Bundesligen

3. Bundesliga: Drei Vereine erklären ihren Rückzug

Thomas Keinath wird den TTC Champions Düsseldorf nach nur einem Jahr wieder verlassen. (©ITTF)

08.04.2021 - Der TTC Champions Düsseldorf, der SV Siek und der TTC Fulda-Maberzell II werden in der kommenden Saison nicht mehr in der 3. Bundesliga Nord aufschlagen. Die Gründe für den Rückzug sind nahezu dieselben. Neben dem hohen organisatorischen Aufwand spielen hauptsächlich die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie eine Rolle. Die Vereine wollen sich im Amateurbereich neu aufstellen. myTischtennis.de hat mit den jeweiligen Klubvertretern gesprochen.

Der TTC Champions Düsseldorf hatte schon vor dem erstmaligen Drittliga-Aufstieg der Geschichte die Möglichkeit, sich eine Klasse höher zu beweisen. Doch die Verantwortlichen verzichteten 2018 trotz der Meisterschaft in der Regionalliga West noch auf das Abenteuer 3. Liga. „2019 haben wir dann den Sprung gewagt, hatten aber zu keiner Zeit die Ambitionen, noch höher zu spielen“, sagt Dominik Halcour, seit knapp 15 Jahren 2. Vorsitzender beim TTC.

Mit erfahrenen, einst höherklassig aktiven Spitzenspielern wie Aleksandar Karakasevic, dem Kroaten Roko Tosic und Evgueni Chtchetinine aus Weißrussland erreichten die Champions in der ersten Saison sogar Rang zwei hinter Hertha BSC. Für Karakasevic (wechselte nach Grenzau in die TTBL) lotste Teammanager Frank Müller vor der abgebrochenen Spielzeit Thomas Keinath in die NRW-Landeshauptstadt. Der 43-jährige EM-Doppel-Bronzemedaillengewinner von 2000 kam immerhin viermal zum Einsatz.

Abstand zwischen erster und zweiter Mannschaft verringern

Die Drittligapartie gegen den SV Union Velbert vom 31. Oktober 2020 sollte für die Düsseldorfer jedoch die vorerst letzte gewesen sein. Denn der Ausflug in die Drittklassigkeit war durch die teils weiten Reisen oder das Catering an Heimspieltagen auch sehr kostspielig. Coronabedingt gestalteten sich zudem die Planungen für die Zukunft schwierig. „Uns war klar, dass es irgendwann so weit kommt. Wir wollen den Abstand zwischen erster und zweiter Mannschaft verringern und uns in der Breite besser aufstellen, damit von unten wieder etwas hochkommt“, erklärt Dominik Halcour die Entscheidung des Rückzugs.

Hinter der ersten Mannschaft folgte lange nichts, die „Zweite“ ging zuletzt in der Bezirksliga an den Start. Mit Florian Wagner, vierter Mann aus der „Ersten“, und großen Teilen des Bezirksligateams (darunter auch Müller und Halcour) spielt der TTC künftig in der Oberliga um Punkte. Somit werden die Prioritäten anders gelegt. Weg vom sportlichen Erfolg im professionellen Tischtennis, hin zum laut Halcour „geselligen und freundschaftlichen Miteinander“.

Aushängeschild Wang Yansheng zurück beim SV Siek

Eine Neuausrichtung strebt auch der SV Siek an. Der Klub aus Schleswig-Holstein spielte seit dem Zweitliga-Abstieg 2014 in der damals neu eingeführten 3. Bundesliga Nord. Nach einem starken zweiten Platz vor vier Jahren fand sich der SVS danach meistens auf einem Mittelfeldrang wieder. Interne Probleme traten vor zwei Jahren auf, als der langjährige Spielertrainer Wang Yansheng den Verein verließ. „Er war immer unser Aushängeschild“, berichtet Sportwart Stefan Zilz. Wangs Nachfolger setzte später vorwiegend auf ausländische Spieler. 

„Wir haben unser Konzept komplett geändert und setzen wieder auf Spieler aus der Region. Corona war natürlich auch ein großes Argument“, so Zilz, der sich mit Blick auf den neuen Weg über die Rückkehr von Wang Yansheng und des früheren Leistungsträgers Mulid Kushov freuen darf. Die Weichen für die Regionalliga sind gestellt. Zilz: „Natürlich hätten wir gerne weiterhin die Derbys gegen Bargteheide und Schwarzenbek gehabt. Aber wir haben auch viele Zuschauer verloren, die wir jetzt zurückgewinnen wollen.“ Den erneuten Aufstieg auf absehbare Zeit hält der Sportwart nicht für ausgeschlossen. 

Fulda II setzt in der Oberliga weiter auf junge Spieler

Auch der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell gehört zu den Vereinen, die ab Sommer keine Drittligamannschaft mehr stellen werden. Die Zweitvertretung des TTC war seit dem Zweitliga-Abstieg 2019 drittklassig. Da die Bundesligamannschaft nebenbei bedient wurde, mussten die finanziellen Möglichkeiten angepasst werden, so Vorstandsmitglied Johannes Hodes. „Die zweite Mannschaft ist der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. In diesen Zeiten ist es nicht mehr darstellbar. Deshalb melden wir in der Oberliga“, sagt der Schriftführer.

Beim „Unterbau“ setzten die Fuldaer abgesehen von Routinier Hansi Fischer und Bundesliga-Trainer Qing Yu Meng schon immer voll auf die Jugend. Fan Bo Meng (mittlerweile Teil der „Ersten“ und Benno Oehme, zieht nach Bad Homburg) stehen allerdings nicht mehr zur Verfügung. Die langfristige Perspektive bleibt das primäre Ziel. „Wir wollen nach wie vor Talente aufbauen und sie weiterentwickeln. Dabei haben wir uns keine Grenze gesetzt“, so Hodes, der ohnehin gespannt darauf schaut, wie sich der Spielermarkt in Zukunft weiter zusammensetzen wird.

Altena, Berlin und Co. schielen auf die freien Plätze

Durch den freiwilligen Verzicht von Düsseldorf, Siek und Fulda stellt sich die Frage, ob die frei gewordenen Plätze trotz der Annullierung möglicherweise neu vergeben werden. Danach strebt unter anderem der TTC Altena, bis zum Abbruch Tabellenzweiter in der Regionalliga West. Und tatsächlich haben die Viertligisten bis zum 15. April Zeit, die ausgefüllten Unterlagen beim DTTB (Spielleiter Patrick Festel) einzureichen. Die Aussichten auf den Fall, dass der Antrag wirklich angenommen wird, erscheinen jedoch eher gering, da auch die Reihenfolge der vorzeitig beendeten Saison 2019/2020 herangezogen werden muss.

Damals belegte Altena nur Rang sechs. Der ASV Süchteln, der VfR Fehlheim und die TG Obertshausen waren höher platziert. Auch die Füchse Berlin, der SC Poppenbüttel und die SF Oesede lagen in der Nordstaffel auf Kurs und dürfen weiter hoffen. Zu guter Letzt sollte auch die Sollstärke der 3. Bundesliga Nord (zehn Teams) nicht außer Acht gelassen werden. Für die genannten Klubs ist die Tür zur Drittklassigkeit aber immerhin zumindest noch einen kleinen Spalt weit geöffnet. 

(FKT)

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