er beim Drittliga-Aufsteiger Fortuna Köln: Johannes Rahn. Doch was den 28-Jährigen auszeichnet, ist nicht nur seine fußballerische Klasse, sondern auch, dass er ein sehr guter Tischtennisspieler (Q-TTR-Wert: 1887) ist. Mit uns sprach der Hirtscheider darüber, wie sich beide Talente parallel entwickelten und was der Fußballer Rahn vom TT-Spieler Rahn lernen kann.

„Mit Tischtennis habe ich im Alter von sechs Jahren angefangen“, erzählt Rahn über die Anfänge seiner Sportlerkarriere. Bei seinem Heimatverein SF Nistertal sei das gewesen. Seine Mutter habe ihn immer zu Turnieren begleitet und es durchaus gern gesehen, dass ihr Sohn Tischtennis spielte statt Fußball. „Mit zwölf Jahren habe ich dann aber auch im selben Verein das Fußballspielen begonnen“, berichtet der Hirtscheider. Dennoch blieb Tischtennis seine bevorzugte Sportart. Aus gutem Grund: Rahn war so begabt im Spiel mit dem weißen Zelluloidball, dass er es in der Jugendzeit sogar zu den Deutschen Meisterschaften schaffte. „Da bin ich mit meinem Kumpel Tim Lindner (spielt heute Regionalliga in Wuppertal) Dritter im Doppel geworden. Das Halbfinale gegen Baum/Süß konnte man aus unserer Sicht allerdings schon fast als peinlich bezeichnen. Trotz unseres damaligen Erfolgscoachs Stefan Zimmermann kamen wir nicht annähernd aus dem Schneider. Im Einzel bin ich im Achtelfinale ausgeschieden. Der Satzgewinn gegen Christian Süß in der Gruppe war eher auf Überheblichkeit des jetzigen Profis zurückzuführen“, so der 28-Jährige. „In unserer ersten Doppelrunde trafen wir auf das Doppel Ovtcharov/Filus. Sie sind beide zwei Jahre jünger als wir. Das war wohl das letzte Jahr, in dem wir ansatzweise eine Chance hatten und konnten glücklich 21:19 im Entscheidungssatz siegen. Im Nachhinein ein wirklich tolles Erlebnis!“

 

Erst im (aus Fußballer-Sicht) ersten A-Jugend-Jahr, also etwa mit 17 Jahren, wurde der Fußball zu Rahns Sportart Nummer eins. „Uwe Koschinat, der auch heute bei Fortuna mein Trainer ist, hat mich damals vom VfL Hamm/Sieg zur TuS Koblenz gelotst. Von da an habe ich mich auf Fußball konzentriert und am Wochenende Fußball gespielt, wenn die Spiele beider Sportarten parallel stattfanden. Im zweiten A-Jugend-Jahr bin ich bei Koblenz schließlich zu den Profis hochgezogen worden, die kurz zuvor in die Regionalliga aufgestiegen waren“, berichtet Rahn. Bei den Rheinland-Pfälzern war der 1,90 Meter-Schlacks fortan eine feste Größe und feierte mit ihnen zur Saison 2005/2006 den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Über die Stationen VfB Stuttgart (2007-2009), noch einmal TuS Koblenz (2009-2011) und Arminia Bielefeld (2011-2014) verschlug es Rahn schließlich Anfang der Saison nach dem Zweitliga-Abstieg der Arminen zu Drittliga-Aufsteiger Fortuna Köln – zu seinem ehemaligen Förderer Uwe Koschinat. 

 

Gelernt, sich von der Kulisse um einen herum nicht ablenken zu lassen

 

Das Tischtennisspielen hat Johannes Rahn in dieser Zeit nie komplett aufgegeben. Da er neben seiner Fußball-Karriere aber noch zusätzlich ein Lehramtsstudium (Sport/Mathe) absolviert,  bleibt dafür natürlich wenig Zeit. „Tischtennistraining ist bei mir nicht mehr drin. Wenn Not am Mann ist, springe ich schon mal hin und wieder ein, sehr gerne sogar“, so der 28-Jährige, der in dieser Sportart seinem Heimatverein Nistertal bis heute treu geblieben ist – ganz gleich, welche Abwerbungsversuche es gab. Momentan spielt die erste Mannschaft des Vereins in der Verbandsoberliga Rheinland und auch Rahn war schon im Einsatz (5:3-Bilanz im mittleren Paarkreuz), weil in der Mannschaft ein bisschen das Verletzungspech umgeht. Wenn es dann tatsächlich mal zu einem Einsatz in der Tischtennis-Mannschaft der SF Nistertal 07 kommt, dann „ärgere ich mich immer darüber, dass ich nicht mehr im Training bin.“ 

 

Im Tischtennis will der 28-Jährige nach seiner Fußball-Karriere dann auch wieder aktiver sein, denn „das geht ja bis ins hohe Alter.“ Was ihm an beiden Sportarten jeweils gefällt: „Beim Fußball finde ich es gut, dass man sich auspowern kann, dass es ein Teamsport ist. Beim Tischtennis wiederum der Kontrast dazu – dass eher die psychische als die physische Komponente gefragt und man auf sich alleine gestellt ist“, so der Rechtshänder. Gelernt habe der Fußballspieler Rahn vom Tischtennisspieler Rahn, sich von der Kulisse um einen herum nicht ablenken zu lassen, sich also in Spielsituationen nur auf sich selbst zu konzentrieren.

 

„Man darf so etwas nicht vom Standpunkt des Geldes aus betrachten“

 

Ob er froh ist, dass es bei den komplett unterschiedlichen Gehältern in den Sportarten letztlich eine Drittliga-Karriere im Fußball statt einer im Tischtennis geworden ist? „Man darf so etwas nicht vom Standpunkt des Geldes aus betrachten, denke ich. Für mich kam es gar nicht erst in Frage, weil ich in beiden Sportarten zum Zeitpunkt meiner Entscheidung für Fußball viel zu weit von einer Profikarriere entfernt war“, erklärt Rahn. Während eine ‚professionelle’ Tischtennis-Karriere nie wirklich im Raum stand, sei der Gedanke an eine Fußball-Karriere bei ihm auch erst sehr spät gekommen: „Tischtennis habe ich eher als großen Spaß und Hobby angesehen und wollte mal bei uns in der ersten Mannschaft spielen, was ich dann zum Glück auch geschafft habe. Es macht einfach immer so viel Freude zusammen mit den Jungs! Ähnlich war es beim Fußball, da kam der Gedanke an eine Profi-Karriere spät, weil der Sport lange Zeit nur nebenher lief.“ Erst als in der A-Jugend der Wechsel zu Koblenz folgte, dachte Rahn, „das mit dem Fußball könnte intensiver werden“. 

 

War Rahn als Kind häufiger bei Bundesligaspielen in Grenzau als Zuschauer vor Ort, verfolgt er auch heute noch, was sich beim Tischtennis so tut. Ab und an schaue er bei Zweitligaspielen des 1. FC Köln vorbei oder in der Regionalliga, in der sein Freund Tim Lindner beim SV Wuppertal zaubert. Über Live-Streams im Internet bekomme er auch etwas von internationalen Turnieren mit. „Aber das könnte ruhig mal häufiger im Fernsehen laufen“, sagt der Profifußballer, der sich auch mehr als nur Fußball im deutschen Fernsehen wünscht – nicht zuletzt weil seine zweite Leidenschaft Tischtennis heißt.

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(Daniel Koch)

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