Buntes

Desmond Douglas: Borussias blitzschneller Engländer

Desmond Douglas im Jahr 2013 (©privat)

09.04.2014 - Diese Spieler haben die Tischtennisszene der vergangenen Tage geprägt. In unserer Serie „Die Stars von gestern“ haben wir Ihnen im ersten Teil den mehrfachen Deutschen Meister Peter Stellwag vorgestellt. Im zweiten Teil wollen wir jetzt auf einen langjährigen Bundesliga-Star eingehen: Desmond Douglas. Zwischen 1977 und 1985 war der Engländer einer der Leistungsträger bei Borussia Düsseldorf.

Es ist einer dieser verregneten Tage, wie man sie von den Klischees über England kennt. Auch in Birmingham schüttet es an jenem Tag im Jahr 1968 „Cats and Dogs“. Der 13-jährige Desmond Douglas, Sohn jamaikanischer Einwanderer, sitzt in der Aula seiner Schule. Unmöglich macht es das Wetter für den begabten Fußball- und Cricketspieler, einem seiner beiden Hobbys nachzugehen. Da sieht er, wie sich zwei andere Schüler ihre Zeit an einem behelfsmäßigen Tisch mit Tischtennis vertreiben. Douglas steigt mit ein – das Erlebnis wird zur sportlichen Geburtsstunde des späteren Europe Top-12-Siegers. Von da spielt er regelmäßig. Erst immer nur 40 Minuten in der täglichen Mittagspause in der Schulturnhalle. Später auch abends in seiner Freizeit, mit 15 schließt er sich dem ersten Verein an. Weiterhin spielt Douglas jedoch hauptsächlich Fußball und Cricket, bis er mit 16 die Schule verlässt und eine Ausbildung als Bus-Mechaniker beginnt. Erst jetzt konzentriert er sich auf Tischtennis. Fast jeden Abend trainiert er drei Stunden, ist in der höchsten englischen Liga aktiv, in der aber nur Amateure spielen (und die nur auf regionaler Ebene existiert). „Tischtennis wurde damals nicht als große Sportart angesehen“, erzählt Douglas rückblickend.

Der Grund für seine ganz besondere Technik 
Das spiegelt sich vor allem in den Trainingsmöglichkeiten wider. Steht der junge Engländer nicht gerade bei irgendeinem Turnier am Tisch, trainiert er in kleinen, kellerartigen, eher baufälligen Räumen, die nicht viel Platz hergeben: „Ich konnte nicht weit zurücklaufen und auch zu den Seiten gab es nicht so viel Platz." Doch gerade das ist der Grund dafür, dass der Engländer seinen so unnachahmlichen Spielstil entwickelt. Während sich andere Spieler zu jener (und vor allem der heutigen) Zeit Topspin-Rallyes aus der Halbdistanz liefern, bleibt Douglas stets am Tisch und nimmt den Ball für damalige Verhältnisse sehr früh. „Den Rückhandblock habe ich bewusst als Mittel eingesetzt“, erläutert der Engländer eine seiner gefährlichsten Waffen. Die Topspins zieht er nicht aus dem ganzen Arm, sondern eher aus dem Unterarm oder dem Handgelenk – dafür jedoch äußerst platziert. Fehlt es an Tempo in seinen Schlägen, ist er auf den Beinen zu jener Zeit einer der schnellsten. Schnell erntet er so den Spitznamen „Lightning Man“(zu dt. in etwa: „Der Blitzschnelle“). 

