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Sabines Blog: Doppel-Tage mit Solja vorerst gezählt

Verstehen und ergänzen sich gut: Sabine Winter und Petrissa Solja (©Roscher)

25.08.2014 - Sabine Winter ist nicht nur zweifache Deutsche Meisterin im Doppel, sondern konnte sich im vergangenen Jahr gemeinsam mit Petrissa Solja auch die europäische Krone in dieser Disziplin aufsetzen. Kein Wunder, dass wir sie gebeten haben, im Rahmen unserer Themenwoche einmal zu erzählen, was sie am Doppel mag und warum sie dort so erfolgreich ist. In ihrem Blog teilt sie zudem mit, dass man das Duo Winter/Solja vorerst seltener zusammen sehen wird.

Ich habe schon immer gerne - und eigentlich auch erfolgreich - Doppel gespielt. Schon zu Schülerinnen-Zeiten war ich im Doppel einen Tick besser als im Einzel. Bei der Schülerinnen-EM 2007 konnte ich an der Seite von Barbora Balazova die Goldmedaille erringen, im Mixed wurden Arne Hölter und ich erst im Finale gestoppt. 2010 gewannen Kathrin Mühlbach und ich völlig unerwartet die Deutschen Meisterschaften im Damen-Doppel. Im selben Jahr konnte ich mit Barbora Balazova bei der Jugend-EM erneut ganz nach oben auf das Podest steigen. 2012 dann der nächste völlig unerwartete Sieg im Doppel bei den German Open an der Seite von Petrissa Solja. Und 2013 folgte schließlich der absolut größte Erfolg, der für manche sicherlich auch sehr überraschend kam. Peti und ich wussten aber schon damals, dass wir, wenn alles passt, sehr schwer zu schlagen sind. Seit Schwechat 2013, wo tatsächlich alles passte, können wir uns Europameister im Doppel nennen. Wir spielen sehr gut zusammen, da meine Schwächen quasi ihre Stärken sind und Peti mich sehr gut ins Spiel bringen kann. Auch in der Liga blieben Tan (Anm. d. Red.: Wenling Tan Monfardini) und ich ungeschlagen, wir mussten bloß in den Playoffs einmal den Kürzeren ziehen. Bei insgesamt 19 Spielen gar nicht mal so übel, wie ich finde. ;-)

 

Warum nur spiele ich so gerne Doppel?

 

Im Doppel habe ich mehr Zeit und kann meinem Schwachpunkt, der Rückhand, besser aus dem Weg gehen. Auch meine nicht sonderlich starken Rückschläge kann ich im Doppel besser spielen. Und selbst wenn mir ein Aufschlag mal nicht so liegt, passiert auch nichts, wenn ich den Gegner einfach nur lang anschupfe, weil quasi alle Damen im passiven Bereich besser sind als ich.

 

Manchen von euch wird sicherlich auch schon aufgefallen sein, dass ich im Doppel relativ oft auf dem Boden liege. Das sind die Situationen, in denen ich im Einzel in einer kleinen Zwickmühle wäre. Dort wäre es unmöglich, noch so viel Power hinter den Ball zu bringen, bzw. wenn, müsste dies der direkte Punkt sein. Denn ans Weiterspielen ist, während man noch halb auf dem Boden liegt, kaum zu denken. Heißt: Aus Bällen, bei denen ich im Einzel im Nachteil wäre, da ich den Ball entweder aus der Halbdistanz mit der Rückhand nur auf den Tisch spielen würde oder eben alles auf eine Karte setzen könnte und damit riskiere, an den nächsten Ball nicht mehr heranzukommen, kann ich im Doppel aus genau derselben Position heraus mir und meinem Partner einen Vorteil verschaffen, da ich erst einen Schlag später wieder auf den Beinen stehen muss. Und das gelingt mir eigentlich immer. Oft genug ist der Ballwechsel bis dahin sowieso schon beendet, da mein Partner des Öfteren eine gute Möglichkeit erhält, im Anschluss zu punkten.

 

Höheres Niveau, wenn die Chemie stimmt

 

Manchmal habe ich das Gefühl, meine durchaus gute Athletik bringt mir im Doppel manchmal noch mehr Vorteile ein als im Einzel. Außerdem ist mein Gegenspin weiter weg vom Tisch um einiges sicherer, als er es am Tisch ist. Im Doppel kann ich, während mein Partner spielt, schon die richtige Distanz zum Tisch einnehmen, wodurch ich nur selten zum passiven Spiel am Tisch gezwungen werde. Es ist also sicherlich von Vorteil, sich mit seinem Partner über den Rückschlag abzusprechen, den er, wenn der Aufschlag es denn zulässt, spielen wird. So weiß man, wo man den Ball in etwa erwarten kann. Auch während des Ballwechsels ist es wichtig, sich an seinen Partner anzupassen. Oft kann es passieren, dass man mit einem einstudierten Spielzug aus dem Einzel seinen Partner statt sein Gegenüber ausspielt. Im Doppel ist es also sehr wichtig, miteinander zu spielen und zu kommunizieren - und damit sicher auch von Vorteil, wenn man sich gut versteht. Es gibt zwar mit Sicherheit auch Doppelpaarungen, die sehr erfolgreich waren, obwohl sie sich nicht mochten, das sind aber eher die Ausnahmen. Ich selber fühle mich an der Seite von jemandem, den ich gut leiden kann, deutlich wohler und kann im Regelfall dann auch ein höheres Niveau abrufen.

 

Leider kann man sich nicht immer aussuchen, mit wem man Doppel spielt. Peti und mich wird man vorerst in Zukunft wohl nicht mehr so oft zusammen auf internationaler Bühne erleben dürfen. Dafür werden Kristin Silbereisen und ich einen neuen Anlauf starten. Auch mit Kristin verstehe ich mich super und freue mich auf die Matches. Im Training haben wir schon ein paar Mal getestet, wie wir am besten unsere Stärken ausspielen können. Der Laufweg stimmt noch nicht immer, aber auch dabei haben wir in der Kürze der Zeit schon große Fortschritte gemacht. Gelingen uns diese und schaffen wir es, selber zum Spiel zu finden, sind wir mit Sicherheit eines der druckvollsten Damen-Doppel. Mit diesem Optimismus starten wir diese Woche bereits in Tschechien in der Doppel-Quali und wollen versuchen, direkt für positive Schlagzeilen zu sorgen. Drückt uns die Daumen! :-)

 

Zu Sabine Winters Homepage

 

(Sabine Winter)

 

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