Douglas’ Talent bleibt auch der Deutschen Tischtennisriege nicht verborgen: Als hauptberuflicher Bus-Mechaniker nimmt er für England 1977 an der Weltmeisterschaft nahe seiner Heimatstadt in Birmingham teil. Er spielt so gut, dass ihn nach dem Turnier Borussias Wilhelm Gäb anspricht. Ob er sich vorstellen könne, in Deutschland Tischtennis zu spielen. „Das war keine leichte Entscheidung damals, schließlich bedeutete es, dass ich meinen Beruf aufgeben musste“, berichtet Douglas. An einem Wochenende nimmt sich der damals 21-Jährige die Zeit, reist nach Düsseldorf und trifft die Entscheidung, sich zur Saison 1977/78 Borussia Düsseldorf (zu der Zeit noch „PSV Borussia Düsseldorf") anzuschließen. Zu den Spielen reist er stets aus England an, weshalb er heute scherzhaft sagt: „Den Düsseldorfer Flughafen kenne ich sehr, sehr gut.“ Einen festen Wohnsitz hat Douglas in dieser Zeit in Düsseldorf übrigens nicht. Allerdings kommt es hin und wieder vor, dass ihn seine damaligen Mitspieler Ralf Wosik oder Hans-Joachim („Hajo“) Nolten für die Zeit zwischen den Spielen bei sich einquartieren oder Douglas im Hotel wohnt. „Der Umgang in Düsseldorf war sehr, sehr familiär. Mir wurde alles abgenommen, ich brauchte wirklich nur zu spielen“, blickt Douglas, nach dessen Wechsel verstärkt weitere ausländische (vor allem englische) Spieler den Weg in die Bundesliga fanden, zufrieden auf die Zeit in Deutschland zurück.

In Düsseldorf ein Garant für den Erfolg
Weil seine Mitspieler Ralf Wosik, Hanno Deutz, Wifried Micke, Eberhard Schöler und Co. tagsüber einem Beruf nachgehen, wartet Douglas – nun Vollprofi – bis zum Abend auf seine Sparringspartner, bis die von der Arbeit kommen. In den acht Jahren (1977-85), in denen der Engländer in der Bundesliga für Düsseldorf spielt, ist er als Nummer eins des Vereins einer der erfolgreichsten Spieler im oberen Paarkreuz. Schon in der ersten Saison wird der ehemalige Weltranglistensiebte mit den Düsseldorfern Deutscher Mannschaftsmeister und wiederholt diesen Erfolg danach vier Mal in Folge. Denkt Desmond Douglas an die interessanten Duelle der vergangenen Tage zurück, dann fallen ihm mehrere Namen ein: „Wilfried Lieck, der durch sein ähnliches Spiel immer ein schwieriger Gegner für mich war und Dragotin Surbek, weil er wie ein Verrückter gekämpft hat. Aber auch Engelbert Hüging, der am Tisch immer ein sehr lauter Spieler war. Das machte es nicht einfach, sich zu konzentrieren.“ Von seinen ehemaligen Mitspielern ist ihm vor allem Eberhard Schöler in Erinnerung geblieben. „Der hatte so eine leichtfüßige Spielweise. Auch wenn er nachher wenig Zeit zum Trainieren hatte, hätte Schöler auch mit fast Ende 30 noch höher als im unteren Paarkreuz spielen können“, schwärmt Douglas.

1985 geht Douglas' Zeit in der Bundesliga zu Ende. Der zweifache Familienvater („Die Reisestrapazen waren nachher dann doch recht groß“) schließt sich dem Verein G.K.N. in England an, spielt bis 1997 weiterhin als Profi. So ändert sich an seinem Spielniveau auch nicht viel, im Gegenteil: 1987 gelingt ihm mit dem Gewinn des Europe Top-12-Turniers in Basel der größte Erfolg seiner Karriere. Im Modus „Jeder gegen jeden“ zwingt Douglas all seine Gegner in die Knie, selbst Tischtennis-Legende Jan-Ove Waldner. Nicht zuletzt aufgrund dieses Erfolgs wird Desmond Douglas im Jahr 2004 zu den 100 wichtigsten dunkelhäutigen Briten gewählt. Klar, dass er hier und da von Sportbegeisterten noch erkannt wird, „denn Tischtennis lief damals häufiger im Fernsehen als heute“, resümiert der elffache Titelträger bei Englischen Meisterschaften. Und was macht der 58-Jährige heute? "Ich arbeite freiberuflich für den englischen Verband, vor allem aber als Trainer in verschiedenen Klubs hier in der Umgebung."

Hier lesen Sie das Peter Stellwag-Porträt!

Ausschnitte aus einem Bundesliga-Spiel u.a. mit Desmond Douglas sehen Sie hier: 



(DK)

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